EISLEBEN. Pr. Sachsen Mansfelder Seekreis.

Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd.1, Mitteldeutschland
Autor: Dehio, Georg (1850-1932), Erscheinungsjahr: 1914
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EISLEBEN. Pr. Sachsen Mansfelder Seekreis.

Andreas-K. Einfache spgot. Halle (wohl erst nach Brand 1498) mit rom. und frgot. Resten. Im W über rck. formlosem Unterbau 2 schlanke 8eck. Türme. Am 1. und 2. Geschoß mit sprom. Bogenfries, am 3. mit got. Gesims. Die Fenster der Sschiffe anscheinend frgot., was überraschenderweise auf eine schon frgot. Hallenanlage, oder, bei basilikaler Anlage, auf ungewöhnliche Höhe der Sschiffe im Verhältnis zum Hochschiff schließen ließe (vgl. den Giebel zwischen den Türmen). Die Pfll. des Triumphbogens rom. Aus dem nördl. Nebenchor führt eine Tür mit Eselsrücken und magerem Stabwerk, abschreckendste Spgot., in einen großen Seitenturm; untere Geschosse 1486, obere 17. Jh. — Großer Schnitzaltar, einer von den besseren, Kanzel A. 16. Jh., gute Arbeit. Im nördl. Nebenchor ein auf beiden (!) Seiten bearbeiteter Grabst.; die eine zeigt in eingeritzter trefflicher Umrißzeichnung den Grafen Burkhard v. Mansfeld († 1229), die andere in äußerst rohem und altertümlichem Relief 2 Figuren mit dem Mansfeldschen Wappen, ohne Umschrift; Grabsteine der Äbtissin Oda [pg 100] († 1351); der Gräfin Barbara v. M. († 1511); des Gf. Hans Georg († 1579); der Gräfin Katharina († 1582). Große in Erz gegossene Tumba des Gf. Hoyer v. M. († 1541), der Tote, gewappnet, den Helm zu Füßen, an den Ecken überragt von 4 freistehenden Säulen mit Leuchter-Engeln. Eine zweite Tumba aus Marmor; für welchen der Mansfelder Grafen, ist nicht nachweisbar. Von sonstigen Grabst. und Epit. ist vieles verschwunden.

Nikolai-K. 1426 ff. 3sch. Hallenkirche, 3 Joche, Kreuzgwb., kurzer Vorchor, 5/8 Schluß, einfacher niedriger WTurm. — Schnitzaltar und Taufstein spgot.

Petri-Pauli-K. 1486-1513. Halle, der vorigen ähnlich, etwas geschmückter, Netzgwb. — Schnitzaltar.

Annen-K. Unregelmäßige, nie vollendete Anlage. Der gewölbte Chor 1514, das Schiff mit Gewölben von Holz und Gips um 1600. (Wiederhergestellt 1908.) Im W Mansfeldische Grabkap. von 1588; seltsam entartetes Maßwerk. — Grabmal des Gf. Karl v. M. († 1594); der Tote in voller Rüstung auf einfachem Sarkophag. Steinerne Moseskanzel.

Geburtshaus Luthers, 1693 und 1863 rest., zeigt nichts mehr von seinem ursp. Aussehen. — Gemälde von 1569, Luthers letzte Ordination darstellend, mit vielen Porträts, nebst anderen Gemälden des 16. Jh., aus den Hallen des alten Gottesackers stammend.

Besser erhalten Luthers Sterbehaus, aus A. 16. Jh.

Schloß, ehemals eine Wasserburg, im 11. Jh. zum kgl. Tafelgut gehörig; hoher frma. Bergfried.

Altstädtisches Rathaus 1519-1530. Die großen Fenster durch 3 Pfosten geteilt, der obere Abschluß treppenförmig. An der NOEcke ein gekrönter Kopf, nach der Abb. im Inv. zu urteilen spätes 13. Jh., eingemauert; im Volksmunde Kopf des »Knoblauchkönigs« Herman v. Luxemburg.

Neustädtisches Rathaus mit Portal in sehr reiner Hoch-Renss. 1580.