Ein Besuch in der Maschinenfabrik zu Güstrow
Aus: Mecklenburgisches Gemeinnütziges Archiv, Band 1
Autor: Redaktion, Erscheinungsjahr: 1850
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Wirtschaft, Industrie, Maschinenfabrik, Güstrow, Maschinenbau, Eisengießerei,
Vor dem Schnoientor zu Güstrow, an der neugepflasterten Straße, die zu dem für das Interesse des Verkehrs allzu weit von der Stadt entfernten Bahnhof führt, liegt etwas abseits ein altes Gebäude, das, obwohl von erheblicher Ausdehnung, in seiner äußeren Erscheinung nichts Bemerkenswertes aufzuweisen hat und dem Vorübergehenden kaum einen flüchtigen Blick abgewinnt, geschweige denn durch ein Zeichen andeutet, welche respektable Tätigkeit es in seinen unscheinbaren Mauern birgt. Dies Gebäude ist die Fabrik oder vielmehr ein Bestandteil der Fabrik des Herrn Kähler, in der Maschinenbau und Eisengießerei, wie es die Regel will, zu gemeinsamem Betrieb verbunden sind. Sobald man durch den Torweg den inneren Hof betreten hat, ist man allerdings keinen Augenblick mehr in Zweifel, dass man sich inmitten eines großen industriellen Etablissements befindet. Das Dröhnen der Hämmer, das Raspeln der Feilen, das Schwirren der Triebräder, und wie sonst die Betriebsamkeit lärmend sich äußert, bringen zusammen das herrlichste Getöse hervor, das man nur wünschen kann. Zwischen großen Glocken und anderen Gegenständen von Gusseisen hindurch, die im Hof umherstehen, während ein hoher Stapel von Roheisen neue Erzeugnisse voraus verkündigt, gelangte ich nach dem Wohnhause des Besitzers, das von Gartenanlagen umgeben ist, die sich dem Ufer der vorbeiströmenden Nebel entlang ziehen. Herr Kähler ließ sich dankenswerter Weise bereit finden, mir den Besuch seines Etablissements zu gestatten, und ich konnte alle Abteilungen unter seiner persönlichen Führung durchwandern. Hr. K. ist bekanntlich Bildhauer, wenn er gleich seine Kunst jetzt nur sparsam und als Liebhaberei ausübt; ich sah mit Vergnügen in seinem Atelier Statuen und Gruppen von ausgezeichneter Schönheit, die seinem kunstfertigen Meißel ihre Entstehung verdanken, die wiederholten Bemühungen des Hrn. K, von dem Großherzog die Erlaubnis zu erhalten, die Büste Sr. Königl. Hoheit modellieren zu dürfen, waren zu seinem Bedauern fehlgeschlagen; obwohl er sich der Gunst rühmen durfte, dass der Großherzog, so oft er in Güstrow anwesend gewesen, die Fabrik besucht und Bestellungen gemacht hatte.
Die Fabrik wurde vor ungefähr zwölf Jahren von dem Vorgänger des jetzigen Besitzers, dem verstorbenen Andersen begründet; mit dem letzteren war eine Zeit lang Dr. Alban vereinigt, bis dieser sein jetziges Etablissement in Plau errichtete, wie er schon vor seiner Beteiligung bei der Güstrower Fabrik eine selbständige Maschinenbau-Anstalt auf einem ihm gehörenden Landgute Kl. Wehnendorf besaß. Man kann diese Trennung nur bedauern, weil eine Maschinenbaufabrik für ein Land wie Mecklenburg vollkommen ausreichen würde, zumal dicht an der Grenze, so in Lübeck, in Demmin, gleiche Anstalten unterhalten werden. Die Güstrow-Fabrik verarbeitet jährlich ca. 90 Tonnen Eisen, die beiden letzten Jahre als Maßstab genommen. Früher muss der Verbrauch bedeutend größer gewesen sein, denn während das Etablissement vor 1848 beiläufig 60 Arbeiter beschäftigte, gibt es gegenwärtig nur etwa 40 Menschen Arbeit. „Vor 1848, sagte Hr. K,, waren wir gut im Zuge, wenn wir so beigeblieben wären!" Und man kann sich allerdings sagen, dass die Erschütterung, in Folge deren die Gewerbe darniederliegen, nicht spurlos an einer industriellen Anstalt vorübergehen konnte, deren Erzeugnisse, wenn auch größtenteils und in vorzüglichem Grade für den praktischen Nutzen berechnet sind, doch in beträchtlichem Verhältnis Gegenstände umfassen, die bei vorherrschender Neigung zu Einschränkungen wohl entbehrt werden können. Die Erzeugnisse der Fabrik bestehen hauptsächlich in den verschiedenen Werkzeugen und Maschinen, deren der rationelle Landwirt bedarf, und die man unter dem Namen instrumenta rustica zu begreifen pflegt, wie sich denn auf dem Boden, wo die Modelle angefertigt werden, Säe-, Dresch-, Häcksel - Maschinen von verschiedenen Konstruktionen aufgestellt finden. Diese Maschinen gehen zum Teil ins Ausland, nach Preußen, und selbst in das entferntere, nach Russland. Außerdem liefert die Eisengießerei die bekannten Fabrikate, darunter Tische, Bänke, Sessel, für Gartenanlagen bestimmt, von bewundernswerter Schönheit und besonders preiswürdig. Sonst möchten von den einzelnen Erzeugnissen noch Feuerspritzen und eiserne Glocken hervorzuheben sein. Man, gab mir Gelegenheit, mich von dem Wohlklang einer solchen, die für eine Turmuhr bestimmt war, zu überzeugen. Dass die Fabrik im Stande ist, auch große und kunstvolle Maschinenwerke zu liefern, davon kann man in der vorzüglich eingerichteten Dampfölmühle des Herrn Brockelmann in Rostock den Beweis erhalten. Ungern hörte ich, dass Hr. K. an eine Beteiligung bei der Londoner Industrie-Ausstellung nicht gedacht hat. Wo freilich soll der Fabrikant frohen Mut hernehmen und Aufmunterung finden, wenn seine Vorstellungen und Bitten bei den Behörden, ihn zur Konkurrenz mit dem ausländischen Produzenten bei den öffentlichen Arbeiten zuzulassen, kein Gehör finden, wo man, gleichgültig gegen die Klagen der einheimischen Industrie, fortfährt, die Eisenarbeiten für den Schweriner Schlossbau im Auslande anfertigen zu lassen, wo die Stadt Güstrow selbst, die Herrn K. unter ihren Bürgern zählt, und ihm großen Dank schuldig ist, dass er in bedrängter Zeit einer großen Anzahl Arbeiterfamilien Brot gab, wo sogar diese Stadt keinen Anstand nimmt, ihren Bedarf von den Eisengießereien des Auslands kommen zu lassen!
In Bezug auf die Verhältnisse der Arbeiter lässt sich noch anführen, dass die gezahlten Wochenlöhne von 3 1/2 bis 5 Thlr. steigen. Die Lehrlinge der Anstalt, deren dieselbe augenblicklich nur vier zählt, besuchen die Sonntagsschule. Ein in neuerer Zeit unternommener Versuch, die Arbeiter zu einer gemeinschaftlichen Krankenkasse zu vereinigen, ist als gescheitert anzusehen. Nach den Aufklärungen, die ich mir von einem Beteiligten darüber erbat, schien die Sache unrichtig angefasst, die obenhin entworfenen Statuten hatten sich als unzulänglich erwiesen, es fehlte überhaupt die gehörige Leitung. Von erneuten Versuchen mochte man sich nur in dem Falle Erfolg versprechen, dass Hr. K. selbst sich der Sache tätig annähme und seine sämtlichen Arbeiter zur Teilnahme an der Kasse verpflichtete. Ich konnte mir nicht versagen, Herrn K. diese Wünsche und Interessen ans Herz zu legen.
Von den empfangenen Eindrücken sehr befriedigt und mit Dank gegen den Besitzer, der meinem Wunsche, mich zu unterrichten, entgegengekommen, verließ ich die Fabrik, die trotz aller widrigen Umstände in rüstigem Fortschreiten begriffen ist. Aber was könnte ein solchein Etablissement sein, wenn es sich des Schutzes und der Gunst der Behörden zu erfreuen hätte!
Die Fabrik wurde vor ungefähr zwölf Jahren von dem Vorgänger des jetzigen Besitzers, dem verstorbenen Andersen begründet; mit dem letzteren war eine Zeit lang Dr. Alban vereinigt, bis dieser sein jetziges Etablissement in Plau errichtete, wie er schon vor seiner Beteiligung bei der Güstrower Fabrik eine selbständige Maschinenbau-Anstalt auf einem ihm gehörenden Landgute Kl. Wehnendorf besaß. Man kann diese Trennung nur bedauern, weil eine Maschinenbaufabrik für ein Land wie Mecklenburg vollkommen ausreichen würde, zumal dicht an der Grenze, so in Lübeck, in Demmin, gleiche Anstalten unterhalten werden. Die Güstrow-Fabrik verarbeitet jährlich ca. 90 Tonnen Eisen, die beiden letzten Jahre als Maßstab genommen. Früher muss der Verbrauch bedeutend größer gewesen sein, denn während das Etablissement vor 1848 beiläufig 60 Arbeiter beschäftigte, gibt es gegenwärtig nur etwa 40 Menschen Arbeit. „Vor 1848, sagte Hr. K,, waren wir gut im Zuge, wenn wir so beigeblieben wären!" Und man kann sich allerdings sagen, dass die Erschütterung, in Folge deren die Gewerbe darniederliegen, nicht spurlos an einer industriellen Anstalt vorübergehen konnte, deren Erzeugnisse, wenn auch größtenteils und in vorzüglichem Grade für den praktischen Nutzen berechnet sind, doch in beträchtlichem Verhältnis Gegenstände umfassen, die bei vorherrschender Neigung zu Einschränkungen wohl entbehrt werden können. Die Erzeugnisse der Fabrik bestehen hauptsächlich in den verschiedenen Werkzeugen und Maschinen, deren der rationelle Landwirt bedarf, und die man unter dem Namen instrumenta rustica zu begreifen pflegt, wie sich denn auf dem Boden, wo die Modelle angefertigt werden, Säe-, Dresch-, Häcksel - Maschinen von verschiedenen Konstruktionen aufgestellt finden. Diese Maschinen gehen zum Teil ins Ausland, nach Preußen, und selbst in das entferntere, nach Russland. Außerdem liefert die Eisengießerei die bekannten Fabrikate, darunter Tische, Bänke, Sessel, für Gartenanlagen bestimmt, von bewundernswerter Schönheit und besonders preiswürdig. Sonst möchten von den einzelnen Erzeugnissen noch Feuerspritzen und eiserne Glocken hervorzuheben sein. Man, gab mir Gelegenheit, mich von dem Wohlklang einer solchen, die für eine Turmuhr bestimmt war, zu überzeugen. Dass die Fabrik im Stande ist, auch große und kunstvolle Maschinenwerke zu liefern, davon kann man in der vorzüglich eingerichteten Dampfölmühle des Herrn Brockelmann in Rostock den Beweis erhalten. Ungern hörte ich, dass Hr. K. an eine Beteiligung bei der Londoner Industrie-Ausstellung nicht gedacht hat. Wo freilich soll der Fabrikant frohen Mut hernehmen und Aufmunterung finden, wenn seine Vorstellungen und Bitten bei den Behörden, ihn zur Konkurrenz mit dem ausländischen Produzenten bei den öffentlichen Arbeiten zuzulassen, kein Gehör finden, wo man, gleichgültig gegen die Klagen der einheimischen Industrie, fortfährt, die Eisenarbeiten für den Schweriner Schlossbau im Auslande anfertigen zu lassen, wo die Stadt Güstrow selbst, die Herrn K. unter ihren Bürgern zählt, und ihm großen Dank schuldig ist, dass er in bedrängter Zeit einer großen Anzahl Arbeiterfamilien Brot gab, wo sogar diese Stadt keinen Anstand nimmt, ihren Bedarf von den Eisengießereien des Auslands kommen zu lassen!
In Bezug auf die Verhältnisse der Arbeiter lässt sich noch anführen, dass die gezahlten Wochenlöhne von 3 1/2 bis 5 Thlr. steigen. Die Lehrlinge der Anstalt, deren dieselbe augenblicklich nur vier zählt, besuchen die Sonntagsschule. Ein in neuerer Zeit unternommener Versuch, die Arbeiter zu einer gemeinschaftlichen Krankenkasse zu vereinigen, ist als gescheitert anzusehen. Nach den Aufklärungen, die ich mir von einem Beteiligten darüber erbat, schien die Sache unrichtig angefasst, die obenhin entworfenen Statuten hatten sich als unzulänglich erwiesen, es fehlte überhaupt die gehörige Leitung. Von erneuten Versuchen mochte man sich nur in dem Falle Erfolg versprechen, dass Hr. K. selbst sich der Sache tätig annähme und seine sämtlichen Arbeiter zur Teilnahme an der Kasse verpflichtete. Ich konnte mir nicht versagen, Herrn K. diese Wünsche und Interessen ans Herz zu legen.
Von den empfangenen Eindrücken sehr befriedigt und mit Dank gegen den Besitzer, der meinem Wunsche, mich zu unterrichten, entgegengekommen, verließ ich die Fabrik, die trotz aller widrigen Umstände in rüstigem Fortschreiten begriffen ist. Aber was könnte ein solchein Etablissement sein, wenn es sich des Schutzes und der Gunst der Behörden zu erfreuen hätte!