Geschichte der Stadt Greifswald - 05. Die Gewerke und Brüderschaften
Aus der Landesgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns
Autor: Hahn, J. C. (? - ?) Gymnasiallehrer, Erscheinungsjahr: 1860
Themenbereiche
Mittelalter Mecklenburg-Vorpommern Pommern Politik, Gesellschaft, Wirtschaft Hansezeit Hansestadt Rostock
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Pommern, Greifswald
Die Gewerke sind von Anfang an hierselbst im Wesentlichen dieselben, welche noch bestehen. Doch kommen auch einige vor, die sich späterhin verloren haben, wie z. B. die garbrader, Garbrater, welche Fleisch zum Verkauf brieten und mit den Schlächtern in naher Verbindung standen. Sie tauchten vor einem Jahrzehnt hier wieder auf und trugen warme gebratene Würste herum, müssen aber ihre Rechnung dabei nicht gefunden haben. Gewerke, die sich in der Arbeit nahe berührten, wurden gewöhnlich durch genaue Bestimmung dessen, was jedes Gewerk anfertigen sollte, gesondert. So haben wir von 1397 eine Vorschrift für die remschnider und sedeler, Riemer und Sattler. So zerfielen die Schuhmacher in Schuster, Pantoffelmacher und Altflicker.
Ein geschlossenes Gewerk hieß ammet, gilde oder cumpenie, der Meister darin hieß ammetman, der Geselle ammetknecht. Das Wort Knecht bedeutet ursprünglich Knabe, Jüngling, und wurde auch, wie noch in England, Edelleuten beigelegt, wie Edelknecht. An der Spitze der Gewerke standen de ammetlüde mit eren dildebrödern, letztere wahrscheinlich die jetzigen Amtsbrüder. Die Versammlungen zu allgemeinen Beratungen wurden des Morgens gehalten, daher morgensprake genannt.
Das Amt der boddeker, Bötticher, war in den niedersächsischen Seestädten wichtig, weil es Tonnen für den Heringshandel anfertigte. Weinfässer machten die Küper selbst, und es ist noch nicht lange, dass nur der für einen tüchtigen Küper gehalten wurde, der diese Kunst verstand. Es wurde damit großer Luxus getrieben, wie das große Fass zu Heidelberg zeigt.
Das Gewerk der gerwer, Gärber, war zahlreich, wie wir weiter unten sehen werden. Es geriet später in Zwistigkeiten mit den Schuhmachern, und diese erlangten 1562 die Erlaubnis, den jetzigen Gärberhof einrichten und ihr Leder selbst bereiten zu dürfen, was sie bis vor Kurzem ausgeübt haben, wo der Handel mit Leder wieder an besondere Händler übergegangen ist, die dasselbe aber aus großen Gärbereien des In- und Auslandes beziehen, während es sonst in der kleinsten Stadt selbst bereitet ward. Sollte dies nicht zur jetzigen Verteuerung dieses Artikels beigetragen haben?
Im Mittelalter wurden überall unter Geistlichen und Weltlichen Brüderschaften geschlossen, deren Zweck war, dass die Brüder ihre Verarmten unterstützten, freundschaftliche Gelage hielten und für die ehrliche Bestattung der Verstorbenen sorgten. Die geistlichen Brüderschaften wurden Calande genannt, weil sie gewöhnlich am ersten Monatstage, welcher lateinisch calendae heißt, Ihre Seelenmessen lesen ließen. Diese Brüderschaften bestanden ursprünglich nur aus Geistlichen, nahmen nachher aber auch Weltliche auf. Es gab in Greifswald sieben solcher Calanden, z. B. die des heiligen Gregorius, welche ihre Messen in der Marienkirche lesen ließ.
Die weltlichen Brüderschaften nannten sich cumpanten und gelage. Die niedersächsischen Kaufleute, welche auswärts Geschäfte machten, stifteten solche Brüderschaften. Die Gesetze derselben enthalten stets Bestimmungen, wie bei Gelagen gute Ordnung gehalten werden soll und wie die Bestattung der Verstorbenen zu besorgen ist. Sie hielten sich immer Bahren und Bahrtücher, und sie trugen auch gegen Bezahlung und Bewirtung Nichtmitglieder ihrer Compagnie zur Gruft.
In Greifswald bestanden:
1. Die Brüderschaft der heiligen Jungfrau, gestiftet 1330 unter Greifswaldern, die in Kopenhagen verweilten.
2. Die Bornholmsche Brüderschaft zur Betreibung des Fischfanges daselbst.
3. Die Bergenfahrer. Diese kauften sich 1435 in der Büchstraße ein Haus und hatten in der Marienkirche eine Kapelle und einen Altar.
4. Die Schonenfahrer, welche wohl mit No. 1. einerlei waren. Sie besaßen lange Zeit das Eckhaus in der Büchstraße, welches jetzt das zoologische Museum ist, und ihr Vermögen kommt noch verarmten Kaufleuten zu Statten.
Ein geschlossenes Gewerk hieß ammet, gilde oder cumpenie, der Meister darin hieß ammetman, der Geselle ammetknecht. Das Wort Knecht bedeutet ursprünglich Knabe, Jüngling, und wurde auch, wie noch in England, Edelleuten beigelegt, wie Edelknecht. An der Spitze der Gewerke standen de ammetlüde mit eren dildebrödern, letztere wahrscheinlich die jetzigen Amtsbrüder. Die Versammlungen zu allgemeinen Beratungen wurden des Morgens gehalten, daher morgensprake genannt.
Das Amt der boddeker, Bötticher, war in den niedersächsischen Seestädten wichtig, weil es Tonnen für den Heringshandel anfertigte. Weinfässer machten die Küper selbst, und es ist noch nicht lange, dass nur der für einen tüchtigen Küper gehalten wurde, der diese Kunst verstand. Es wurde damit großer Luxus getrieben, wie das große Fass zu Heidelberg zeigt.
Das Gewerk der gerwer, Gärber, war zahlreich, wie wir weiter unten sehen werden. Es geriet später in Zwistigkeiten mit den Schuhmachern, und diese erlangten 1562 die Erlaubnis, den jetzigen Gärberhof einrichten und ihr Leder selbst bereiten zu dürfen, was sie bis vor Kurzem ausgeübt haben, wo der Handel mit Leder wieder an besondere Händler übergegangen ist, die dasselbe aber aus großen Gärbereien des In- und Auslandes beziehen, während es sonst in der kleinsten Stadt selbst bereitet ward. Sollte dies nicht zur jetzigen Verteuerung dieses Artikels beigetragen haben?
Im Mittelalter wurden überall unter Geistlichen und Weltlichen Brüderschaften geschlossen, deren Zweck war, dass die Brüder ihre Verarmten unterstützten, freundschaftliche Gelage hielten und für die ehrliche Bestattung der Verstorbenen sorgten. Die geistlichen Brüderschaften wurden Calande genannt, weil sie gewöhnlich am ersten Monatstage, welcher lateinisch calendae heißt, Ihre Seelenmessen lesen ließen. Diese Brüderschaften bestanden ursprünglich nur aus Geistlichen, nahmen nachher aber auch Weltliche auf. Es gab in Greifswald sieben solcher Calanden, z. B. die des heiligen Gregorius, welche ihre Messen in der Marienkirche lesen ließ.
Die weltlichen Brüderschaften nannten sich cumpanten und gelage. Die niedersächsischen Kaufleute, welche auswärts Geschäfte machten, stifteten solche Brüderschaften. Die Gesetze derselben enthalten stets Bestimmungen, wie bei Gelagen gute Ordnung gehalten werden soll und wie die Bestattung der Verstorbenen zu besorgen ist. Sie hielten sich immer Bahren und Bahrtücher, und sie trugen auch gegen Bezahlung und Bewirtung Nichtmitglieder ihrer Compagnie zur Gruft.
In Greifswald bestanden:
1. Die Brüderschaft der heiligen Jungfrau, gestiftet 1330 unter Greifswaldern, die in Kopenhagen verweilten.
2. Die Bornholmsche Brüderschaft zur Betreibung des Fischfanges daselbst.
3. Die Bergenfahrer. Diese kauften sich 1435 in der Büchstraße ein Haus und hatten in der Marienkirche eine Kapelle und einen Altar.
4. Die Schonenfahrer, welche wohl mit No. 1. einerlei waren. Sie besaßen lange Zeit das Eckhaus in der Büchstraße, welches jetzt das zoologische Museum ist, und ihr Vermögen kommt noch verarmten Kaufleuten zu Statten.
011. Der Fleischer
012. Der Gerber
004. Der Böttcher, Küfer, Fassbinder
017. Der Hufschmied
020. Der Klempner, Spengler
021. Der Kupferschmied
022. Der Kürschner
023. Der Leinweber
024. Der Maurer und Steinhauer
025. Der Maler
026. Der Messerschmied
027. Der Müller
030. Der Sattler
031. Der Schlosser
032. Der Schneider
034. Der Schuster