Doberan, den 18. August 1832
Aus: Bunte Briefe. Erster Teil.
Autor: Seyffarth, Woldemar Dr. (?-?), Erscheinungsjahr: 1832
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Doberan, Reisen, Ostsee, Ostseebad, Kuren, Badegesellschaft, Badekur
Nun weiß ich, warum die Kellner im Salon vorgestern Abend mich en bagatelle vel quasi behandelt haben. Sie wissen es nicht und würden es auch nicht erraten. Weil – ich – im – Überrock – war. Ja, ja, Scherz bei Seite. Ich war der einzige Mensch im Überrock und die Kerle haben sich darüber mokiert, obgleich sotaner Überrock keineswegs a great coat, sondern ein höchst moderner Gehrock ist. Kein Badegast erscheint anders als im Frack, dem unsinnigen französischen Schwalbenschwanz. Und warum? Weil Seine Königliche Hoheit, der Herr Großherzog, Mittags an der Wirtstafel im Frack präsidieren und Abends von der Tafel à la carte im Frack partizipieren. Wie gefällt Ihnen das in einem Badeort, wo die Menschen wesentlich um ihrer Gesundheit willen sich einfinden? Gêne, Zwang in einem freien Badeorte! Das hat eben so viel Verstand, wie die Londoner Konferenz. Sobald Mittags zwei Uhr die Glocke zum dritten Male geläutet hat, strömen die Gäste in den Saal. Allein keiner setzt sich, bevor nicht der Großherzog sitzt, keiner erhebt sich, bevor nicht der Großherzog sich erhebt, und keiner bleibt sitzen, sobald der Großherzog aufgestanden ist. Man versichert, der Großherzog sei weit entfernt, diese lächerliche und lästige Etiketten Rücksicht zu fordern. Zu fordern? Nun ja, das glaube ich. Kein vernünftiger Mensch fordert, wozu er kein Recht hat. Und ein Recht hat der Großherzog nicht, so lange Doberan ein allgemeiner Badeort und die Wirtstafel eine öffentliche ist. Wenn er aber die Beseitigung der Etikette wünscht, warum tut er nicht darnach? Er braucht nur ein einziges Mal, im Überrock zu erscheinen und – oder geht's ihm wie dem seligen Friedrich August von Sachsen, der bei einem Besuche seines ebenfalls seligen Herrn Schwagers über die Nachricht, dass Seine Majestät der König von Bayern im Überrock zu ihm kommen werde, kerzengerade erschrak, weil er wusste, dass in seiner Garderobe kein Überrock hing, und die steifbeinige Etikette ihm sagte, dass er mit seinem Herrn Schwager gleich gekleidet sein müsse?
Friedrich August tat Ungeheures, er borgte den Überrock seines Kammerherrn. Der Großherzog von Mecklenburg kann sich einen machen lassen. Das also tadle ich, dass er nicht um der Schwachen willen seinen Wunsch beweist. Denn dass er ihn hegt, bezweifle ich nicht. Ich bezweifle das eben so wenig, wie ich die feste Überzeugung in mir trage, dass unter Tausenden von Fürsten kaum Einer ist, der nicht das Beste seines Volkes will. Doch, wie überall, ist auch bei ihnen der Wille nur der Anfang zur Tat und mehr, als bei Anderen, stehen zwischen dem Anfange und Ende ihres Handelns namenlose Hindernisse. Ich meine darunter nicht vorzugsweise diejenigen, die das Gott hilf! schon auf der Lippe haben, wenn der gnädige Herr in die Sonne sieht, um zu niesen, nicht diejenigen, die am liebsten Anweisungen auf den Geldbeutel der Untertanen schreiben, nicht diejenigen, die wie Verdunkelung Türme zwischen dem Volke und dem Fürsten stehen, – die Alle meine ich nicht um ein Sonnenstäubchen mehr als die große Masse des Volks, die ein huldreicher Blick elektrisiert, die sich drängt und schiebt und stößt, um einen Herrscher speisen zu sehen, die tausendfach das Wort eines Fürsten wiederholt, weil ein Fürst es gesprochen, die vom Wagen des Mächtigen die Pferde abspannt, um ihm keinen Zweifel zu lassen, dass er unumschränkte Macht über sie hat. Wahrhaftig, Freund, es wandelt mich oft der Gedanke an, ob die Fürsten nicht zu gut sind für die Schlechtigkeit ihrer Völker, die Zuchtruten der Gestrengen nicht zu weich für die harte Haut ihrer Untertanen. Lass einen Herrscher des Orients seine Sklaven blutig geißeln, und es bedarf nur eines Wunsches, und mit gieriger Zunge lecken sie ihr eigenes rotes Blut. Lass einen Pascha von Ägypten seinem Volke die Früchte seines Schweißes nehmen, und das Volk dankt ihm für die Vergünstigung, aufs Neue für ihn arbeiten zu dürfen. Lass einen Dom Miguel sein Volk mit Füßen treten, und es freut sich, dass die Füße nicht Skorpione sind. Wenn ich mir das in voller, starrer Wahrheit vor die Seele hinstelle, möchte ich mich schämen, ein Mensch zu sein, möchte mir wünschen, krank, wahnsinnig, König zu sein. Denn was ist der Wunsch nach Krankheit anders als der Wunsch nach körperlichen Schmerze, und was mindert den Schmerz des Geistes schneller als Schmerz des Körpers? Wahnsinn aber, was ist der Wunsch nach Wahnsinn anders als der Wunsch nach Zerstörung einer peinlichen Seelen-Tätigkeit, als das Verlangen nach geistigem Tode? Und König zu sein, wer mag, wenn er das innere Leben eines Fürsten durchschaut, wenn er die Dornen einer Königs-Krone gefühlt, wenn er das Zucken eines gebrochenen königlichen Herzens gesehen hat, wer mag da wünschen, König zu sein, wenn er nicht krank, wenn er nicht wahnsinnig, wenn nicht an seiner Wiege das Lied vom Herrschen gesungen, nicht in den Zipfel seiner Windel das Zeichen der Herrschaft gestickt worden ist!
Der erwähnte Etiketten Zwang ist von den Dingen, die mir im Salon nicht behagen, das Unbedeutendste. Um Vieles bedeutender ist mein Missfallen an der Gesellschaft – ausgetrocknete Menschen, in deren Nähe ich geraten bin – und das liebe Essen – beträchtlich schlecht. Und doch schmeckt es den guten Rostockern ausgezeichnet. Anfangs befremdete es mich, dass an einer table d'hôte wie hier die Schüsseln nicht zum beliebigen Zulangen herumgereicht wurden, sondern jeder einen Teller mit einem Klecks darauf vorgesetzt bekam, was so viel hieß als: da iss oder lass stehen. Bald aber begriff ich die Klugheit des Wirts. Wie sollte bei dem Appetite der Inhalt seiner Schüsseln ausreichen! Und dass dieser Inhalt schlecht war, merkte man wenigstens der Behandlung der Teller Kleckse nicht an. Die Rostocker wüteten hinein. Ich freue mich darüber und wünsche ihnen wohlzubekommen.
Gebadet habe ich also auch, heute, gestern und vorgestern. Es ist zwar ein schönes, aber etwas kostspieliges Vergnügen. „Der heilige Damm, wie in der doberaner Sprache, der Ort des Seebades heißt, weil Gottes Engel ihn in einer Nacht fabriziert haben sollen, liegt eine Stunde von hier ab. Wer daher nicht erhitzt dort ankommen oder auf dem Heimwege sich nicht ermüden will, muss einen Wagen nehmen und der kostet einen Thaler schweres Geld. Der Weg ist gut chaussiert, aber von interessanter Gegend keine Spur. Sie fahren unausgesetzt zwischen Feldern und Holzung, bis plötzlich ein Haus den Weg zu versperren droht. Sie rollen vor, und rechts geschaut, mein Freund, dort wäscht die Ostsee den Strand. Der Anblick überrascht, ist wirklich schön. Das scheinbar versperrende Haus bietet denen, die gezwungen oder freiwillig das kalte Wasser nicht lieben, in sehr anständig, eingerichteten Zimmern warme Seebäder und enthält zugleich das Büreau des Sekretärs, An dieses Haus, einen rechten Winkel bildend, mit der Fronte nach der See, stößt die Restauration, ein elegantes Gebäude, das jedem, der Latein versteht, seinen Zweck in der goldenen Überschrift verkündet: hic te Laetitia invitat post balnea sanum. Dem Badehause haben die Erbauer keine Überschrift gegeben. Warum? Bei den vielen Plagiaten, welche heut zu Tage in der physischen wie in der moralischen, in der politischen wie in der literarischen Welt begangen werden, hätten sie sich nicht schämen dürfen, die hübschen Verse abzuschreiben, welche über dem hässlichen Badehause in Schandau stehen. Sie sind auch lateinisch:
Balnea, Vina, Ventis, corrumpunt corpora nostra, Conservant eadem Balnea, Wina, Venus.
Rechnen Sie zu diesen zwei Gebäuden noch ein drittes, das unmittelbar an der See steht, ein – ich glaube, Mauerwerke dieser Art haben in der Baukunst keinen Namen, – ein Ding, das wie ein Triumphbogen aussieht, aber keiner ist, einer Passage gleicht, ohne eine zu sein, kurz, eine Halle von einem Bogen, darüber eine Plattform und eine Treppe, die hinauf führt, so haben Sie sämtliche Bauwerke des eigentlichen Doberaner Bades. Die See-Bade-Anstalt ist eine weibliche und eine männliche. Wie die weibliche beschaffen ist, weiß ich nicht. Wahrscheinlich mit einigen kleinen Abweichungen eben so wie die männliche. Wenigstens schien mir das so, als ich über den trennenden Zwischenraum wegblinzelte. Die männliche zerfällt in zwei Gattungen, die Hütten- und die Karren- oder Wagen-Bäder. Erstere bestehen aus einer Reihe neben einander gebauter Zellen, jede nummeriert und mit den notwendigsten Toiletten, Bedürfnissen versehen. Entkleidet geht der Badelustige von hier auf einem Stege in die See hinein, von welchem wieder mehre Treppen ins Wasser hinabführen. Jeder wählt sich die beliebige Tiefe und quer über von Steg zu Steg gezogene Seile gewähren jedem, der Hände zum Zugreifen hat, sicheren Halt. Eine Karte zu einem solchen Bade, die jedesmal den Namen des Badenden enthält, kostet acht Schillinge. Für ein Handtuch empfängt der Aufwärter einen und für ein großes Trockentuch zwei Schilllinge. Die Wagenbäder bestehen aus mehren in die See geschobenen, mittelst starker Taue am Ufer befestigten zweirädrigen Karren. Ein Steg führt zu je zweien. Nach Empfang der, ebenfalls Ihren Namen anzeigenden und mit 16 Schillingen zu lösenden Karte legt der Aufwärter eine portative Brücke vom Stege in die offene Tür des Karren und Sie gelangen auf derselben in ein viereckiges Gemach von allerdings bescheidener Größe, für bescheidene Menschen aber groß genug und mit Stuhl, Stiefelknecht, Spiegel, Aufhängenägeln, Waschnapf und einem Tischchen versorgt. Eine andere Tür öffnet nach der See hinaus, eine Treppe steigt ins Wasser hinab, ein Seil hält den Ängstlichen, ein leinwandener Schirm kann von allen Seiten schützend und bergend niedergelassen werden, und wer es nicht ganz einfältig anfängt, kann durchaus nicht ertrinken. Haben Sie sich nun küssen und tragen und schaukeln lassen von den grünen kommenden und gehen den Wellen – sie ist schön, die Ostsee, aber den milden, tiefblauen Himmel des mittelländischen Meeres hat sie nicht –, so legen Sie gleich mir die Erinnerungen ab, die mich nach Marseille, nach Genua lockten, und folgen Sie der Einladung: hic te Laetitia invitat post balnea sanum. Dame Laetitia empfängt Sie mit einem recht schmackhaften Frühstücke.
Ungefähr halben Wegs zwischen Doberan und dem heiligen Damme ist die Rennbahn, unmittelbar an der Straße. Auf günstigem Boden abgesteckt misst sie eine halbe Stunde im Umkreise und eine artig drapierte Tribüne ist den Damen, in deren Ermangelung auch den Herren bestimmt. Obgleich die meisten rennlustigen Badegäste fortgerennt sind, so fanden doch gestern und vorgestern noch Pferderennen Statt, die mir ein Bild von den englischen Wettrennen gegeben haben, ungefähr wie eine deutsche Fabrik, Übersetzung einen Begriff von einem Walter Scottischen Romane oder eine verschrumpfte achtzigjährige Frau ein Bild von einem blühenden achtzehnjährigen Mädchen gibt. Nun, der Mensch soll dem lieben Gott für Alles danken. Also danke auch ich ihm, dass er mich die Doberanschen Pferderennen hat sehen lassen. Ihnen aber eine Beschreibung davon zu liefern, werde ich mich um so mehr hüten, je weniger Sie sich für dergleichen Künste interessieren und je neugieriger Sie gewiss schon den Brief überflogen haben, um das liebe Wörtchen: Theater zu suchen. Wohlan, hier steht es. Auch verberge ich nicht, dass ich gestern nur um Ihretwillen sechzehn schwere Groschen an ein Einlass-Billet gewendet habe. Dem Zettel zufolge, welchen mir der Lohnbediente gleichzeitig überbrachte, sollte der Maurer gesungen werden. Ich ging also gegen sechs Uhr hin, las zum dritten oder vierten Male, doch immer mit neuer Salbung, die das Theatergebäude zierende Inschrift: erkenne dich selbst, nahm mir zum zehnten oder taufendesten oder hunderttausendeten Male vor, mich selbst zu erkennen, hegte für Sie und einige andere Dutzend Menschen gleichen frommen Wunsch und betrat nach dieser zweckmäßigen Vorbereitung das Haus. Da war es aber unmöglich, Andere, und sehr schwer, sich selbst zu erkennen. Drei oder vier miserable Lichter waren die Erleuchtung. Ich erkannte so wenig, dass ich mich fort greifen musste. Wie leicht kann man da in Kollision kommen! Meine diesbezügliche Besorgnis war jedoch grundlos. Es fehlte an Kollisions-Gegenständen. Wie die Dunkelheit aufhörte, Finsternis für mich zu sein, gewahrte ich im ganzen Hause kaum drei oder vier Schattenbilder, und diese auf dem letzten Platze. Gleichwohl hatte die Uhr so eben sechs, die Anfangs-Stunde geschlagen. Was wird daraus werden? dachte ich, und meine lautlose Frage bei kam unverzüglich die artikulierte Antwort: da wegen Mangels an Zuschauern heute nicht gespielt wird, so empfangen Sie hier Ihr Billett zurück, die Kasse wird Ihnen den Betrag auszahlen. Der Mund, der dieses sprach, gehörte, wie ich am Umrriss erkannte, demselben weiblichen Wesen, welches mir beim Eintritte das Billett abgefordert und für mich viel Ähnlichkeit gehabt hatte mit einem vermummten Hüter des Vehmgerichtes. Ich erfasste das Billett und folgte der Weisung. Sie aber, mein Freund, können nun wenigstens mir nicht zürnen, weil ich außer Stand bin, Ihnen über das hiesige Theater ein Mehres mitzuteilen. Doch – Sie zürnen auch nicht, denn: erkenne dich selbst, d. h. sei ein ruhiger, gelassener Mensch, fordert die Inschrift, und ein tüchtiger Jurist, wie Sie, führt aus dem Umstande des Mangels an Zuschauern mit leichter Mühe den künstlichen Beweis von der Mittelmäßigkeit der spielenden, in vorliegendem Falle der nicht spielenden Gesellschaft. Begnügen Sie sich also mit meinem Willen und dem Resultate Ihres Scharfsinnes – salvo meliori.
Hätte nicht Ihre Täuschung mir leid getan, so würde ich der meinigen mich gefreut haben. Anstatt nun den Abend im engen Schauspielhause zu versitzen, durchwanderte ich ihn in der weiten Natur. Unmittelbar bei Doberan erhebt sich eine Hügel-Reihe. Einer derselben heißt der Jungfernberg, warum? kann ich nicht sagen. Dort lässt es sich höchst anmutig wandern; – gut gebahnte Wege, ein Wechsel von Anlagen, eine Fernsicht auf Rostocks Türme und auf die blau-grüne See, sogar ein Tempelchen mit einer Erfrischung oder Abkühlungs-Anstalt. Sie erraten, woran beim Sinken der Sonne, beim Heraufziehen der Sterne ich gedacht habe, – an die getäuschten Hoffnungen der Vergangenheit, an die niedergeschmetterten Hoffnungen der Gegenwart, an die trüben, in ungewissem Sternenlicht flackernden Hoffnungen der Zukunft. – – – –*)
*) Von der Hand des Zensors.
Ich gedenke morgen Nachmittag von hier ab zureisen. Morgen früh geht der Großherzog. Dann dürfte von anständigen Badegästen wenig mehr zurückbleiben. Was soll ich länger hier? Das Baden in der Ostsee ist kein Baden im mittelländischen Meere und die See während dieser drei Tage der Gegensatz unserer Zeit gewesen, so ruhig, so still, als sei es nicht das trügerische Element, nicht das Ebenbild des menschlichen Herzens, furcht bar in seinem Zorn, aber groß in seinen Schrecken, mit empfindend den süßen Zauber einer warmen Mondschein-Nacht, aber in seiner innersten Tiefe schauderhaft Geheimes bergend. Und die Menschen, die mir hier begegnen, hausbackene, altbackene Ware, Rostocker Kaufleute mit Zahlen und Geldsäcken, Rostocker Damen, in neumodischer Kleidung und altfränkischem Benehmen, Spieler, die Gott verdammen möge, wie schon mancher Seufzer sie verflucht hat, – was soll mich fesseln? Mir fehlt die Lust, die Gegend zu durchstreifen, denn was ich bis jetzt gesehen habe, ist, den Jungfernberg ausgenommen, höchst unlustig. Das Logierhaus – rühmen Sie das ja nicht in Ihrer Statistik. Der Mann, der es für einen jährlichen Pacht von 1.000 Thaler schweres Geld inne hat, heißt Ricard. Lesen Sie nicht Renard. Ein Fuchs ist der nicht. Nirgends habe ich eine schlechtere Bedienung gefunden. Von dem verkleideten Schöpse habe ich Ihnen schon gesagt. Er ist aber nicht der Einzige im Hause. Meine Stube hat keine Klingel und da ich nirgends einen Klingelzug sehe, so ist es mir sehr wahrscheinlich, dass alle andere Stuben das Manko der meinigen teilen. In natürlicher Folge müssen Sie nach jedem Bedürfnisse rufen, schreien, donnern. Kein Frühstück ohne ausdrücklichen Befehl, kein Mensch, der nach Ihren Kleidern, nach Ihren Stiefeln fragt. Hätte ich nicht glücklicher Weise einen dienstfertigen Rostocker Lohnbedienten aufgefangen, ich glaube, ich hätte wieder wie in meinen KnabenJahren mein eigener Ausklopfer und Schuhputzer werden müssen, nur nicht mit der Freude von damals, wo ich, – – – –*) beim Stiefelwichsen den Glanz gern ankommen sah. Ich habe seitdem so viel Glanz kommen und gehen sehen, dass ich mir die Hände nicht beschmutzen will, um Glanz zu machen. Dem Logierhause gegenüber steht ein Tempel. Er wird spottweise der Trichter genannt. Hier können Sie Kaffee und Tee, Wein und Gebackenes, auch auf vorherige Bestellung kleine und große Mittags- und Abendessen bekommen. Die dasige Wirtschaft ist mit der des Logierhauses connex. Ein Mädchen steht ihr vor und bei der Wahl dieses Mädchens hat Herr Ricard unwiderlegbar bewiesen, dass er kein Fuchs ist. Also auch da keine Fessel. Deshalb will ich morgen Abschied nehmen von der Ostsee und dann von Doberan, wo zum großen Ärger der entlaufenen Badegäste die Cholera durchaus nicht um sich greift. Wäre der alte Nachtwächter und die betrunkene Frau nicht gestorben, so würde mancher Doberaner jetzt nicht in Sorgen die Nächte durch wachen oder ein kräftiges Schlückchen sich versagen müssen. Das einfältige Geschrei hat den Einwohnern bedeutenden Schaden gebracht. Schon recht. Der Mensch ist geboren, um zu dulden und zu leiden, um zu hungern und zu dursten, um zu weinen und zu sterben. Warum beschließen nicht alle Menschen, an einem und demselben Tage, in einer und derselben Stunde, in einer und derselben Minute zu sterben? Das gäbe ein herrliches Leichenfeld und nicht ein einziges weinendes Auge. Auf immer Ihr treuer – .
*) Von der Hand des Zensors.
Friedrich August tat Ungeheures, er borgte den Überrock seines Kammerherrn. Der Großherzog von Mecklenburg kann sich einen machen lassen. Das also tadle ich, dass er nicht um der Schwachen willen seinen Wunsch beweist. Denn dass er ihn hegt, bezweifle ich nicht. Ich bezweifle das eben so wenig, wie ich die feste Überzeugung in mir trage, dass unter Tausenden von Fürsten kaum Einer ist, der nicht das Beste seines Volkes will. Doch, wie überall, ist auch bei ihnen der Wille nur der Anfang zur Tat und mehr, als bei Anderen, stehen zwischen dem Anfange und Ende ihres Handelns namenlose Hindernisse. Ich meine darunter nicht vorzugsweise diejenigen, die das Gott hilf! schon auf der Lippe haben, wenn der gnädige Herr in die Sonne sieht, um zu niesen, nicht diejenigen, die am liebsten Anweisungen auf den Geldbeutel der Untertanen schreiben, nicht diejenigen, die wie Verdunkelung Türme zwischen dem Volke und dem Fürsten stehen, – die Alle meine ich nicht um ein Sonnenstäubchen mehr als die große Masse des Volks, die ein huldreicher Blick elektrisiert, die sich drängt und schiebt und stößt, um einen Herrscher speisen zu sehen, die tausendfach das Wort eines Fürsten wiederholt, weil ein Fürst es gesprochen, die vom Wagen des Mächtigen die Pferde abspannt, um ihm keinen Zweifel zu lassen, dass er unumschränkte Macht über sie hat. Wahrhaftig, Freund, es wandelt mich oft der Gedanke an, ob die Fürsten nicht zu gut sind für die Schlechtigkeit ihrer Völker, die Zuchtruten der Gestrengen nicht zu weich für die harte Haut ihrer Untertanen. Lass einen Herrscher des Orients seine Sklaven blutig geißeln, und es bedarf nur eines Wunsches, und mit gieriger Zunge lecken sie ihr eigenes rotes Blut. Lass einen Pascha von Ägypten seinem Volke die Früchte seines Schweißes nehmen, und das Volk dankt ihm für die Vergünstigung, aufs Neue für ihn arbeiten zu dürfen. Lass einen Dom Miguel sein Volk mit Füßen treten, und es freut sich, dass die Füße nicht Skorpione sind. Wenn ich mir das in voller, starrer Wahrheit vor die Seele hinstelle, möchte ich mich schämen, ein Mensch zu sein, möchte mir wünschen, krank, wahnsinnig, König zu sein. Denn was ist der Wunsch nach Krankheit anders als der Wunsch nach körperlichen Schmerze, und was mindert den Schmerz des Geistes schneller als Schmerz des Körpers? Wahnsinn aber, was ist der Wunsch nach Wahnsinn anders als der Wunsch nach Zerstörung einer peinlichen Seelen-Tätigkeit, als das Verlangen nach geistigem Tode? Und König zu sein, wer mag, wenn er das innere Leben eines Fürsten durchschaut, wenn er die Dornen einer Königs-Krone gefühlt, wenn er das Zucken eines gebrochenen königlichen Herzens gesehen hat, wer mag da wünschen, König zu sein, wenn er nicht krank, wenn er nicht wahnsinnig, wenn nicht an seiner Wiege das Lied vom Herrschen gesungen, nicht in den Zipfel seiner Windel das Zeichen der Herrschaft gestickt worden ist!
Der erwähnte Etiketten Zwang ist von den Dingen, die mir im Salon nicht behagen, das Unbedeutendste. Um Vieles bedeutender ist mein Missfallen an der Gesellschaft – ausgetrocknete Menschen, in deren Nähe ich geraten bin – und das liebe Essen – beträchtlich schlecht. Und doch schmeckt es den guten Rostockern ausgezeichnet. Anfangs befremdete es mich, dass an einer table d'hôte wie hier die Schüsseln nicht zum beliebigen Zulangen herumgereicht wurden, sondern jeder einen Teller mit einem Klecks darauf vorgesetzt bekam, was so viel hieß als: da iss oder lass stehen. Bald aber begriff ich die Klugheit des Wirts. Wie sollte bei dem Appetite der Inhalt seiner Schüsseln ausreichen! Und dass dieser Inhalt schlecht war, merkte man wenigstens der Behandlung der Teller Kleckse nicht an. Die Rostocker wüteten hinein. Ich freue mich darüber und wünsche ihnen wohlzubekommen.
Gebadet habe ich also auch, heute, gestern und vorgestern. Es ist zwar ein schönes, aber etwas kostspieliges Vergnügen. „Der heilige Damm, wie in der doberaner Sprache, der Ort des Seebades heißt, weil Gottes Engel ihn in einer Nacht fabriziert haben sollen, liegt eine Stunde von hier ab. Wer daher nicht erhitzt dort ankommen oder auf dem Heimwege sich nicht ermüden will, muss einen Wagen nehmen und der kostet einen Thaler schweres Geld. Der Weg ist gut chaussiert, aber von interessanter Gegend keine Spur. Sie fahren unausgesetzt zwischen Feldern und Holzung, bis plötzlich ein Haus den Weg zu versperren droht. Sie rollen vor, und rechts geschaut, mein Freund, dort wäscht die Ostsee den Strand. Der Anblick überrascht, ist wirklich schön. Das scheinbar versperrende Haus bietet denen, die gezwungen oder freiwillig das kalte Wasser nicht lieben, in sehr anständig, eingerichteten Zimmern warme Seebäder und enthält zugleich das Büreau des Sekretärs, An dieses Haus, einen rechten Winkel bildend, mit der Fronte nach der See, stößt die Restauration, ein elegantes Gebäude, das jedem, der Latein versteht, seinen Zweck in der goldenen Überschrift verkündet: hic te Laetitia invitat post balnea sanum. Dem Badehause haben die Erbauer keine Überschrift gegeben. Warum? Bei den vielen Plagiaten, welche heut zu Tage in der physischen wie in der moralischen, in der politischen wie in der literarischen Welt begangen werden, hätten sie sich nicht schämen dürfen, die hübschen Verse abzuschreiben, welche über dem hässlichen Badehause in Schandau stehen. Sie sind auch lateinisch:
Balnea, Vina, Ventis, corrumpunt corpora nostra, Conservant eadem Balnea, Wina, Venus.
Rechnen Sie zu diesen zwei Gebäuden noch ein drittes, das unmittelbar an der See steht, ein – ich glaube, Mauerwerke dieser Art haben in der Baukunst keinen Namen, – ein Ding, das wie ein Triumphbogen aussieht, aber keiner ist, einer Passage gleicht, ohne eine zu sein, kurz, eine Halle von einem Bogen, darüber eine Plattform und eine Treppe, die hinauf führt, so haben Sie sämtliche Bauwerke des eigentlichen Doberaner Bades. Die See-Bade-Anstalt ist eine weibliche und eine männliche. Wie die weibliche beschaffen ist, weiß ich nicht. Wahrscheinlich mit einigen kleinen Abweichungen eben so wie die männliche. Wenigstens schien mir das so, als ich über den trennenden Zwischenraum wegblinzelte. Die männliche zerfällt in zwei Gattungen, die Hütten- und die Karren- oder Wagen-Bäder. Erstere bestehen aus einer Reihe neben einander gebauter Zellen, jede nummeriert und mit den notwendigsten Toiletten, Bedürfnissen versehen. Entkleidet geht der Badelustige von hier auf einem Stege in die See hinein, von welchem wieder mehre Treppen ins Wasser hinabführen. Jeder wählt sich die beliebige Tiefe und quer über von Steg zu Steg gezogene Seile gewähren jedem, der Hände zum Zugreifen hat, sicheren Halt. Eine Karte zu einem solchen Bade, die jedesmal den Namen des Badenden enthält, kostet acht Schillinge. Für ein Handtuch empfängt der Aufwärter einen und für ein großes Trockentuch zwei Schilllinge. Die Wagenbäder bestehen aus mehren in die See geschobenen, mittelst starker Taue am Ufer befestigten zweirädrigen Karren. Ein Steg führt zu je zweien. Nach Empfang der, ebenfalls Ihren Namen anzeigenden und mit 16 Schillingen zu lösenden Karte legt der Aufwärter eine portative Brücke vom Stege in die offene Tür des Karren und Sie gelangen auf derselben in ein viereckiges Gemach von allerdings bescheidener Größe, für bescheidene Menschen aber groß genug und mit Stuhl, Stiefelknecht, Spiegel, Aufhängenägeln, Waschnapf und einem Tischchen versorgt. Eine andere Tür öffnet nach der See hinaus, eine Treppe steigt ins Wasser hinab, ein Seil hält den Ängstlichen, ein leinwandener Schirm kann von allen Seiten schützend und bergend niedergelassen werden, und wer es nicht ganz einfältig anfängt, kann durchaus nicht ertrinken. Haben Sie sich nun küssen und tragen und schaukeln lassen von den grünen kommenden und gehen den Wellen – sie ist schön, die Ostsee, aber den milden, tiefblauen Himmel des mittelländischen Meeres hat sie nicht –, so legen Sie gleich mir die Erinnerungen ab, die mich nach Marseille, nach Genua lockten, und folgen Sie der Einladung: hic te Laetitia invitat post balnea sanum. Dame Laetitia empfängt Sie mit einem recht schmackhaften Frühstücke.
Ungefähr halben Wegs zwischen Doberan und dem heiligen Damme ist die Rennbahn, unmittelbar an der Straße. Auf günstigem Boden abgesteckt misst sie eine halbe Stunde im Umkreise und eine artig drapierte Tribüne ist den Damen, in deren Ermangelung auch den Herren bestimmt. Obgleich die meisten rennlustigen Badegäste fortgerennt sind, so fanden doch gestern und vorgestern noch Pferderennen Statt, die mir ein Bild von den englischen Wettrennen gegeben haben, ungefähr wie eine deutsche Fabrik, Übersetzung einen Begriff von einem Walter Scottischen Romane oder eine verschrumpfte achtzigjährige Frau ein Bild von einem blühenden achtzehnjährigen Mädchen gibt. Nun, der Mensch soll dem lieben Gott für Alles danken. Also danke auch ich ihm, dass er mich die Doberanschen Pferderennen hat sehen lassen. Ihnen aber eine Beschreibung davon zu liefern, werde ich mich um so mehr hüten, je weniger Sie sich für dergleichen Künste interessieren und je neugieriger Sie gewiss schon den Brief überflogen haben, um das liebe Wörtchen: Theater zu suchen. Wohlan, hier steht es. Auch verberge ich nicht, dass ich gestern nur um Ihretwillen sechzehn schwere Groschen an ein Einlass-Billet gewendet habe. Dem Zettel zufolge, welchen mir der Lohnbediente gleichzeitig überbrachte, sollte der Maurer gesungen werden. Ich ging also gegen sechs Uhr hin, las zum dritten oder vierten Male, doch immer mit neuer Salbung, die das Theatergebäude zierende Inschrift: erkenne dich selbst, nahm mir zum zehnten oder taufendesten oder hunderttausendeten Male vor, mich selbst zu erkennen, hegte für Sie und einige andere Dutzend Menschen gleichen frommen Wunsch und betrat nach dieser zweckmäßigen Vorbereitung das Haus. Da war es aber unmöglich, Andere, und sehr schwer, sich selbst zu erkennen. Drei oder vier miserable Lichter waren die Erleuchtung. Ich erkannte so wenig, dass ich mich fort greifen musste. Wie leicht kann man da in Kollision kommen! Meine diesbezügliche Besorgnis war jedoch grundlos. Es fehlte an Kollisions-Gegenständen. Wie die Dunkelheit aufhörte, Finsternis für mich zu sein, gewahrte ich im ganzen Hause kaum drei oder vier Schattenbilder, und diese auf dem letzten Platze. Gleichwohl hatte die Uhr so eben sechs, die Anfangs-Stunde geschlagen. Was wird daraus werden? dachte ich, und meine lautlose Frage bei kam unverzüglich die artikulierte Antwort: da wegen Mangels an Zuschauern heute nicht gespielt wird, so empfangen Sie hier Ihr Billett zurück, die Kasse wird Ihnen den Betrag auszahlen. Der Mund, der dieses sprach, gehörte, wie ich am Umrriss erkannte, demselben weiblichen Wesen, welches mir beim Eintritte das Billett abgefordert und für mich viel Ähnlichkeit gehabt hatte mit einem vermummten Hüter des Vehmgerichtes. Ich erfasste das Billett und folgte der Weisung. Sie aber, mein Freund, können nun wenigstens mir nicht zürnen, weil ich außer Stand bin, Ihnen über das hiesige Theater ein Mehres mitzuteilen. Doch – Sie zürnen auch nicht, denn: erkenne dich selbst, d. h. sei ein ruhiger, gelassener Mensch, fordert die Inschrift, und ein tüchtiger Jurist, wie Sie, führt aus dem Umstande des Mangels an Zuschauern mit leichter Mühe den künstlichen Beweis von der Mittelmäßigkeit der spielenden, in vorliegendem Falle der nicht spielenden Gesellschaft. Begnügen Sie sich also mit meinem Willen und dem Resultate Ihres Scharfsinnes – salvo meliori.
Hätte nicht Ihre Täuschung mir leid getan, so würde ich der meinigen mich gefreut haben. Anstatt nun den Abend im engen Schauspielhause zu versitzen, durchwanderte ich ihn in der weiten Natur. Unmittelbar bei Doberan erhebt sich eine Hügel-Reihe. Einer derselben heißt der Jungfernberg, warum? kann ich nicht sagen. Dort lässt es sich höchst anmutig wandern; – gut gebahnte Wege, ein Wechsel von Anlagen, eine Fernsicht auf Rostocks Türme und auf die blau-grüne See, sogar ein Tempelchen mit einer Erfrischung oder Abkühlungs-Anstalt. Sie erraten, woran beim Sinken der Sonne, beim Heraufziehen der Sterne ich gedacht habe, – an die getäuschten Hoffnungen der Vergangenheit, an die niedergeschmetterten Hoffnungen der Gegenwart, an die trüben, in ungewissem Sternenlicht flackernden Hoffnungen der Zukunft. – – – –*)
*) Von der Hand des Zensors.
Ich gedenke morgen Nachmittag von hier ab zureisen. Morgen früh geht der Großherzog. Dann dürfte von anständigen Badegästen wenig mehr zurückbleiben. Was soll ich länger hier? Das Baden in der Ostsee ist kein Baden im mittelländischen Meere und die See während dieser drei Tage der Gegensatz unserer Zeit gewesen, so ruhig, so still, als sei es nicht das trügerische Element, nicht das Ebenbild des menschlichen Herzens, furcht bar in seinem Zorn, aber groß in seinen Schrecken, mit empfindend den süßen Zauber einer warmen Mondschein-Nacht, aber in seiner innersten Tiefe schauderhaft Geheimes bergend. Und die Menschen, die mir hier begegnen, hausbackene, altbackene Ware, Rostocker Kaufleute mit Zahlen und Geldsäcken, Rostocker Damen, in neumodischer Kleidung und altfränkischem Benehmen, Spieler, die Gott verdammen möge, wie schon mancher Seufzer sie verflucht hat, – was soll mich fesseln? Mir fehlt die Lust, die Gegend zu durchstreifen, denn was ich bis jetzt gesehen habe, ist, den Jungfernberg ausgenommen, höchst unlustig. Das Logierhaus – rühmen Sie das ja nicht in Ihrer Statistik. Der Mann, der es für einen jährlichen Pacht von 1.000 Thaler schweres Geld inne hat, heißt Ricard. Lesen Sie nicht Renard. Ein Fuchs ist der nicht. Nirgends habe ich eine schlechtere Bedienung gefunden. Von dem verkleideten Schöpse habe ich Ihnen schon gesagt. Er ist aber nicht der Einzige im Hause. Meine Stube hat keine Klingel und da ich nirgends einen Klingelzug sehe, so ist es mir sehr wahrscheinlich, dass alle andere Stuben das Manko der meinigen teilen. In natürlicher Folge müssen Sie nach jedem Bedürfnisse rufen, schreien, donnern. Kein Frühstück ohne ausdrücklichen Befehl, kein Mensch, der nach Ihren Kleidern, nach Ihren Stiefeln fragt. Hätte ich nicht glücklicher Weise einen dienstfertigen Rostocker Lohnbedienten aufgefangen, ich glaube, ich hätte wieder wie in meinen KnabenJahren mein eigener Ausklopfer und Schuhputzer werden müssen, nur nicht mit der Freude von damals, wo ich, – – – –*) beim Stiefelwichsen den Glanz gern ankommen sah. Ich habe seitdem so viel Glanz kommen und gehen sehen, dass ich mir die Hände nicht beschmutzen will, um Glanz zu machen. Dem Logierhause gegenüber steht ein Tempel. Er wird spottweise der Trichter genannt. Hier können Sie Kaffee und Tee, Wein und Gebackenes, auch auf vorherige Bestellung kleine und große Mittags- und Abendessen bekommen. Die dasige Wirtschaft ist mit der des Logierhauses connex. Ein Mädchen steht ihr vor und bei der Wahl dieses Mädchens hat Herr Ricard unwiderlegbar bewiesen, dass er kein Fuchs ist. Also auch da keine Fessel. Deshalb will ich morgen Abschied nehmen von der Ostsee und dann von Doberan, wo zum großen Ärger der entlaufenen Badegäste die Cholera durchaus nicht um sich greift. Wäre der alte Nachtwächter und die betrunkene Frau nicht gestorben, so würde mancher Doberaner jetzt nicht in Sorgen die Nächte durch wachen oder ein kräftiges Schlückchen sich versagen müssen. Das einfältige Geschrei hat den Einwohnern bedeutenden Schaden gebracht. Schon recht. Der Mensch ist geboren, um zu dulden und zu leiden, um zu hungern und zu dursten, um zu weinen und zu sterben. Warum beschließen nicht alle Menschen, an einem und demselben Tage, in einer und derselben Stunde, in einer und derselben Minute zu sterben? Das gäbe ein herrliches Leichenfeld und nicht ein einziges weinendes Auge. Auf immer Ihr treuer – .
*) Von der Hand des Zensors.
Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin.
Der Kamp mit dem Herzoglichen Palais.
Der Kamp in Doberan.
Das Stahlbad zu Doberan.
Die Kapelle in Althof.
Der Heilige Damm und die Ostsee.
Das Salon- und das Badehaus in Heiligendamm.
Der Neue Markt in Doberan.
Die Großherzoglichen Logierhäuser in Heiligendamm.
Das Sommerhaus der Alexandriene.
Die Kirche - Das Doberaner Münster.
Das Großherzogliche Palais in Doberan.
Der Kamp nach Osten.
Das Innere der Kirche zu Doberan.
Blick auf den Buchenberg zu Doberan.