Hamburgs Zu- und Eingänge.

Aus: Ansichten der freien Hansestadt Hamburg und ihrer Umgebungen. Band 1
Autor: Hübbe, Karl Johann Heinrich (1764-1855) Bibliothekar, Schriftsteller, Pastor und Schulinspektor am Waisenhause in Hamburg., Erscheinungsjahr: 1824
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Hansestadt Hamburg, Juden, Judentum, Jüdische Gemeinde, Stadtgeschichte, Bürgerrechte, Armenversorgung, Armenkasse, Befreiungskrieg, Napoleon, Religion, Emanzipation, Bürgerschaft, Feuersbrunst von 1842, Judengesetze, Hausierhandel, Judentor, Juden-Reglement von 1810,
Vom Lande aus gewährt Hamburg fast nirgend einen bedeutsamen und große Erwartungen erregenden Anblick. Der Boden ist überall flach, das Land holzarm, die Zahl der Turmspitzen nicht groß, wenigstens mit Köln, Trier und Nürnberg nicht zu vergleichen. Doch gibt es einige weniger bekannte Stellen, von welchen aus gesehen die Stadt sehr angenehm erscheint. Die eine ist der Winterhuder Berg. An einem heiteren Tage, bei nicht zu hohem Stande der Sonne, scheint es wirklich, als ob die Stadt über der Spiegelfläche des Alsterbassins schwebte. Schade dass diese Aussicht sich nicht auf dem Papier wiedergeben lässt, weil es am Vordergrunde mangelt. Man würde raten müssen, welche Stadt die Zeichnung vorstellen sollte, und nichts, als etwas Wasser, Häuser und Turmspitzen sehen. Dafür ist denn auch manche Aussicht und Landschaft gemalt viel reizender, als sie an sich und in der Tat sein mag. Der verstorbene Schauspieldirektor Schroder soll dem Besitzer des Bauergutes, zu welchem jener Fleck gehört, eine bedeutende Summe für sein Eigentum geboten haben, um sich dort anzubauen und beständig der schönen Aussicht zu gemessen. Aber vergebens. Diese wohlhabenden Landleute veräußern ihr vom Gros- und Ältervater her ererbtes Gut nicht. Diese Aussicht ist selbst manchen Hamburgern unbekannt, weil das Dorf Winterhude zwar vielen hamburgischen Familien zum Sommeraufenthalt dient, aber doch keiner der gewöhnlichen und sehr besuchten Vergnügungsörter, wie Eimsbüttel, Flottbek, Wandsbek und andere ist.

Sehr gut fällt auch die Stadt in die Augen von der Schiffbeker Anhöhe und besonders von der dortigen Mühle aus. Hier hebt sie sich sehr gefällig über einer ungemein reizenden Landschaft, durch welche sich die Bille in mannigfaltigen Krümmungen schlingt. Diese Aussicht ist oft gezeichnet, aber ebenfalls nicht so bekannt, als man glauben sollte.

Was aber Hamburg auf dem festen Lande entbehrt, das ersetzt die treue gute Elbe. Von ihr aus bildet die Stadt die herrlichsten Ansichten, welche vielleicht nur durch die Prospekte von Neapel, Genua und Konstantinopel übertroffen werden. Hierin stimmen alle Reisende überein. Wer den langweiligen und beschwerlichen Weg durch die auch bei Sonnenschein düstere Heide gemacht hat und nun von Harburg aus die schonen, ohne bewaffnetes Auge sehr wohlzuerkennenden Ufer der Elbe und Hamburgs Türme erblickt, der vergisst was ihn unlustig machte und erwartet ungeduldig den Augenblick , um das Schiff zu besteigen, welches ihn den blühenden Gestaden näher und zu der sich weit hindehnenden Stadt führen soll *).

*) Hierzu gehört das Kupfer: Ansicht von Harburg.

Je näher Hamburg, je anziehender der Anblick durch eine sehr natürliche Täuschung. Nur der Hamburger weiß, dass der letzte Turm westwärts auf keiner der Kirchen seiner Vaterstadt stehet, sondern die Spitze der Pfarrkirche im benachbarten Altona ist. Dem Fremdling muss das Ganze als eine Stadt erscheinen, welche er von der Wasserseite aus, besonders wann der sehr angefüllte Hafen einen Mastenwald bildet, für unendlich viel größer hält, als sie wirklich ist. Schade, dass verschiedene der höheren und kleineren Turmspitzen verschwunden sind, wodurch das Auge einen Ruhepunkt verloren hat. Der Dom und die Marien-Magdalenenkirche sind abgebrochen. Die heil. Geistkirche ist in ein Magazin verwandelt, nachdem der Turm heruntergenommen worden. Die Spitze des Turms von St. Jacobi drohte den Einsturz, daher verschwand auch sie. Doch ist Hoffnung zu ihrer Wiederherstellung.

Kommt man vom Westen, seewärts her auf der Elbe nach Hamburg, so zeigt sich die Stadt uns stellenweise in ihrer ganzen Ausdehnung. Doch scheint sie ausgedehnter, als sie eigentlich ist. Aber der Hafen mit seinem Leben und Gewühl entschädigt dafür reichlich. Und ist der Hafen nicht zu sehr angefüllt und der Gesichtskreis dadurch zu sehr beschränkt, so bildet der breite Kanal zwischen dem Kehrwieder und den Kajen einen sehr angenehmen Prospekt *).

*) Hierzu gehört das Kupfer: Der Hafen beim Blockhause in Hamburg. — Zwischen den Schiffen rechts und dem Häuschen mit dem Turm, dem Block- oder Wachthause, ist der Eingang in den Hafen, von wo aus man jenen Prospekt hat, welcher wegen des beschrankten Raums auf dem Kupferstiche, nicht angedeutet werden konnte.

Vom Grasbrock aus im Süden zeigt sich die Stadt, so wie sie auf dem Kupfer: Ansicht von Hamburg von der Westseite*), abgebildet ist. Doch ist die Brücke nicht mehr vorhanden. Über ihre Nützlichkeit waren die Meinungen geteilt; über ihre, gewiss kostbare Unterhaltung konnte Hannover und Hamburg sich nicht vergleichen. Folglich musste sie aufhören zu sein.

*) Eigentlich Süd- oder Südwestseite.

Von der Oberelbe her, in der Richtung zum Oberbaume und dem Deichtor kann man die Stadt nicht füglich übersehen. Wählt man aber die Einfahrt durch den Niederbaum, so fährt man der Stadt vorüber und hat denselben Anblick wie vom Grasbrock aus, natürlich mit dem Unterschiede vom Osten zum Westen, statt von unten herauf vom Westen zum Osten.

Die Zugänge zu Hamburg in dessen Nähe und auf dessen Gebiet, sind überall reizend und einladend.

Kommt man von Osten diesseits der Elbe her, und hat man das Sandmeer und die peinlichen Pflasterstrecken zwischen Bergedorf und Schiffbek, dem letzten holsteinischen Dorfe von dieser Seite, glücklich überwunden, so betritt man das hamburgische Gebiet bei dem letzten Heller. Dann führt der Weg durch die Dörfer Horn und Hamm, etwa eine kleine Stunde lang, zur Vorstadt St. Georg. Der Fremde könnte verleitet werden, sich schon in den Vorstädten zu glauben. Denn diese Dörfer bilden eine lange Reihe von Land- und Gartenhäusern, hinter welchen sich die Gärten und Ackerfelder süd- und nordwärts erstrecken. Durch die barbarischen und zwecklosen Verwüstungen der Franzosen 18 13/14 waren in dem der Stadt näher gelegenen Hamm bis zur Kirche hin, die meisten Häuser zerstört und niedergebrannt. Jetzt sind freilich fast alle aus ihrer Asche wiederum hervorgegangen, aber auf mancher Stelle, wo sonst ein stattliches, mit und auch wohl ohne Geschmack gebautes Garten- hamburgisch Herrenhaus stand, da steht jetzt ein bescheidenes, von Gärtnern, Handwerkern und Tagelöhnern bewohntes, gar leicht gebautes Häuschen, und der ehemalige nach holländischer und altfranzösischer Art angelegte und nachmals anglisierte Garten, in Gartenland verwandelt, ernährt jetzt jene, hier sogenannten kleinen. Leute und liefert den Hamburgern das schönste Gemüse.

Ein sehr schmerzhafter Verlust sind die prächtigen mehr als hundertjährigen Linden und Ulmen, welche von dem letzten Außenwerke der Vorstadt St. Georg an bis zur Kirche in Hamm schonungslos niedergeschlagen wurden und wofür die neuen Anpflanzungen erst die Nachkommen entschädigen werden.

Die Lübecker Landstraße, nordöstlich von Hamm, führt auf das an das hamburgische Gebiet grunzende freundliche Wandsbek. Der Weg bis zur Vorstadt ist sehr sandig, doch gewährt er einige schöne Aussichten auf das Dorf Barmbek und in der Nähe der Stadt auf die Alster und die am Harvestehuder Wege gelegenen reizenden Landhäuser. Um den Sand zu vermeiden, pflegen die Fuhrleute und Postillione einen in der guten Jahreszeit sehr angenehmen Weg hinter dem Wandsbeker Lustholz zu wählen, welcher zur Hammer Kirche führt. Eigentlich ist er untersagt und mit Schlagbäumen gesperrt, die sich jedoch gegen eine Meine Gabe willig öffnen.

Der Zugang zu Hamburg durch das Dammtor vom Nordwesten her aus Holstein geht durch das große, stark bewohnte und mit sehr vielen Gartenhäusern gezierte, an der Alster gelegene, eine halbe Stunde von der Stadt entfernte Dorf Eppendorf. Die gewöhnliche Landstraße, von welcher die Fuhrleute selten abweichen, führt nach einer nicht langen, aber ziemlich beschwerlichen Sandstrecke, auf den Roten Baum zu. So nennt man eine lange Reihe zum Teil sehr geschmackvoller, größerer und kleinerer Gartenhäuser, welche sich bis nahe an das Tor erstreckt, aber arm an schönen Prospekten ist. Diese gewährt der Mittelweg über Pöseldorf und der untere über Harvestehude an der Alster, insbesondere jener. Aber der Postillion fährt ihn nicht, wenn nicht etwa ein schon damit bekannter Reisender es ausdrücklich verlangt und ein Trinkgeld daran wendet.

Wer vom jenseitigen Elbufer nicht über Harburg zu Schiffe nach Hamburg reiset, sondern den Weg über Lüneburg und Winsen wählet, setzet mit der Fähre beim Hoop über die Elbe und betritt das nördliche Ufer beim Zollenspieker*) in dem Hamburg- Lübeckischen, oder sogenannten beider städtischen Gebiete, vier kleine Meilen von Hamburg, zu welchem von hier aus zwei Wege führen. In der ungünstigeren Jahreszeit sucht man die große Landstraße zu gewinnen und fährt über Bergedorf, Steinbek u. s. w.
Bei gutem Wetter und trockenen Wegen aber ist der Weg durch die Vierlande und Billwärder vorzuziehen. Er gewährt den Reisenden einen neuen und ungemein ergötzlichen Anblick. Die Ufer der großen Elbe sowohl, als des rückgängigen Arms derselben, der Doven-Elbe, über welche man an zwei Stellen mit einer Fähre setzt, jene durch den, sich immer mehr in die Breite ausdehnenden Strom, diese durch die Umgebung einer reichen, höchst fruchtbaren, sorgfältig angebauten, einem großen Garten gleichenden Landschaft, lassen die Nähe einer volkreichen, wohlhabenden, viel bedürfenden Stadt erraten. Kein Fußbreit Land, welches nicht seinen Eigentümer hätte und diesem nicht etwas einbringen müsste, der seines Absatzes gewiss ist, und nicht bloß erzeugt, was zum Munde eingeht und den Leib sättigt und nährt, sondern auch die Sinne auf mannigfaltige Art ergötzt. Nicht bloß Gemüse und Baumfrüchte werden nach der viel verzehrenden Stadt geführt und in unübertrefflicher Vollkommenheit geliefert, sondern in unabsehlichen Feldern wird die erquickende Erdbeere, wie nirgend, erzielet und ganze Schiffladungen von Blumen, Rosen, Nelken, Levkojen, Goldlack erfüllen die Luft mit Wohlgeruch, wenn die Schilfe am Abend mit der Ebbe nach Hamburg treiben. Besonders das Kirchspiel Neugamme gleicht einem großen Blumengarten. Doch mehr an seinem Orte von diesem interessanten Ländchen.

*) Nicht wie man diesen Namen gewöhnlich verhochdeutscht, Zollenspeicher. Spieckern heißt: lauren, aufpassen, aspicere, inspicere. Hier wird auf den Zoll gepasst. Speicher ist ein Warengelass, von spica, eine Ähre und dem schlechten Latein spicarium, ein Kornmagazin. Daher aufspeichern, Waren aufhäufen.

Der Weg führt nicht durch Dörfer. Ein dem Flusse, durch Kunst mit großem Fleiße und vieler Anstrengung abgezwungenes Land kann nicht zusammengepresste Menschenwohnungen, auf geradewohl hingestellt, haben. Man musste dem Laufe des Stromes und dem Damme folgen, welchen man gegen die Überschwemmungen aufgeführt hatte. Daher liegen die schönen großen, den westfälischen ähnlichen Häuser der Landleute in einer langen Linie, abgesondert hinter einander, und ein Kirchspiel ist nicht selten über anderthalb Stunden lang. Die Fahrt über den Billwärder Deich gewährt die herrlichsten Aussichten auf die Stadt, welche sich wegen der Krümmungen und Schwingungen des Deichs bald links, bald rechts, bald vor, bald hinterwärts zeigt. Rechts im Vordergrunde der fruchtbare Billwärder mit seinen reichen Kornfeldern und fetten, von schwerem Milchvieh beweideten Angern, hinter welchem sich in einem weiten Bogen Steinbeck, Hamm, das Borgfeld mit ihren reizenden Landhäusern bis zur Vorstadt hin ausdehnen. Im Hintergrunde Wandsbek. Die Niederelbe hinter Altona auf dem Wege nach Nienstädten entbehrt eines solchen Panoramas.

Dieser Weg über den Deich, welcher in der günstigen Jahreszeit einem jeden von dieser Seite kommenden Reisenden sehr zu empfehlen ist, schließt sich durch den Ausschlägerweg nahe bei der Vorstadt wieder an die große Landstraße und man fährt durch die Vorstadt in Hamburg selbst ein.

Die nächsten Zugänge zur Stadt und ihren Toren sind, seitdem Hamburg sich selbst wiedergegeben ist, ungemein verschönert worden. Die in Hamburg eingesperrten Franzosen hatten, in Erwartung einer Belagerung, Alles dem Boden gleich gemacht und, mit Ausnahme der Alleen vor dem Steintore, die herrlichen mehr als hundertjährigen Ulmen vor dem Altonaer und Dammtore niedergehauen. Die wirkliche Verteidigung der Stadt konnte eine solche Maßregel notwendig machen. Aber Davoust konnte und musste es wissen, dass von einer Belagerung sobald gar nicht die Rede sein werde. Die Russen waren zu einer wirklichen Belagerung eines Ortes von solchem Umfange nicht stark genug und führten durchaus kein Belagerungsgeschütz bei sich. Die Verwüstungen waren also viel zu voreilig, und wenn man ihre, weit über die wirkliche Belagerungslinie getriebene Ausdehnung betrachtet, absichtlich und mit dem bösen Willen, den Hamburgern wehe zu tun, begonnen.

Nach hergestelltem Frieden beschloss man die Stadt zu entfestigen, um es einem flüchtigen Heerhaufen unmöglich zu machen, auch wenn er sich in unsere Mauren werfen sollte, nur einige Tage in denselben gegen den verfolgenden Feind zu halten, und sich gegen das furchtbare Schicksal des unglücklichen Lübecks 1806 zu sichern. Daher wurden denn nicht nur die neuangelegten Befestigungen der Franzosen, sondern auch die vormaligen gewölbten Stadttore abgebrochen*). An ihre Stelle traten geschmackvolle, zierliche, aber keineswegs kleinliche, sondern kraftvolle Gitterwerke, die Brückenwege wurden ansehnlich erweitert, mit bequemen Fußwegen eingefasst und mit stattlichen Wacht- und Zollhäusern geziert. Junge, im besten Wachstum stehende Alleen führen von allen Seiten auf die Torgitter zu, welche dem Blick in die Stadt kein Hindernis in den Weg legen. Erquicken sie auch noch nicht durch kühlende Schatten, wie jene übrig gebliebenen Ulmengänge vor dem Steintore, so gibt doch das Gefühl einen Ersatz, für die kommenden Geschlechter etwas getan zu haben. Diese werden das Andenken der wackeren, mutigen Männer segnen, welche nach kaum überstandenen harten Prüfungen und schweren Leiden, Fleiß, Sorgfalt und Anstrengung aufboten, um den Nachkommen Freude zu bereiten.

*) Nur das Deichtor steht noch in seiner alten Gestalt; es wird aber zu seiner Zeit auch verschwinden und einem verschönerten Eingange weichen.

Diese Zugänge und Alleen scheinen, vom Tore aus gesehen, nicht allemal in der gehörigen Richtung angelegt zu sein, und um des Gesichtspunkts willen möchte man wohl wünschen, dass ein und der andere Winkel vermieden wäre. Allein dies sind nicht etwa Übereilungsfehler, welche bei großen Bauanlagen selten auszubleiben pflegen, sondern man muss bedenken, dass die alten Zugänge nach den vormaligen Festungswerken und Toren berechnet waren. Sollten nun die Brücken-, Fahr- und Fußwege, kurz die Eingänge erweitert werden, so konnte man die gewünschte Regelmäßigkeit nicht beobachten, welcher sonst vielleicht sehr große Opfer hätten gebracht werden müssen. So mag denn auch hier gelten: ubi plura nitent. Bleibt nicht, ungeachtet einiger unreinen Reime, ein schönes Gedicht doch schön?

Tritt nun der Fremde in die Stadt und hat er die reizenden Zugänge zum Maßstabe seiner Erwartungen gemacht, so wird er allerdings sich sehr getäuscht finden. Kein Thor führt auf einen regelmäßigen mit schönen und prächtigen Gebäuden umgebenen Marktplatz von bedeutendem Umfange. Durch das Steintor kommt man auf den Schweinemarkt, welcher ein langes unregelmäßiges Viereck, mit einer Reihe Häuser dem Thore gegenüber, bildet, und rechts und links nach zwei Hauptstraßen, der Spitaler- und Steinstraße, in das Innere der Stadt führt. Der Name drückt seine vorzüglichste Bestimmung aus. Wer in den Früh- und Vormittagsstunden ankommt, vergisst gewiss über dem ungewohnten lebendigen Gewühl der Käufer und Verkäufer nach den sehr unscheinbaren Bürgerhäusern zu sehen. Nicht bloß jene Tiere, nach denen er benannt ist, werden hier verkauft, sondern auch unzählbare, von Maklern und Verkäufern umringte Wagen mit Getreide und Brennholz bedecken den Platz und hindern die Durchfahrt. — Das Altonaer Thor führt auf den Zeughausmarkt und den neuen Steinweg, aber auf keinen von beiden in grader Richtung, welche gar nicht zu erreichen war. Das Leben und Treiben und Gewühl an diesem westlichen Ende der Stadt gibt jenem im östlichen nichts nach, und obgleich auch hier Lebensbedürfnisse aller Art eingeführt werden, so gestaltet es sich doch ganz anders. Hier treiben die Hebräer, welche überwiegend in der Neustadt wohnen, ihr Wesen und bieten wandernd, auf Setztischen, auf der Erde selbst, in Häusern und Kellern ihre Ware an, vom schlechtesten Plunderlappen bis zum fertigen neuen Kleide, vom alten eisernen Reif bis zur goldenen Uhr; alte Kupferstiche, Musikalien, Landcharten, Johann Arend, Goethe, Schiller, Bröders Grammatik, alles bunt durch einander wird hier feil geboten und geschrien. Dazu die gellenden Stimmen der Höcker beiderlei Geschlechts, Fischweiber, Sandführer usw. Betäubt von diesem Geschrei, bemerkt der Reisende vielleicht nicht, wie wenig der erste Anblick des Innern der Stadt der äußeren Umgebung entspricht. — Das Dammtor führt nicht auf einen Marktplatz, sondern in die nach ihm benannte geräumige Straße und von da in den besser bebauten und angenehmem Teil der Stadt, nach dem Gänsemarkt, Jungfernstieg, Neuenwall etc. An diesem Tore ist zwar auch einiger Verkehr, aber das Gewerbe minder lebhaft, folglich mehr Ruhe. — Zu den niedrigsten Gegenden der Stadt, da wo die Elbe einfließt, führt das Deichtor über einen ziemlich langen Damm nach dem Messberge, dem Sammelplatze der aufwärtsfahrenden Schiffsleute, Gemüse- und Milchbauern der Elbinseln, der Vierländer, welche hier besonders ihren Kälbermarkt halten, — und von da durch lauter abhängige krumme und enge Gassen in die Mitte der Stadt. Doch kommen Reisende selten von dieser Seite. Das Deichtor ist eigentlich nur als ein Hilfs- und Filialtor des Steintors anzusehen, und nur etwa fünf Minuten von diesem entfernt, 131 Jahre später als jenes, und zwar um des Deiches und dessen Bewohner willen, angelegt.

Der gewöhnliche Landungsplatz der Reisenden von Harburg aus ist beim Baumhause, welcher dem Reisenden ebenfalls wenig Bedeutendes und Auffallendes darbietet, außer der in Hamburg allgemeinen Regsamkeit und Tätigkeit der Einwohner, die in der Nähe des Hafens natürlich ihren eigenen Charakter hat *).

*) Hierzu gehört das Kupfer: Das alte Baumhaus in Hamburg. Allein das rechts bei den Pfählen stehende Haus ist nicht mehr vorhanden. Es diente der französischen Douane als Niederlage.

Wer aber am Abend nach Torschluss von der Landseite in Hamburg einfährt, wird auf eine sehr angenehme Weise getäuscht und die Anstalten zu einer allgemeinen Erleuchtung der Stadt zu sehen glauben. Schon in bedeutender Entfernung bezeichnen einzelne Laternen den Fußgängern und Fuhrleuten ihren Weg. Die Tore sind nicht bloß hinlänglich, oder gar kärglich, und zum Teil mit Flaschenlaternen erleuchtet. Da keine Mauer oder hoher Wall dem Auge das Innere der Stadt verbirgt, so scheint das Licht in den Häusern auf dem Schweine- und Zeughausmarkt und dem neuen Steinwege in absichtlicher Verbindung mit der Beleuchtung der Tore zu stehen. Fast alle Häuser dieser Gegend sind vier und fünf Stockwerke hoch und von unten bis oben stark bewohnt und daher mit Lichtern versehen. Am Altonaer Tor wird diese Täuschung noch vergrößert und unterhalten durch die sehr freundliche Erleuchtung des Elbpavillons auf der Wallhöhe am Stintfang, an heiteren Abenden. Auch das Steintor und die Vorstadt St. Georg und das Außenwerk Nr. 1. nehmen sich, besonders da sie hoch liegen, am Abend erleuchtet auf dem Ausschläger Wege sehr gut aus.

Hamburg 002 Südwestlicher Stadtteil mit dem Blick auf die Unterelbe

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Hamburg 021 Börse

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Hamburg 022 Universitätsgebäude

Hamburg 022 Universitätsgebäude

Hamburg 023 Museum für Völkerkunde

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Hamburg 024 Gelehrtenschule des Johanneums

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Hamburg, Flet in der Altstadt

Hamburg, Flet in der Altstadt

Original Cover Reuters Franzosenzeit in der französischen Übersetzung.

Original Cover Reuters Franzosenzeit in der französischen Übersetzung.

Original Titelblatt der französischen Ausgabe aus dem Jahre 1880.

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Die Befreiung 1813-1814-1815, Original-Cover

Die Befreiung 1813-1814-1815, Original-Cover

Louis Nicolas Davout (Davoust) Marschall von Frankreich Führer des I. französichen Armeekorps 1770-1823.

Louis Nicolas Davout (Davoust) Marschall von Frankreich Führer des I. französichen Armeekorps 1770-1823.