Eine Ziehung der Armenlotterie im Wiener Rathauskeller.

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1903
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Wien, Armenlotterie, Gewinne, Rathauskeller, Glücksrad, Waisenmädchen, zum Besten der Armen
Der prächtige Wiener Rathauskeller wird wegen seiner künstlerischen Ausgestaltung, wie wegen seiner guten Getränke von Einheimischen und Fremden fleißig besucht. Der vornehmste Raum, das sogenannte Rosenzimmer, ist mit vier reizenden Landschaften von Darmant geschmückt, welche die niederösterreichischen Weinorte Gumpoldskirchen, Retz, Falkenstein und Klosterneuburg darstellen, während in der „Schwemme“ Wandgemälde angebracht sind, die dem Wiener Sagenkreise entnommen wurden. Hier findet alljährlich am Fastnachtsdienstag die Ziehung einer Lotterie zum Besten der Armen statt, wie es auch diesmal geschah.

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Sie begann am Abend des Fastnachtsdienstags um 10 Uhr und hatte zahlreiche Losinhaber und Zuschauer herbeigelockt, die in fideler Fastnachtsstimmung und mit nicht geringer Spannung der Ziehung folgten. Im Hintergründe des großen Raumes war auf einer Erhöhung das Glücksrad aufgestellt, aus dem ein Waisenmädchen die Nummern zog. Diese wurden durch große Transparente sofort dem ganzen Publikum mitgeteilt. Viele der anwesenden Losinhaber saßen oder standen, um besser sehen zu können, auf Tischen und Stühlen, folgten mit größtem Eifer dem Fortgang der Ziehung und harrten klopfenden Herzens dem Moment entgegen, wo auch ihnen das Glück vielleicht einen größeren Gewinn in den Schoß werfen würde. Im Ganzen gab es 300 höhere Treffer. Der Hauptgewinn betrug 20.000 Kronen in Gold, der zweite Gewinn bestand aus einem silbernen Tafelgeschirr für 12 Personen, die übrigen Treffer teils aus Geldgewinnen von 1.000 bis 2.000 Kronen, teils aus Schmuckgegenständen von größerem oder geringerem Werte.

Ziehung der Armenlotterie im Wiener Rathauskeller

Ziehung der Armenlotterie im Wiener Rathauskeller