Geschichte der Stadt Greifswald - 17. Pommerns und Greifswalds Bedrängnisse unter Karl XII., von 1697 bis 1718.
Aus der Landesgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns
Autor: Hahn, J. C. (? - ?) Gymnasiallehrer, Erscheinungsjahr: 1860
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Pommern, Sitten und Gebräuche,
Karl XII. wurde bereits im ersten Jahre nach dem Ableben seines Vaters von den Ständen als 16jähriger Jüngling für volljährig erklärt und trat die Regierung selbst an. Er hatte gelehrte Kenntnisse, sprach mit den fremden Botschaftern gewöhnlich lateinisch, war des Französischen und Deutschen mächtig, bediente sich der ersterer Sprache aus Vorurteil aber nie, obgleich sie schon damals die Umgangssprache der vornehmen Stände und die Sprache der Diplomatie geworden war. Karl war in Sitte und Wesen einfacher Soldat ohne allen Putz und Prunk. Er trug einen blauen Rock mit messingenen Knöpfen, trank keinen Wein, liebte die Frauen nicht und übertraf einen Jeden in Ausdauer und Anstrengungen. Alle diese guten Eigenschaften wurden aber durch einen unbeugsamen Starrsinn in Schatten gestellt, der ihn für verständigen Rat unzugänglich machte; auch verschmähte er die Künste der Diplomatie. Durch diese beiden großen Mängel führte er seinen eigenen Untergang und den Verfall der schwedischen Macht herbei. Dieselben wurden aber dem nur auf das Äußere gerichteten Auge des Volkes nicht sichtbar, das von seinem Heldenmut und seiner Mannhaftigkeit geblendet, ihm mit der größten Liebe und Bewunderung selbst unter den schwersten Leiden standhaft anhing. Davon zeugt bei uns die Sendung der Konnrower Bauern Elans Jacob und Cörl Hinrich nach Bender, um ihm Geld zu überbringen.
Karls XII. Kriege entstanden dadurch, dass seine Nachbaren, die Russen, Polen und Dänen, von einem so jungen und unerfahrenen Könige wenigen Widerstand erwarteten und frühere Verluste leicht wieder zu gewinnen hofften. Sein gefährlichster Feind war Czar Peter, welcher in dem Bestreben, sein noch barbarisches Volk der europäischen Kultur teilhaftig zu machen, sich die Ostsee zur Verbindung mit den Westländern öffnen musste. Diesen Feind schätzte Karl aber gerade am geringsten, und als er ihn zu Anfang bei Narva am 30. November 1700 geschlagen hatte, ließ er ihm acht volle Jahre Zeit, sein Volk und Heer durch Fremde zu organisieren und kriegstüchtig zu machen, während er dem starken August von Polen und Sachsen nutzlos in dessen weitem Reiche nachjagte. Nachdem Karl XII. am 29. Juni 1709 die große Niederlage bei Pultava erlitten hatte, verlor er vier Jahre in erfolglosen Bestrebungen, an der Spitze der Türken siegreich durch Russland zurückzukehren, und endete am 11. Dezember 1718 durch Meuchelmord vor Friedrichshall in Norwegen
Inzwischen hatte Dänemark, Polen und Preußen mit Peter ein Bündnis gegen Karl XII. geschlossen, und als er 1714 nach Stralsund zurückgekehrt war, wandten sie gemeinschaftlich dorthin ihre Waffen,
Während Karl XII. noch in der Türkei verweilte, drang König Friedrich IV. von Dänemark, August von Polen und der Czar Peter in Schwedisch-Pommern ein. Es kamen nun jene Drangsale über das unglückliche Land, welche noch unter dem Namen des Muschwiterkrieges im Andenken des Volkes sind. Am 23. August 1711 rückten Dänen, Sachsen und Russen vor Stralsund, wo der schwedische General Dücker mit viel schwächeren Streitkräften stand. Die Sachsen besetzten Greifswald am 31. August d. J. und im Januar des folgenden kamen auch noch Russen unter General Buck, einem Rostocker von Geburt, hinzu.
Der Czar Peter besuchte mit dem Fürsten Menzikof am 10. August unsere Stadt, ließ auf der Universität eine Disputation in seiner Gegenwart halten und sich alle Merkwürdigkeiten der Stadt zeigen.
Stralsund und Stettin vermochten die Verbündeten damals nicht einzunehmen, aber die kleineren Städte und besonders das platte Land verheerten sie grausam und verübten dabei die größten Gräuel an Kindern, Mädchen und Frauen. Die Dörfer und Höfe verschwanden von dem Erdboden, Säen und Ernten hörte auf.
Der schwedische General Steenbock ließ dafür Altena am 9. Januar 1713 niederbrennen. Da befahl Czar Peter, zur Revange vier pommersche Städte auszuplündern und in Asche zu legen. Dies grausame Schicksal hatte bereits Garz an der Oder und Wolgast erlitten, und es sollte nun auch Anklam und Demmin treffen. Diese Mordbrenneri leitete der russische General Staff, ein Deutscher von Geburt. Er wollte soeben von dem Hause des jetzigen Ratsherrn. Engel nach Anklam abreisen, als der dänische Flottenführer Carlson, der zu Wyck lag, ihm entgegen trat und ihn einen Mordbrenner nannte, mit welchem kein ehrlicher Kriegsmann zusammen dienen könne. Diese Beleidigung hatte auf dem großen Markte sogleich einen Zweikampf zur Folge, worin Carlson erstochen wurde. Der sächsische Oberbefehlshaber hieselbst, Marquis von Saisan, ließ den General Staff nun in Arrest setzen und berichtete den Vorfall an den König von Dänemark. Dieser mild gesinnte Fürst wirkte nicht ohne Mühe von Menzikof die Zurücknahme des Brandbefehls aus, so dass die letzt genannten Städte erhalten wurden. Die Anklamer haben in neuster Zeit dem edeln Carlson ein Denkmal gesetzt, und wir hätten wohl Ursache, ein Gleiches zu tun, was das folgende Kapitel lehren wird.
Karls XII. Kriege entstanden dadurch, dass seine Nachbaren, die Russen, Polen und Dänen, von einem so jungen und unerfahrenen Könige wenigen Widerstand erwarteten und frühere Verluste leicht wieder zu gewinnen hofften. Sein gefährlichster Feind war Czar Peter, welcher in dem Bestreben, sein noch barbarisches Volk der europäischen Kultur teilhaftig zu machen, sich die Ostsee zur Verbindung mit den Westländern öffnen musste. Diesen Feind schätzte Karl aber gerade am geringsten, und als er ihn zu Anfang bei Narva am 30. November 1700 geschlagen hatte, ließ er ihm acht volle Jahre Zeit, sein Volk und Heer durch Fremde zu organisieren und kriegstüchtig zu machen, während er dem starken August von Polen und Sachsen nutzlos in dessen weitem Reiche nachjagte. Nachdem Karl XII. am 29. Juni 1709 die große Niederlage bei Pultava erlitten hatte, verlor er vier Jahre in erfolglosen Bestrebungen, an der Spitze der Türken siegreich durch Russland zurückzukehren, und endete am 11. Dezember 1718 durch Meuchelmord vor Friedrichshall in Norwegen
Inzwischen hatte Dänemark, Polen und Preußen mit Peter ein Bündnis gegen Karl XII. geschlossen, und als er 1714 nach Stralsund zurückgekehrt war, wandten sie gemeinschaftlich dorthin ihre Waffen,
Während Karl XII. noch in der Türkei verweilte, drang König Friedrich IV. von Dänemark, August von Polen und der Czar Peter in Schwedisch-Pommern ein. Es kamen nun jene Drangsale über das unglückliche Land, welche noch unter dem Namen des Muschwiterkrieges im Andenken des Volkes sind. Am 23. August 1711 rückten Dänen, Sachsen und Russen vor Stralsund, wo der schwedische General Dücker mit viel schwächeren Streitkräften stand. Die Sachsen besetzten Greifswald am 31. August d. J. und im Januar des folgenden kamen auch noch Russen unter General Buck, einem Rostocker von Geburt, hinzu.
Der Czar Peter besuchte mit dem Fürsten Menzikof am 10. August unsere Stadt, ließ auf der Universität eine Disputation in seiner Gegenwart halten und sich alle Merkwürdigkeiten der Stadt zeigen.
Stralsund und Stettin vermochten die Verbündeten damals nicht einzunehmen, aber die kleineren Städte und besonders das platte Land verheerten sie grausam und verübten dabei die größten Gräuel an Kindern, Mädchen und Frauen. Die Dörfer und Höfe verschwanden von dem Erdboden, Säen und Ernten hörte auf.
Der schwedische General Steenbock ließ dafür Altena am 9. Januar 1713 niederbrennen. Da befahl Czar Peter, zur Revange vier pommersche Städte auszuplündern und in Asche zu legen. Dies grausame Schicksal hatte bereits Garz an der Oder und Wolgast erlitten, und es sollte nun auch Anklam und Demmin treffen. Diese Mordbrenneri leitete der russische General Staff, ein Deutscher von Geburt. Er wollte soeben von dem Hause des jetzigen Ratsherrn. Engel nach Anklam abreisen, als der dänische Flottenführer Carlson, der zu Wyck lag, ihm entgegen trat und ihn einen Mordbrenner nannte, mit welchem kein ehrlicher Kriegsmann zusammen dienen könne. Diese Beleidigung hatte auf dem großen Markte sogleich einen Zweikampf zur Folge, worin Carlson erstochen wurde. Der sächsische Oberbefehlshaber hieselbst, Marquis von Saisan, ließ den General Staff nun in Arrest setzen und berichtete den Vorfall an den König von Dänemark. Dieser mild gesinnte Fürst wirkte nicht ohne Mühe von Menzikof die Zurücknahme des Brandbefehls aus, so dass die letzt genannten Städte erhalten wurden. Die Anklamer haben in neuster Zeit dem edeln Carlson ein Denkmal gesetzt, und wir hätten wohl Ursache, ein Gleiches zu tun, was das folgende Kapitel lehren wird.