FRANKENBERG. RB Cassel Kreisstadt.
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd.1, Mitteldeutschland
Autor: Dehio, Georg (1850-1932), Erscheinungsjahr: 1914
Themenbereiche
FRANKENBERG. RB Cassel Kreisstadt.
Liebfrauen-K. 1286 bis 1357, Chor gew. 1353, Turm voll. [pg 120] 1359. Gr. und System folgt der Elisabeth-K. in Marburg, und die Ähnlichkeit der Anlage würde noch größer sein, wäre nicht der Chor nur im ersten Joch nach dem ursp. Plan ausgeführt, dann aber breiter und höher fortgesetzt. Einspringender WTurm, daher im Msch. 4 Joche, in den Ssch. 6 Joche. Ganze L. ursp. 46, jetzt 59, Br. 17,5 (Msch.: Ssch. = 8,7 : 4,4), H. 12. Die runden Pfll. mit 4 Diensten, verhältnismäßig sehr stark. Das lockere Blattwerk der Kaptt. dem Kern aufgeheftet. Im Querschnitt die Gwbb. von genau gleicher Scheitelhöhe, die Scheidbgg. und sämtliche Bgg. der Ssch. stark gestelzt. Die Fenster sind bei der hohen Lage des Kaffgesimses nicht übertrieben schlank, 2teilig, im Maßwerk ein spitzbg. Vierpaß mit 2 Dreipässen. Das Dach ist allen 3 Schiffen gemeinschaftlich und deshalb im First höher als das Dach des Qsch. Das Kranzgesims um die Strebepfll. herumgekröpft. Einfach röhrenförmige Wasserspeier. An der WFront das Dach abgewalmt, so daß die Mauer horizontal abschließt. Der Turm steckt mit seinem ersten Obergeschoß halb im Dach, so daß erst das dritte (letzte) ganz frei wird. Er schließt mit Balustraden und leicht zurückspringenden 4 Giebeln, der mäßig hohe Helm 8seitig. — Hübsches Wandtabernakel 2. H. 14. Jh. — Kanzel von Stein 1554. — Balkenköpfe der ehemaligen Empore, meisterlich geschnitzt von Phil. Soldan 1529.
Marien-Kap. Etwa 1380. Hervorragender Prachtbau. Der südöstl. Diagonalseite des südl. Kreuzarmes der Hauptkirche angebaut. Da auf normale Orientierung Gewicht gelegt wurde, hat der Gr. unregelmäßig zentralisierende Gestalt: der größere Teil umschreibt 5 Seiten des 8Ecks, ein 3 eck. Raum vermittelt zum Qsch. der Hauptkirche. Die Mauerhöhe ist der des Qsch. gleich. Ein hohes Pyramidendach krönt das schlanke Polygon. Die Behandlung ist sehr reich und glänzend, in jener schulgemäßen Reinheit, Schärfe und Eleganz, die für jene Epoche das Höchste war. Demn Äußeren war ein sehr reicher Statuenschmuck, ca. 30 Stück, zugedacht und scheint auch ausgeführt gewesen zu sein. Auch vom Reichtum des Innern vieles verstümmelt. Erhalten der sehr bmkw. Altar. Die Mensa getragen von 3 Standfigg. (sehr beschädigt). Hohes, 3teiliges Retabulum von feinster Arbeit. Erstes Glied eine niedrige 9teilige Arkatur, der Apparat der Strebepfll., Fialen usw. gleichsam Miniatur in Stein; im Hauptgeschoß 3 Blendbgg. für Statuen, wieder aufs reichste architektonisiert; im dritten Glied 7teilige Arkatur; unter den Bogenlinien kommt schon einigemal der Eselsrücken vor; sonst der Formencharakter einer etwas pedantischen Hochgotik streng festgehalten.
[pg 121]
Spital-K. (reformiert). Kleiner 1sch. spgot. Bau. Bmkw. die reichgegliederten und mit Wappenschildern gezierten Kragsteine 1515.
Cisterc.-Nonnen-Klst. S. Georgenberg. Jetzt Amtshaus und sehr verbaut. Die Kapelle (Stall) rom. 13. Jh., sonst 14. und A. 16. Jh.
Rathaus. Fachwerk von 1509, Erdgeschoß verputzter Steinbau, die 2 Obergeschosse beschieferter Fachwerkbau, mehrere Erker mit Spitzdächern; trotz der dürftigen Herstellung aus neuerer Zeit wirkt der Bau in der Gruppierung noch immer hübsch und lebendig.
Liebfrauen-K. 1286 bis 1357, Chor gew. 1353, Turm voll. [pg 120] 1359. Gr. und System folgt der Elisabeth-K. in Marburg, und die Ähnlichkeit der Anlage würde noch größer sein, wäre nicht der Chor nur im ersten Joch nach dem ursp. Plan ausgeführt, dann aber breiter und höher fortgesetzt. Einspringender WTurm, daher im Msch. 4 Joche, in den Ssch. 6 Joche. Ganze L. ursp. 46, jetzt 59, Br. 17,5 (Msch.: Ssch. = 8,7 : 4,4), H. 12. Die runden Pfll. mit 4 Diensten, verhältnismäßig sehr stark. Das lockere Blattwerk der Kaptt. dem Kern aufgeheftet. Im Querschnitt die Gwbb. von genau gleicher Scheitelhöhe, die Scheidbgg. und sämtliche Bgg. der Ssch. stark gestelzt. Die Fenster sind bei der hohen Lage des Kaffgesimses nicht übertrieben schlank, 2teilig, im Maßwerk ein spitzbg. Vierpaß mit 2 Dreipässen. Das Dach ist allen 3 Schiffen gemeinschaftlich und deshalb im First höher als das Dach des Qsch. Das Kranzgesims um die Strebepfll. herumgekröpft. Einfach röhrenförmige Wasserspeier. An der WFront das Dach abgewalmt, so daß die Mauer horizontal abschließt. Der Turm steckt mit seinem ersten Obergeschoß halb im Dach, so daß erst das dritte (letzte) ganz frei wird. Er schließt mit Balustraden und leicht zurückspringenden 4 Giebeln, der mäßig hohe Helm 8seitig. — Hübsches Wandtabernakel 2. H. 14. Jh. — Kanzel von Stein 1554. — Balkenköpfe der ehemaligen Empore, meisterlich geschnitzt von Phil. Soldan 1529.
Marien-Kap. Etwa 1380. Hervorragender Prachtbau. Der südöstl. Diagonalseite des südl. Kreuzarmes der Hauptkirche angebaut. Da auf normale Orientierung Gewicht gelegt wurde, hat der Gr. unregelmäßig zentralisierende Gestalt: der größere Teil umschreibt 5 Seiten des 8Ecks, ein 3 eck. Raum vermittelt zum Qsch. der Hauptkirche. Die Mauerhöhe ist der des Qsch. gleich. Ein hohes Pyramidendach krönt das schlanke Polygon. Die Behandlung ist sehr reich und glänzend, in jener schulgemäßen Reinheit, Schärfe und Eleganz, die für jene Epoche das Höchste war. Demn Äußeren war ein sehr reicher Statuenschmuck, ca. 30 Stück, zugedacht und scheint auch ausgeführt gewesen zu sein. Auch vom Reichtum des Innern vieles verstümmelt. Erhalten der sehr bmkw. Altar. Die Mensa getragen von 3 Standfigg. (sehr beschädigt). Hohes, 3teiliges Retabulum von feinster Arbeit. Erstes Glied eine niedrige 9teilige Arkatur, der Apparat der Strebepfll., Fialen usw. gleichsam Miniatur in Stein; im Hauptgeschoß 3 Blendbgg. für Statuen, wieder aufs reichste architektonisiert; im dritten Glied 7teilige Arkatur; unter den Bogenlinien kommt schon einigemal der Eselsrücken vor; sonst der Formencharakter einer etwas pedantischen Hochgotik streng festgehalten.
[pg 121]
Spital-K. (reformiert). Kleiner 1sch. spgot. Bau. Bmkw. die reichgegliederten und mit Wappenschildern gezierten Kragsteine 1515.
Cisterc.-Nonnen-Klst. S. Georgenberg. Jetzt Amtshaus und sehr verbaut. Die Kapelle (Stall) rom. 13. Jh., sonst 14. und A. 16. Jh.
Rathaus. Fachwerk von 1509, Erdgeschoß verputzter Steinbau, die 2 Obergeschosse beschieferter Fachwerkbau, mehrere Erker mit Spitzdächern; trotz der dürftigen Herstellung aus neuerer Zeit wirkt der Bau in der Gruppierung noch immer hübsch und lebendig.