Die früheren Bewohner Mecklenburgs.
Aus: Beiträge zur Geschichte des alten, Wendischen Rostocks
Autor: Mahn, J. F. A. (?-?), Erscheinungsjahr: 1854
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg, Rostock, Stadtgeschichte, Wenden, Stadtgründung, Historische Quellen
So weit nur historische Nachrichten reichen, stimmen die vorzüglichsten Schriftsteller alle darin überein: Mecklenburg sei in den ältesten Zeiten von dem Germanischen Volke der Variner bewohnt gewesen. Sie rechnet Tacitus German. c. 40. zu dem großen Volksstamme der Sueven, der sich sehr weit in Germanien ausgebreitet und aus vielen Nationen bestanden habe.
******************************
******************************
Nun aber kommen in der Germanischen Geschichte Sueven sowohl am Rheine, als an der Elbe und an den Küsten des Baltischen Meeres vor, obgleich mit Bestimmtheit nachgewiesen werden kann, dass zwischen ihnen andere Germanische Völker ihre Wohnsitze hatten. Dieser Umstand möge wohl zu der Annahme berechtigen, den allgemeinen Namen Sueven von dem Deutschen Worte schweifen herzuleiten und unter Sueven nichts weiter, als auf ferne Unternehmungen ausgezogene, herum schweifende Völkerschaften, wie es bei den Germanen Sitte war, zu verstehen; denn erst im 4ten Jahrhunderte findet sich dies Wort als wirklicher Volksname und gehörte einem bestimmten, besonderen Volke an. — Plinius Histor. Natur. lib. IV. c. 14. erwähnt ebenfalls der Variner. Er teilt sämtliche Germanen in fünf Hauptstämme, von denen er als den ersten die Vindili seu Vandali darstellt. Zu ihnen rechnet er die Burgunder, Variner, Cariner und Guttonen, und Bangert in seinen Noten bezeichnet näher die Länder, wo diese Völker zu suchen sind.
Erwiesen bleibt es jedoch, dass das eigentliche Germanische Volk der Vandalen nicht hier in unsern Gegenden und den übrigen Ländern an der Ostsee seine Niederlassungen hatte, sondern in zwei Stämme, Silingi und Astingi, getrennt ursprünglich in der heutigen Lausitz und am nördlichen Abhange des Riesengebirges wohnte. Von hier aus begannen sie ihre Wanderungen.
Leider! aber verwechselten spätere Geschichtsschreiber das eigentliche Volk der Vandalen mit denen des Plinius und haben dadurch eine unsägliche Verwirrung in die Geschichte dieses Volkes gebracht. — Sollte deshalb wohl der Name Vandalen des Plinius nicht eine andere Bedeutung in sich schließen? sollte er nicht ein anderer Ausdruck für Sueven sein? Wie, wenn man annähme, Vandalen in dem Deutschen Worte wandeln, peregriari, wieder zu erkennen? und so würden die Vandalen des Plinius ganz dasselbe ausdrücken, was die Sueven des Tacitus. Auch Claudius Ptolemaeus führt die Variner in seiner Geographie an; er nennt sie Pharodini und setzt sie zwischen die Flüsse Chalusus und Suebus; jener ist der alte Name der Mündung der Trave, dieser der Mündung der Warnow. s. Mannerts Geogr. der Griech. u. Römer. Nürnberg l792. Thl.3. S. 386. Schmieders Handb. der alten Erdbeschreibung. Berlin 1802. S. l16. Wie lange aber die Variner in Mecklenburg geblieben sind, ob bis zum 4ten oder 5ten Jahrhundert, ist mit Sicherheit nicht zu ermitteln; nur so viel steht fest, dass, als die Germanischen Völker auf der Ostseite der Elbe ihre bisherigen Niederlassungen verließen, auch die Variner von der allgemeinen Völkerwanderung ergriffen wurden und im 5ten Jahrhunderte der Donau und dem Rheine näher gerückt sein müssen (s. Mannert Thl. 3. S. 177.), erzählt: der Ostgotenkönig Theodorich habe die Variner, Heruler und Thüringer gegen Chlodwig zu Hilfe gerufen. Zum letzten Male kommen die Variner in der Geschichte am Ende des 6ten Jahrhunderts vor. In Verbindung mit den in Germanien zurückgebliebenen Franken ziehen sie gegen den Rhein hin, unterliegen aber 595 dem Austrasischen Könige Childebert II. und werden von demselben gänzlich aufgerieben. Ihre ehemaligen Wohnsitze hatte unterdessen ein fremdes Volk, die Wenden, eingenommen.
Erwiesen bleibt es jedoch, dass das eigentliche Germanische Volk der Vandalen nicht hier in unsern Gegenden und den übrigen Ländern an der Ostsee seine Niederlassungen hatte, sondern in zwei Stämme, Silingi und Astingi, getrennt ursprünglich in der heutigen Lausitz und am nördlichen Abhange des Riesengebirges wohnte. Von hier aus begannen sie ihre Wanderungen.
Leider! aber verwechselten spätere Geschichtsschreiber das eigentliche Volk der Vandalen mit denen des Plinius und haben dadurch eine unsägliche Verwirrung in die Geschichte dieses Volkes gebracht. — Sollte deshalb wohl der Name Vandalen des Plinius nicht eine andere Bedeutung in sich schließen? sollte er nicht ein anderer Ausdruck für Sueven sein? Wie, wenn man annähme, Vandalen in dem Deutschen Worte wandeln, peregriari, wieder zu erkennen? und so würden die Vandalen des Plinius ganz dasselbe ausdrücken, was die Sueven des Tacitus. Auch Claudius Ptolemaeus führt die Variner in seiner Geographie an; er nennt sie Pharodini und setzt sie zwischen die Flüsse Chalusus und Suebus; jener ist der alte Name der Mündung der Trave, dieser der Mündung der Warnow. s. Mannerts Geogr. der Griech. u. Römer. Nürnberg l792. Thl.3. S. 386. Schmieders Handb. der alten Erdbeschreibung. Berlin 1802. S. l16. Wie lange aber die Variner in Mecklenburg geblieben sind, ob bis zum 4ten oder 5ten Jahrhundert, ist mit Sicherheit nicht zu ermitteln; nur so viel steht fest, dass, als die Germanischen Völker auf der Ostseite der Elbe ihre bisherigen Niederlassungen verließen, auch die Variner von der allgemeinen Völkerwanderung ergriffen wurden und im 5ten Jahrhunderte der Donau und dem Rheine näher gerückt sein müssen (s. Mannert Thl. 3. S. 177.), erzählt: der Ostgotenkönig Theodorich habe die Variner, Heruler und Thüringer gegen Chlodwig zu Hilfe gerufen. Zum letzten Male kommen die Variner in der Geschichte am Ende des 6ten Jahrhunderts vor. In Verbindung mit den in Germanien zurückgebliebenen Franken ziehen sie gegen den Rhein hin, unterliegen aber 595 dem Austrasischen Könige Childebert II. und werden von demselben gänzlich aufgerieben. Ihre ehemaligen Wohnsitze hatte unterdessen ein fremdes Volk, die Wenden, eingenommen.