Die Wasserheilanstalt zu Rostock. Band 1

Wasserheilkunde, deren Anwendung und Resultate
Autor: anonym, Erscheinungsjahr: 1850
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg, Rostock, Wasserheilanstalt, Wasserheilkunde, Naturheilkunde,
Über die Wasserheilkunde ist in neuester Zeit sehr viel geschrieben worden. Die meisten Schriften hatten aber nicht wie früher den Zweck, die große neue Wahrheit zu verkündigen und dabei polemisierend zu Werke zu gehen, sondern vielmehr die zum Teil ans Wunderbare grenzenden Resultate der neuen Heilweise an den Tag zu legen, um dadurch bei denen, von deren Augen die Schuppen der Vorurteile und der Verblendung abgefallen find, die moralische Kraft zu wecken, damit sie sich von den Banden der Gewohnheit, der Menschengunst und der Standesehre frei machen. Folgende Blätter weichen nach Bestimmung und Veranlassung davon ab.

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Große Wahrheiten haben große Männer vonnöten, um ein Eigentum und Gemeingut der Menschheit zu werden, denn an Feinden derselben hat es niemals gefehlt. Wie in alten, so in neuern Zeiten standen sie immer scharenweise, wohl gar nach Standen und Körperschaften gleichsam aufmarschiert, da, um in einem Kampfe, der bis zum Äußersten ging, die alte Herrschaft nicht fahren, und eine neue nicht aufkommen zu lassen. So war denn auch eine Entschiedenheit des Charakters, eine Kraft des Willens, eine Starke des Vertrauens und ein hoher Grad von Begeisterung, wie sie nur bei sehr wenigen gefunden werden, dazu erforderlich, im Kampfe für jene Wahrheiten obzusiegen und sie jenem hohen Ziele zuzuführen.

Der entschlafene J. F. Vick gehörte zu diesen Männern. Abgesehen davon, dass er ein Mann von der mildesten und liebreichsten Gesinnung*) war und gerne und oft selbst mit großen Opfern den Bedrängten Hilfe bereitete; so hatte er auch die große Menge der leiblichen und geistigen Gebrechen seiner Zeitgenossen erkannt; — er hatte, ehe er von V. Priesnitz irgend etwas erfahren, in dem Wasser nicht bloß das Mittel der Heilung körperlicher Krankheiten entdeckt, — öfters sprach er die feste Überzeugung aus: „Besser muss und wird es mit der Menschheit leiblich und geistig**) werden, wenn die große neue Wahrheit von Allen recht gewürdigt und angewendet wird. Und der Menschheit dazu behilflich sein zu können, dieser Gedanke rief in ihm die höchste Begeisterung hervor, in welcher er, voll der seligsten Freude darüber, dass er nicht allein dastehe, dass vielmehr noch ein anderer in gleichem Sinne und Geiste nach demselben Ziele strebe, noch in den letzten Jahren seines Lebens oft sprach: „V. Priesnitz dort — und ich hier; wir kämpfen für die Sache Gottes und der Menschheit; — wir müssen zum Siege gelangen.“ Und mit Bestimmtheit darf man behaupten, dass seine Hoffnung anfängt, in Erfüllung zu gehen, denn selbst viele früheren Gegner verlassen schon die Fahnen der feindlichen Partei und werden begeisterte Jünger der neuen Wahrheit, und selbst der sogenannte geringe Mann, dessen gesunder Sinn schon früher großenteils die Arznei als ein tödliches Gift verabscheute, hat sich seit einigen Jahren, bewogen durch die unwiderleglichen Beweise der herrlichen Heilkräfte, die im Wasser vorhanden sind, in großer Zahl ihr zugewendet. Die durch den nun Entschlafenen einst Geretteten und Geheilten halten sich aber in Dank und Liebe verpflichtet, den Namen und das segenreiche Wirken desselben der Nachwelt zur dankbaren Erinnerung aufzubewahren. — (denn namenlos mag noch dereinst die Zahl derer sein, welche die neue Heilweise als eine der größten Wohltaten des Himmels betrachten werden!), — und setzen ihm darum heute in seinem Garten ein Denkmal. Der Schreiber dieser Zeilen wäre auch gern dabei zugegen, um noch dem Entschlafenen ein Wort des Dankes nachzurufen, — wenn nicht bürgerliche Verhältnisse es verhinderten. Aber so will er denn wenigstens, wie es ihm möglich ist, heute in den Kreis der Freunde desselben treten und glaubt, mit der folgenden kleinen Gabe nicht unwillkommen zu sein.

*) Wenn derselbe am Morgen von seiner Anstalt vor dem Tore nach der Stadt hineinging, so harrten in der Regel an einem bestimmten Platze Unglückliche und Hungrige seiner. An jenen pflegte er nie vorüber zu gehen, ohne ihnen eine Gabe zu reichen, und diese führte er, wenn es seine Zeit gestattete, selber in einen Bäckerladen, um ihnen ihr Frühstück zu kaufen. Auch wurden täglich Arme aus seinem Hause gespeist und in seiner Anstalt waren fast zu jeder Zeit Kranke, welche gar keine Entschädigung entrichteten, ja, es kam nicht selten vor, dass er denen, welchen es an Mitteln fehlte, die Kur zu vollenden, und die aus Verschämtheit lieber abreisten, als eine Bitte aussprachen, mit Anträgen zuvorkam, die nicht Wenigen die Überzeugung gaben, er sei ein edler Mann. —

**) Nicht wenige Eltern verdauten seiner Behandlung nicht bloß die leibliche Gesundheit ihrer Kinder, sondern auch die Befreiung derselben von moralischen schwächen, von Schwächen, die durch alle Künste der Erziehung nicht gehoben werden konnten.
Den 19. April 1850.

Rostock, Gründung der Wasserheilanstalt 1850

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