Widmung

Dem verdienstvollen Vorkämpfer für die
Gebrauchshund-Idee, meinem lieben Waidgenossen
Hegewald.

Hochverehrter Freund und Meister!


Als der Gedanke, das vorliegende Buch zu verfassen, zur That reif geworden war, stand die Überzeugung in mir fest, daß dasselbe an seiner Spitze Ihren Namen tragen müsse.

Ist es doch unmöglich, auf dem weiten Gebiete der Dressur und Führung des Gebrauchshundes einen Schritt zu thun, ohne auf Fährten zu treffen, welche von Ihrem unermüdlichen Schaffen, Ihrem nie erlahmenden Kämpfen zum Nutzen des Waidwerkes ein beredtes Zeugnis ablegen.

Zu einer Zeit, da die träge Flut der kynologischen Bewegung in ödem, geistlosem Dogmatismus zu versanden drohte und das jagdliche Dilettantentum sich anschickte, seine schädigenden Theorien der Jägerwelt als Evangelium zu predigen, da waren Sie es, der mit der Fackel der Vernunft die Irrwege beleuchtete, auf welche die deutsche Jägerei geleitet werden sollte. An der Hand reicher, praktischer Erfahrung wurde es Ihnen, allerdings unter zahllosen Kämpfen, möglich, den besseren, aber leider kleineren Teil der Jägerei, der für die Forderungen der Praxis Verständnis hat, weil er inmitten der Praxis steht, für Ihre Ideen, Ihre Ziele zu gewinnen.

Das oberste dieser Ziele war der Nachweis, daß die deutsche Jagd, wenn sie Waidwerk heilen solle, notwendigerweise des vielseitig leistungsfähigen Vorstehhundes, des Gebrauchshundes bedürfe! Wie scharf Ihr Blick war, wie richtig Sie die Verhältnisse beurteilten, das beweisen die Erfolge Ihres Schaffens.

Überall regen sich heute Hände, um zur That werden zu lassen, was Sie über ein Jahrzehnt vorher angestrebt haben. Überall entstehen Vereine mit der Tendenz, durch zielbewußte Züchtung und durch rationelle Dressur und Führung den Gebrauchshund zu schaffen. Und alle gehen sie heute, sowohl die Züchter wie die Dresseure und Jäger, nach den Grundsätzen zu Werke, welche Sie aufgestellt haben!

Es muß Ihnen hohe Befriedigung gewähren, zu beobachten, wie gerade Ihre eifrigsten, unversöhnlichsten Gegner unter fortgesetztem Gezänke heute genau dahin gelangt sind, wo sich Ihre entschiedensten Anhänger auch befinden - an den Punkt, wo man zu der Erkenntnis kommt, daß der Gebrauchshund intelligent, feinnasig, schnell, ausdauernd sein muß, und daß die durch Blutauffrischung veredelten Stämme es sind, welche überall, nicht allein auf Prüfungssuchen, sondern auch in grüner Jägerpraxis, Erfolge erzielen.

Sie haben sich jedoch nicht allein damit begnügt, im allgemeinen die Notwendigkeit des Gebrauchshundes zu beweisen, sondern Ihr praktischer Blick setzte Sie in den Stand, dem züchtenden Jäger die Grundsätze klar zu machen, von deren Beachtung im wesentlichen die Gebrauchstüchtigkeit des Hundes abhängt. Ihr Hinweis auf die Vorteile der unscheinbaren Färbung des Gebrauchshundes mit der kurz kupierten Rute erscheint manchem, der die Entwickelung der Verhältnisse nicht kennt, heute als ebenso trivial wie die Behauptung, daß der beste Kaviar grobkörnig sein müsse. Und wie vieler Kämpfe hat es bedurft, bis nur die Frage der geeigneten Färbung entschieden war! - Diese erstaunliche Tatsache allein giebt einen Begriff von der Berghöhe der Schwierigkeiten, die sich Ihren selbstlosen Bestrebungen in den Weg stellten.

Der Kampf wurde auf zwei Fronten geführt. Auf der einen galt es, dem theoretischen Kynologentum, das den „altdeutschen“ Hühnerhund regenerieren wollte klar zu machen, daß Ausdauer, Schnelligkeit und seine Nase, daß leistungsfähiges Gebäude unentbehrliche Eigenschaften des Gebrauchshundes seien. Auf der anderen Seite mußte der schädigende Einfluß der Anglomanie gebrochen werden, unter dem Hinweis, daß seine Nase und körperliche Leistungsfähigkeit allein, wie sie dem englischen Vollbluthunde in hohem Grade eigentümlich sind, noch lange keinen vielseitigen Gebrauchshund machen.

Heute ist der Kampf entschieden. Die Anglomanie ist zum Spottgebilde geworden; ihre Anhänger haben sich, das Licht der öffentlichen Gebrauchsprüfungen scheuend, in den Winkel zurückgezogen. Die andere, ,,altdeutsche“, Gruppe der Gegner aber züchtet und prämiiert heute dasselbe Material, welches Sie vor bald einem Jahrzehnt bereits als Gebrauchshundtypus aufgestellt hatten. Mit diesem Resultate können Sie zufrieden sein; keinesfalls wird Sie die Lust anwandeln, den Herren die kindliche Freude zu verderben, welche sie erfüllt, wenn sie unter gewissenhafter Prüfung der Behangspitzen, der Nasenwinkel und Schädellinien die überraschenden Resultate ihrer - ,,Reinzucht“ preisen.

Diese Erfolge sind erreicht worden durch den Einfluß der öffentlichen Prüfungen auf vielseitige, jagdliche Leistungsfähigkeit. Und daß das Interesse an den Gebrauchsprüfungen ein größeres zu werden beginnt, muß in erster Linie als Ihr Verdienst anerkannt werden. Der Begriff der Gebrauchshundarbeit ist ausschließlich durch Ihre litterarische Thätigkeit in weitere Kreise der Jägerei gedrungen. Ihre beiden vorzüglichen Bücher: „Der Gebrauchshund zur Jagd“ und ,,Den Hühnerhund auf Schweiß zu arbeiten ec.“ haben auf die waidmännisch gesinnte Jägerei eingewirkt, wie der belebende Hauch des Frühlingswindes auf die im Winterschlaf erstarrte Natur. - Es ist ganz undenkbar, daß das Verständnis für die Aufgabe des Verlorenapporteurs und des auf Schweiß gearbeiteten, totverbellenden Gebrauchshundes ohne Ihre Einwirkung überhaupt erwacht wäre!

Ich bin deshalb überzeugt, daß das Gefühl, welches mich veranlasst, Ihnen, verehrter Meister, das vorliegende Buch zu widmen, seitens der waidgerechten, deutschen Jägerei richtig verstanden wird, und daß jeder brave Grünrock zustimmen muß, wenn ich, hier am Anfang der auszuarbeitenden Fährte stehend, Ihnen den ehrwürdigen, deutschen Jägergruß entbiete, - ein von Herzen kommendes kräftiges

Waidmannsheil!
Oberländer.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Dressur und Führung des Gebrauchshundes