Die preußisch-türkische Nuss

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 4. 1917
Autor: O. J., Erscheinungsjahr: 1917

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Deutsch-Türkische Zusammenarbeit, Militär, Ausbildung,
Nicht allgemein bekannt dürfte es sein, dass in den vierziger Jahren des abgelaufenen Jahrhunderts der preußische Oberstleutnant v. Kuczkowski die türkische Artillerie ausbildete. Ein Zeitgenosse gab im Sommer 1851 darüber aus der Türkei folgenden Bericht: „In einem Zeitraum von zwölf Jahren ist das Unmögliche zur Tat geworden. Es machte einen eigenartigen Eindruck auf mich, im goldenen Stambul an den Ufern des Bosporus preußische Signale blasen zu hören. Ich sah die neu gebildeten Artillerieregimenter, welche in und bei Konstantinopel stehen, wiederholt exerzieren und schießen.

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Das erste Regiment, das ich zu Gesicht bekam, war die Gardeartillerie in Skutari, schöne Gespanne mit prächtigen Pferden und Männern. Die Ordnung und Ruhe, mit der sie nach dem Exerzierplatz zogen, nach Kommando absaßen, an- und abspannten und manövrierten, war so musterhaft wie das Abrücken der Batterien. Außer den Kommandos hörte man keinen Laut; die Zurufe der Offiziere und Unteroffiziere ins Türkische aus dem Deutschen übersetzt sind kurz und wohlklingend. Mir fielen die Worte ein, die der Zar Nikolaus von Russland in diesem Jahre an den alten preußischen General Wrangel richtete: Wenn Sie nach Konstantinopel kommen, sehen Sie sich die türkische Artillerie einmal genauer an; man versichert mir, sie sei jetzt schon eine der besten in Europa. Das haben wir Preußen zu verdanken. Es wird harte Zähne kosten, diese Nuss einmal zu knacken?“
Im Krimkrieg kostete es bald darauf einige russische Zähne, und auch in diesem Kriege verlor der russische Bär mehr als einen Zahn beim vergeblichen Versuch,
die preußisch-türkische Nuss zu knacken. O. J