Globus - Illustrierte Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde. 01

Chronik der Reisen und Geographische Zeitung.
Autor: Andree, Karl Theodor Dr. (1808-1875) deutscher Geograph, Herausgeber und Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1862

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Zeitschrift, Reisebeschreibungen, Erdkunde, Völkerkunde, Geographie, Länderkunde, Forschung, Expeditionen
Im Sommer des vorigen Jahres schloss Herr Hermann I. Meyer einen Vertrag mit einer pariser Verlagsbuchhandlung, demgemäß er für Deutschland das Eigentumsrecht von Illustrationen erworben hat, welche die Zeitschrift „Le Tour du Monde, nouveau journal des voyages“ mitteilt.

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Inhaltsverzeichnis
  1. 1852 in Kalifornien und Oregon
  2. Eine Wanderung in Australien
  3. Aus China
  4. Pascals Wanderung durch das Goldland Bambuk
  5. Das Kapitelhaus der Christusritter zu Thomar
  6. Neue Nachrichten über Livingstone und die Missionare in Innerafrika
  7. Beichte in einem Kloster auf dem Athos
  8. Grenzpfähle zwischen Russland und China
  9. Erdbeben
Mein Freund hegte anfangs den Plan, eine Zeitschrift etwa nach dem Muster der genannten herauszugeben, und ersuchte mich, die Leitung derselben zu übernehmen. Ich entwickelte ihm mündlich meine Ansichten. Wir haben, sagte ich, wertvolle geographische Zeitschriften für Gelehrte und Männer von Fach, zum Beispiel jene für allgemeine Erdkunde in Berlin; die „Geographischen Mitteilungen“, welche in Gotha erscheinen, liefern viele Karten, und das „Ausland“, von Oscar Peschel vortrefflich redigiert, ist eine Fundgrube interessanter Mitteilungen sehr mannigfaltiger Art. Darin pflichte ich Ihnen bei, dass, abgesehen von den Karten, welche uns nur das äußere Bild der Erde und ihrer Teile vorführen, bildliche Darstellungen und Erläuterungen ungemein ersprießlich seien gerade in einer Zeitschrift, welche Geographie und Völkerkunde behandelt. Sie sind geeignet, das Natur- und Völkerleben uns sinnlich nahe zu rücken, sie vermitteln eine klare Anschauung vieler Gegenstände, welche sich vermöge der Schrift nur andeutungsweise schildern lassen; der Text ergänzt die Bilder und diese ergänzen jenen. In anderen Zweigen der Wissenschaft hat man auch längst diesen Nutzen erkannt, und ist demgemäß verfahren. Ähnliches sollte für die Geographie geschehen. Die pariser Zeitschrift enthält manche gediegene Arbeiten, aber für Deutschland müssen Sie kein bloßes Journal der Land- und Seereisen herausgeben. Erweitern Sie den Plan, geben Sie eine Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde heraus, setzen Sie meinetwegen hinzu. „Chronik der Reisen und Geographische Zeitung“ und nennen Sie das Ganze Globus.

Wir besprachen dann den Gegenstand ausführlich und eingehend, und als Ergebnis liegt dem Leser der erste Band des Globus vor. Dass derselbe keine gelehrte Zeitschrift sein sollte, verstand sich eben so sehr von selbst, als dass er die wissenschaftliche Unterlage streng festhält, auf geschmackvolle Darstellung Wert legt und auf Mannigfaltigkeit der Mitteilungen Rücksicht nimmt. Es kam darauf an, der Wissenschaft neue Freunde im Kreise des gebildeten Publikums zu gewinnen, deren Teilnahme für die Länder- und Völkerkunde anzuregen und wach zu halten. Deswegen steckte der Globus sich kein enges Ziel, sondern wir greifen mitten hinein ins frische, volle Leben der Völker. Uns liegt auch daran, wichtige Begebenheiten und Ereignisse der Gegenwart von einem Standpunkte aus zu erläutern, der bei Behandlung der Tagespolitik zumeist unberücksichtigt bleibt, ich meine den geographischen und insbesondere den ethnologischen. Gerade die Völkerkunde gibt wichtige Fingerzeige zur richtigen Beurteilung geschichtlicher und politischer Erscheinungen. Sie zeigt, dass die großen Unterschiede und Abweichungen, welche in leiblicher, geistiger und sittlicher Beziehung bei den verschiedenen großen Menschenfamilien hervortreten und welche durch den ganzen Verlaus der Geschichte und durch anthropologische Beobachtungen sich als unbestreitbar ergeben, nicht etwa als Konsequenzen des Zufalls oder äußerer Umstände sich herausstellen, sie sind Erzeugnisse der Völkerpsychologie.

Die großen Menschenfamilien haben sehr verschiedene Kulturwerte; man kann nicht an alle ein und denselben Maßstab anlegen, kommt mit allgemeinen Heischesätzen nicht aus und wird am Ende zugeben müssen, dass es höher und tiefer organisierte Rassen gibt, Urstämme von sehr verschiedenen Anlagen und immanenten Instinkten, welche, die Zivilisation nicht beseitigen kann. Diese vermag nicht die Naturanlage, welche vom Schöpfer selbst gegeben wurde, von Grund aus zu ändern, sie kann dieselben höchstens durch Kultureinflüsse bis zu einem gewissen Punkte modifizieren. Zur Aufklärung über diese Verhältnisse soll der Globus nach Kräften beitragen, und von diesem Standpunkte aus das Staatenleben aufmerksam verfolgen.

Wir einigten uns über den Plan. Bei der Ausführung sahen wir uns, soweit die bildlichen Darstellungen in Frage kamen, zunächst vorzugsweise auf die Benutzung von pariser Illustrationen angewiesen, doch brachten wir schon in der zweiten Nummer auch deutsche Illustrationen, deren Zahl im Fortgang der Zeit sich mehr und mehr steigern wird. Auch wollen wir es an Karten nicht fehlen lassen.

Die Teilnahme, welche der Globus von vorne herein fand, war höchst erfreulich. Vor sechs Monaten trat er ins Dasein und gegenwärtig beträgt die Auflage viertausend Exemplare. Darin liegt ein Antrieb mehr, nach besten Kräften weiter fortzuschreiten. Der Kreis der Schriftsteller und Künstler, welche dieser Zeitschrift ihre Mitwirkung zuwenden, erweitert sich; davon werden die Leser im Fortgang des Unternehmens die Beweise erhalten.

Nur aus dringenden Wunsch meines geehrten Freundes, Herrn Herrmann Meyer, trete ich mit meinem Namen als Herausgeber des Globus auf; die Zeitschrift, deren seitheriger Inhalt zum großen Teil aus meiner Feder geflossen und deren Redaktion von mir besorgt worden ist, hat ja ohnehin sich rasch Bahn gebrochen und macht ihren Weg. Mir liegt sie allerdings sehr am Herzen; ich arbeite an ihr, trotzdem meine Zeit anderweit in nicht geringem Maß in Anspruch genommen wird, mit Lust und Vergnügen, und es macht mir eine wahre Freude, dass ich dazu beitragen kann, der Wissenschaft der Länder- und Völkerkunde, die für alle Lebensverhältnisse von so hervorragender Bedeutung ist, in immer weiteren Kreisen Freunde zu gewinnen.
Leipzig, im Februar 1862.
Dr. Karl Andree


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005 Die Riesenzeder in Kalifornien

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