Die Wasser kommen! Hochwasser

Das freundliche Dörfchen liegt inmitten seiner Felder und Wiesen an einem schnell dahinfließenden Flüsschen, das einige Stunden weiter aufwärts aus dem Gebirge heraustritt. Wer die klaren, flink über das Gestein springenden Wellen des lustig raunenden Gewässers betrachtet, das die grünen Wiesen lieblich umsäumen, wird kaum ahnen, welch ein Sorgenkind das Flüsschen für die Dorfgemeinde ist. Aber schon das zahlreiche Steingeröll und die großen Felsblöcke, die in seinem Bett angehäuft und aus dem Gebirge mitgeschleppt sind, deuten auf seine heimlichen Tücken hin.

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. Ganz plötzlich, bei rasch eintretender Schneeschmelze oder wolkenbruchartigen Niederschlägen im Gebirge, füllt sich das sonst so seichte Flussbett mit strudelnden, zischenden Wassermassen, die in kurzem höher und höher anschwellen, in das Wiesengelände und die Ackerflur einbrechen und ihre reißenden Fluten bis in das Dörfchen hineinwälzen. Sorglos haben sich die Bauern am Abend zur Ruhe gelegt, da heult wenige Stunden später durch die dunkle Nacht die Sturmglocke, und der Schrei gellt durch die Dorfgasse: „Die Wasser kommen!“ Nur halb angekleidet, stürzen, wie es unser packendes Bild auf Seite 221 zeigt, die Bauern nach den Ställen, um wenigstens da Vieh auf einem höheren Bodenrücken in Sicherheit zu bringen. Zwar verlaufen sich die Wasser meist ebenso schnell, wie sie herangeschossen sind, aber oft genug lassen sie auf den Feldern die schmerzlichsten Spuren ihres zerwühlenden und verwüstenden Ungestüms zurück.