Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Remscheid-Ehringhausen

Die Kunst - Band 42 Monatsheft für freie und angewandte Kunst
Autor: Hoeffgen-Lennep F. W. (?) deutscher Architekt, Erscheinungsjahr: 1920
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Jagdschloss, Remscheid-Ehringhausen, Architektur, Grundrisslösung, Bauherrschaft, Gestaltung, Haustür, Willkommensgruß, Architekturstück
Zwischen Remscheid und Schloss Burg a. d. Wupper auf einem von Ost nach West verlaufenden Höhenzug, der einen weiten Blick nach Süden über ein tiefeingeschnittenes Tal auf die Erhebungen des Bergischen Landes bis auf die Höhen am Rhein gestattet, liegt ein etwa 380 Morgen großer Familienbesitz, dessen ausgedehnter Garten ohne Unterbrechung überleitet in einen parkartig bewirtschafteten Wald, der sich weit an der Südlehne des Hanges entlang zieht.

Auf der Höhe dieses herrlichen Geländes dachte der Besitzer ursprünglich ein Gartenhaus zu errichten, das im Erdgeschoss einen Saal, eine kleine Küche und ein Schlafzimmer, ferner im Dachgeschoss eine geräumige Wohnung für den Förster und Verwalter umfassen sollte. Im Erdgeschoss waren Schlafzimmer, Vorraum und Kleiderablage als ein abgeschlossenes Ganzes gedacht, um bei gelegentlichem Übernachten die Waschgelegenheit in der Kleiderablage mitbenutzen zu können. Der Hauptwert sollte auf die Ausstattung des Saales gelegt werden.

Die kunstverständigen und vielgereisten Bauherrschaften waren sich vollkommen bewusst, dass nur durch sorgfältigste gemeinschaftliche Arbeit mit dem Architekten eine individuelle Grundrisslösung und Gestaltung der ganzen Anlage zustande kommen konnte. Es war selbstverständlich, dass Eigenart und Empfindungen persönlichsten Lebens der Bewohner in allen Teilen Ausdruck finden mußten. Bis zu den kleinsten Einzelheiten, wie z. B. Türbeschläge usw., sind die Wünsche der Bauherrschaften, sowohl für die praktischen Einrichtungen, wie auch für die Wahl von Material, Form und Farbe, mitbestimmend gewesen.

Im allgemeinen war die Anlehnung an die bodenständigen Formen und Materialien der „bergischen Bauweise“ gewünscht, die in ihrer etwa 80jährigen Entwicklungsperiode in der zweiten Hälfte des 18. und dem Anfang des 19. Jahrhunderts in dem glücklichen Gemisch des Rokoko, dem Stile Ludwig XVI., des Einflusses der Empire und den würdigen Zweckformen der Biedermeierzeit dank der Höhe des heimischen Kunsthandwerks den bergischen Häusern die schönen Verhältnisse und den vornehmen Ausdruck verlieh. Auch die Gesamterscheinung des Benrather Schlosses und die Eindrücke einzelner Raumausstattungen des Schlösschen Tiefurt bei Weimar waren von Einfluss auf den Charakter der Anlage.

Die Stellung des Baues auf dem Gelände ergab sich durch die Sonnenlage und gegebenen Verhältnisse von selbst. Der langgestreckte Bau mit den Hauptwohnräumen nach Süden und den Nebenräumen nach Norden der Straße zugekehrt, stellte eine ideale Anordnung dar. Der Bau wurde soweit von der Straße abgerückt, wie der ebene Teil des nach der Straße angelegten, etwa 55 m tiefen Obstgartens reicht, bis zu der nach Süden geneigten, großen, von Wald eingeschlossenen Rasenfläche, damit der für den Keller notwendige Erdaushub für die Bildung einer Terrasse an der Südseite Verwendung finden konnte. An der Straße ist das Gelände durch eine große Tannenhecke abgeschlossen. Von hier aus führt eine neu angelegte Kastanienallee auf die Mitte des Hauses zu und verbreitert sich hier halbkreisförmig zu einem Vorplatz. Im Osten des Geländes ist ein großer Gemüsegarten untergebracht und ein Teehaus ist hier durch einen Rosenpfad von der Terrasse aus direkt zu erreichen. Im Westen sind verdeckt durch den hohen Baumbestand die Stallanlagen errichtet, während im Süden am Waldesrand inmitten duftiger Tannen ein Wasserbecken die Gesamtanlage im Spiegelbild erscheinen lässt.

Das Herauswachsen der niedrigen breitgelagerten Baumassen aus der Landschaft, die geschwungenen Schieferdachflächen, die rhythmische Fensterteilung der Südseite und die Terrassenbildung bezeichnen die äußere Architektur. Lustig stimmen dazu die grünberankten rosafarbenen rauen Putzflächen, und die weißgestrichenen Fensterläden. Wie an jedem bergischen Hause die Haustüre ein wesentliches Architekturstück ist, so wurde sie auch hier mit besonderer Liebe behandelt. Die Türfläche ist dunkelgrün gestrichen mit weiß abgesetzten Profilen, ebenso ist das reichgeschnitzte Oberlicht mit Laterne weiß gestrichen. Eine besondere Note hat die Türe durch das mittlere durchbrochene blanke Messingblechgitter mit dem dicken Knopf erhalten.

Die Vorhalle bietet dem Eintretenden einen fröhlichen Willkommgruß mit ihrer Stimmung, die dem ganzen Hause eigen ist. Die Wandbekleidung besteht aus alten holländischen Plättchen, die mit allerlei Jagdstücken bemalt sind. Der Fußboden ist mit hellblauen kleinen quadratischen Fliesen belegt und ebenfalls sind die Möbel blau gestrichen. Einen wirkungsvollen Gegensatz hierzu bilden die im braunen Holzton lasierten Türen mit ihren geschwungenen Sprossenteilungen und Messingbeschlägen. Die mittlere Tür führt in den Saal, der den Kern der Ausstattung bildet. Um diesem Raum die richtigen Verhältnisse geben zu können, mußte er um drei Stufen höher als die übrigen Räume gestochen werden. Überwältigend feierlich und vornehm ist die Stimmung dieses Saales. Der Parkettfußboden ist im Schachbrettmuster aus Ahorn- und braunem Jarrahholz hergestellt, während die Wände in einem ins Grüne spielenden gelben Farbton gehalten sind. Hierzu bilden die Kirschholzmöbel, der weiße Kachelofen, die weißgestrichenen Holzteile, die Kristalleuchter und die leuchtend blauen Farbflecken des Teppichs und der Tischdecke einen harmonischen Ausklang. Das mittlere Saalfenster ist als Tür eingerichtet und führt auf die breite und geräumige Terrasse mit den beiden den Bau rechts und links flankierenden Linden. Vor der Terrasse senkt sich ein weiter Rasenplatz mit symmetrisch angeordneten Rosenbeeten nach Süden in voller Sonne. Durch mehrere strahlenförmig gebildete Durchblicke gewinnt man die Aussicht nach Südost, Süd und Südwest durch windschützende Fichten und Buchen auf die gegenüberliegenden Höhenzüge.

Unmittelbar mit dem Saal verbunden, jedoch mit einem Vorhang abschließbar, ist das behagliche, derb und einfach gehaltene Jagdzimmer. Obwohl klein in den Abmessungen, so bietet es doch durch die Art der Einrichtung reichliche Sitzgelegenheiten. Die Fensterbank ist als Sitztruhe ausgebaut und ebenfalls ist in der eingelassenen Nische zwischen den beiden Gewehrschränken eine Bank gebildet. Die ganzen Holzausstattungen sind aus Kiefern, wogegen die Kaminfeuerecke mit Klinkern gemauert und weiß gefugt ist. In dem großen Fenster sind in Buntbleiverglasung Jagdstücke und das Familienwappen eingelassen. In dem von dem Bauherrn selbst gefertigten Geweihleuchter ist ebenfalls das Familienwappen eingeordnet. Die auf den Simsen und Eckschränken verstreuten Jagdgeräte, Töpfe, bunte Teller usw. heben sich gut von den bläulich getünchten Wänden ab , erhöhen die Wohnlichkeit des Raumes und auf dem Pitchpine Fußboden passt zweckmäßig der Strohmattenteppich.

Die ringsum mit holländischen Plättchen ausgekleidete Küche ist nur sehr klein, aber durch geschickte Anordnung ist doch ein bequemes Wirtschaften gewährleistet. Speisenkammer, Besenraum und Durchlass zu der im Saal eingebauten Eckkredenz ergänzen die Einrichtungen. Die Kleiderablage hat weißgefugten braunvioletten Klinkerfußboden und Wandbekleidungen mit braungemusterten holländischen Plättchen. Von hier aus ist das Klosett und der Vorraum zum Schlafzimmer zugänglich. Im Vorraum ergab sich durch Abtrennung des Klosettraumes eine Nische, die als tieferliegender Baderaum ganz mit Platten ausgekleidet und durch einen wasserdichten Vorhang abgeschlossen ist. Außer dem Waschbecken mit Brauseanlage ist hier noch eine elektrische Warmwasserbereitungsanlage eingerichtet.

Im Obergeschoss befindet sich eine geräumige Wohnung für den Förster und Verwalter, sowie einige Nebenräume, wie Dunkelkammer usw.

Inzwischen hat das Heranwachsen der Kinder und der Wunsch, in den Ferien längere Wochen hier zuzubringen, den Plan einer Erweiterung gezeitigt, dessen Grundidee vom Bauherrn selbst entwickelt und schon von den Architekten Hoeffgen und Borg in Remscheid im einzelnen weiter bearbeitet wurde. Der Plan wird durch zwei gesonderte, an der Nordseite mit dem alten Haus in Verbindung gebrachte Flügelbauten gelöst, deren einer dem Förster als Wohnung, der andere für Nebenräume und Fremdenzimmer dienen soll. Die Flügelbauten sollen sich so einfügen, dass auf der Terrasse an der Morgen- und Abendsonne zwei geschützte Sitzecken entstehen und zugleich nach der Straße zu ein geschlossener Vorhof mit Brunnenanlage gebildet wird.

000 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Gartenseite – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

001 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Wetterfahne – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

002 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Lageplan und Grundrisse – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

003 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Gartenseite – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

004 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Eingang von der Straße – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

005 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Gartenstraße – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

006 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Blick in die Vorhalle – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

007 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Blick aus der Vorhalle gegen die Strasse – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

008 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Aus dem nebenstehend abgebildeten Saal – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

009 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Saal – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

010 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Ecke im Saal – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

011 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Wand im Saal – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

012 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Blick ins Jagdzimmer – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

013 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Kaminecke im Jagdzimmer – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

014 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Haustür – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

000 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Gartenseite – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

000 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Gartenseite – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

001 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Wetterfahne – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

001 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Wetterfahne – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

002 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Lageplan und Grundrisse – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

002 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Lageplan und Grundrisse – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

003 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Gartenseite – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

003 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Gartenseite – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

004 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Eingang von der Straße – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

004 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Eingang von der Straße – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

005 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Gartenstraße – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

005 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Gartenstraße – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

006 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Blick in die Vorhalle – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

006 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Blick in die Vorhalle – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

007 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Blick aus der Vorhalle gegen die Strasse – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

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008 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Aus dem nebenstehend abgebildeten Saal – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

008 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Aus dem nebenstehend abgebildeten Saal – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

009 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Saal – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

009 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Saal – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

010 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Ecke im Saal – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

010 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Ecke im Saal – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

011 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Wand im Saal – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

011 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Wand im Saal – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

011 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Wand im Saal – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

011 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Wand im Saal – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

013 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Kaminecke im Jagdzimmer – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

013 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Kaminecke im Jagdzimmer – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

014 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Haustür – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep

014 Remscheid-Ehringhausen - Jagdschlösschen W. A. Hasenclever – Haustür – Arch. F. W. Hoeffgen-Lennep