Hamburger Hülfsmann

Hamburger Hülfsmann

(Melodie des Czarenliedes.)


Still wandl' ich die Straßen hinab und hinauf,
Bald langsam und bald wieder hitzig im Lauf,
Bei Wärme und Kälte, bei Regen und Schnee,
Gehüllt in die Blouse des Weges ich geh';
Bald leer, bald beladen mit Gepäck groß und klein —
O selig, o selig, ein Hülfsmann zu sein!

Ein Herr zankt im Wirthshaus mit dem Wirthe sich recht.
Er meint: „Dieser Wein ist zum Trinken zu schlecht.
He, Hülfsmann," so ruft er, „kosten Sie doch mal das!"
Ich leere mit Seufzen das furchtbare Glas,
„Zwei Schilling nehm' ich für's Trinken ein Glas von
dem Wein!"
O selig, o selig, ein Hülfsmann zu sein!

Zwei Herr'n auf der Straße die machen Scandal,
Ich sehe das gern, es passirt nicht allemal,
Sie schimpfen und schreien und lärmen so laut,
Plötzlich ruft mich der Eine, sobald er mich schaut.
Für zwei Schilling seinem Feind muß den Rücken ich bläu'n —
O selig, o selig, ein Hülfsmann zu sein!

Kaum sieht das ein Wächter, so werden arretirt
Die Beiden, und schnurstracks zur Wache geführt,
Ich folge als Zeuge, kaum merkt das der Herr —
„Sie können für mich brummen!" sogleich meinet er,
„Morgen bezahl' ich für Sie dann fief Mark und vertein."
O selig, o selig, ein Hülfsmann zu sein!

Aus dem Theater ein Herr kam, voll Aerger, erhitzt.
Der in der ersten Rang-Loge jeden Abend sonst sitzt:
„So Erbärmlich's hab' ich nie noch im Leben geseh'n,
Hier, Hülfsmann, Sie sollen auf meinen Platz geh'n!"
Für'n Schilling nun mußt' ich aushalten die Pein —
O selig, o selig, ein Hülfsmann zu sein!


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hamburger Leierkasten