Vom Wetter und dessen Beobachtungen

Die Luft, welche unseren Erdkreis umgibt, ist sehr vielen Veränderungen täglich und stündlich unterworfen. Sie wird bald schwerer bald leichter, bald wärmer bald kälter, bald dichter bald dünner, bald feuchter bald trockener; sie ist bald still bald in größerer oder geringerer Bewegung. Sie ist überdies niemals ganz rein, sondern mit fremdem, sowohl feuchten als trockenen Teilen mehr oder weniger angefüllt, welche aus dem Meer, den fließenden und stehenden Wassern, imgleichen aus der Erde und den Körpern der Menschen, Tiere und Pflanzen ausdünsten, und weil sie leichter als sie untere Luft sind, nach den hydrostatischen Gesetzen in ihr aufsteigen, und so weit erhoben werden, bis sie einen Ort antreffen, wo die Luft von gleicher Schwere mit ihnen ist, wo sie hängen bleiben, der Bewegung der Luft folgen, und wenn diese leichter wird, oder sie selbst durch ihre Vereinigung schwerer werden, wieder herabsinken und auf die Erde zurückfallen.

Alle diese verschiedene Veränderungen des Zustandes der Luft werden unter dem Namen der Witterungen begriffen, von welchen etliche durch unsre Sinne empfunden werden, als die Veränderung in der Wärme und der Bewegung, die Versammlung der feuchten Dünste in Wolken und Nebel, und ihr Herabfallen im Regen und Schnee; und diese Veränderungen werden insonderheit durch das Wetter verstanden; die andern, welche von uns nicht unmittelbar bemerkt werden, als die Veränderungen der Schwere, Trockene und Dichtigkeit, das Aufsteigen der Ausdünstungen u. d. g. tragen dem - ungeachtet das meiste zu den sichtbaren oder empfindlichen Witterungen bei, und alle diese Ursachen nach ihrer verschiedenen Verbindung sind der Grund desjenigen, was man Veränderliches in dem Wetter bemerkt.

Es sind aber diese Veränderungen in den meisten unter dem heißen Weltstrich gelegenen Ländern einförmiger, und nicht so vielen Verschiedenheiten unterworfen. Die Wärme ist fast durch das ganze Jahr von einerlei Größe der Regen fällt in gewissen Monaten, da die anderen hingegen trocken bleiben; die Winde wehen gleichfalls zu gewissen bestimmten Zeiten aus dieser oder jener Gegend, und dieses wird alle Jahre auf dieselbige Art, oder doch mit geringer Veränderung wiederholt. Allein in unseren gemäßigten Weltgegenden sind die Witterungen vielmehr verschieden, und bleiben sich so wenig ähnlich, dass, wenn man auch noch so lange Zeit auf die Bemerkungen derselbigen verschwendet, man doch immer eine neue und vorher noch nicht beobachtete Reihe von Veränderungen gewahr wird. Das einzige, was man Beständiges dabei gefunden hat, ist, dass die Wärme alle Sommer anwächst, und alle Winter abnimmt. Da nun die Sonne im Sommer mehr über unsern Gesichtskreis erhoben wird, und länger über demselben verweilt, als im Winter; da ferner des Nachts, wenn die Sonne abwesend, oder des Morgens und Abends, wenn sie niedriger stehet, die Wärme geringer wird; da auch in den dem Nordpol näher liegenden Ländern, wo die Sonne allezeit niedrig bleibt, keine solche Hitze entsteht, als an den Orten, wo sie, wie unter der Linie, bis in den Scheitelpunkt erhoben wird, so fand man bald die Ursache dieser Veränderung in der verschiedenen Mittagshöhe der Sonne und ihrer ungleichen Verweilung über dem Horizont.


Die Sonne ist also die Quelle der verschiedenen Jahreszeiten. Ihre Annäherung macht den Sommer und erwärmt die Luft, ihre Entfernung kühlt sie ab und bringt den Winter. Allein diese Wärme, die mit der Sonne zu- und abnimmt, richtet sich doch übrigens gar nicht nach ihren stufenweise zunehmenden Höhen, sie nimmt nicht in gleichem Verhältnis zu, sie kommt nicht alle Jahre gleich hoch, sie steigt und fällt täglich und sehr verschiedentlich, ja die Beobachtungen mit dem Thermometer zeigen, dass sie Zuweilen bei der größten Mittagshöhe der Sonne nicht stärker ist, als bei der kleinsten, indem selbiges bei einem gelinden stillen Tag im Dezember, und bei regnerischer stürmischer Luft im Juni einerlei Grad angewiesen, wie ich solches etliche Male befunden. Es ist also offenbar, dass neben der Sonne noch andere Ursachen sowohl dieser so verschiedenen Wärme, als auch die übrigen Veränderungen des Wetters sein müssen, und dass diese Ursachen vielleicht den größten Teil daran haben.

In den älteren Zeiten fand man dieselbigen gar bald an dem verschiedenen Stand des Mondes und der andern Planeten im Tierkreis, und an den ihnen sowohl, als den zwölf himmlischen Zeichen angedichteten Eigenschaften, da etliche feurig und trocken, andere kalt und feucht sein mussten. Diese Eigenschaften mussten nach dem jedesmaligen Stand der Planeten gegeneinander, und in diesem oder jenem Zeichen auf die Erde und die Witterungen ihren Einfluss ausüben, und beträchtliche Veränderungen in denselben wirken. Man erfand Regeln, dieselben festzusetzen, und man war dadurch im Stande, das Wetter vorher zu sagen, weil der der verschiedene Ort der Planeten vorher bekannt war.

Eine aufgeklärte Naturwissenschaft und eine bessere Kenntnis des Weltgebäudes hat diesen entfernten Körper solche Wirkungen wieder entzogen, welche sie durch ihre schwere oder anziehende Kraft gegen einander, und also auch gegen unsere Erdkugel und ihren Dunstkreis ausüben, und die zwar einigen, aber nur entfernten Anteil an den Veränderungen des Wetters behält, da hingegen die vornehmsten Ursachen auf unserer Erde und in der Luft selbst zu suchen sind.

Dass die Beschaffenheit unserer Erde viel dazu beiträgt, zeigt sich deutlich daraus, dass man in verschiedenen Ländern auch ganz verschiedene Witterungen empfindet, je nachdem die Erdfläche bergig oder eben, der Boden sandig oder lehmig, oder sumpfig, mit Wäldern bewachsen oder frei, mit Wasser angefüllt oder trocken ist, und näher oder weiter von dem Meer liegt. So ist z. B. die Wärme auf den Bergen allzeit geringer als in den Tälern, und je höher sie über der Erdoberfläche erhoben sind, je kälter ist allda die Luft, so, das sie auch in den heißen Weltgegenden auf ihren höchsten Gipfeln mit Schnee bedeckt sind. So ist ferner ein festes Land von großem Umfang trockener, und im Winter kälter als ein anderes, welches dem Meer näher gelegen ist. Daher sind die Gegenden von Nordamerika einem viel strengeren Frost ausgesetzt, als die Länder in Europa, die mit jenen unter einerlei Breite liegen. Ja eben dasselbige Land ändert mit der Zeit seine Witterungen, wenn es mehr bewohnt wird, durch allerhand Veränderungen, welche von den Einwohnern darin vorgenommen werden; die Ausrottung der Wälder und die Ablassung der Wasser macht es wärmer und trockner. So hat Deutschland jetzt eine viel mildere Luft, als da es zu der Römer Zeiten ein größtenteils an einander hängender Wald war, und in Amerika sind die Regen nicht mehr so heftig, und die Luft viel heiterer und reiner in den Gegenden, die durch die Europäer angebaut, und von den überflüssigen Waldungen befreit worden. Es ist also offenbar, dass die verschiedene Beschaffenheit der Erde, und die auf derselben vorgehende Veränderungen, auch den Zustand der Luft und die davon abhängenden Witterungen verändern. In der Luft selbst aber sind gleichfalls die täglich darin vorgehenden Veränderungen der Schwere, Wärme, Dichtigkeit, Trockenheit, Bewegung und ausdehnenden Kraft die Ursache der so mannichfaltigen Abwechslungen des Wetters, weil dadurch die Dünste bald höher steigen, und sich verteilen, bald wieder sich zusammenziehen und herabfallen. Alle diese, und vielleicht noch mehr uns unbekannte Veränderungen, die wieder aus andern uns noch mehr verborgenen Ursachen entspringen, und die auf unendliche Arten sowohl dem Raume, als der Zeit nach mit einander können verbunden werden, sind also die wahren Ursachen der unzähligen Veränderungen in der Witterung, und je mehr wir diese Ursachen samt ihren Gründen und Folgen einsehen und beurteilen könnten, je größer würde auch unsre Wissenschaft von den Luftbegebenheiten werden, und eine vollkommene Erkenntnis gedachter Ursachen würde allein uns in den Stand setzen, die künftigen Witterungen mit einiger Gewissheit vorher zu sagen. Dazu würde aber auch noch erfordert werden, dass man den Zustand der Luft über einem großen Teil des Erdbodens auf einmal übersehen könnte, welches doch unseren eingeschränkten Kräften unmöglich ist.

Ob man also gleich keine Hoffnung hat, jemals dazu zu gelangen, so ist es doch nötig, dass man sich bemüht, so weit als möglich, darin zu kommen. Da ein großer Teil unserer Beschäftigungen und deren glücklicher Fortgang von dieser oder jener Witterung abhängt, insonderheit bei der Schifffahrt und dem Feldbau, so ist es unstreitig, dass eine richtige Erkenntnis derselben uns in den Stand setzen würde, dergleichen Handlungen zu der bequemsten Zeit vorzunehmen, und viel sicherer, leichter, und mit größerem Vorteil zu Ende zu bringen. Was würde aber nicht die Naturwissenschaft selbst dabei gewinnen, wenn man alle Ursachen der vorgedachten Änderungen nebst ihren Verbindungen und Folgen erkennen, und daraus Schlüsse machen könnte.

Da die Erfahrungen der sicherste Weg sind, zu einer richtigen Einsicht in die natürlichen Begebenheiten und ihre Ursachen zu gelangen, so hat man selbige auch bei den Witterungen zu nutzen gesucht, und an vielen Orten die täglichen Veränderungen des Wetters aufgezeichnet, und diese Arbeit etliche Jahre nach einander fortgesetzt, weil man wohl sah, dass, wenn man von der verschiedenen Beschaffenheit der Luft und ihren Ursachen etwas Gewisses erkennen wolle, man durch eine lange Reihe von Beobachtungen dazu gelangen müsse, in welchen diese Veränderungen, wie eine aus der andern gefolgt, täglich verzeichnet wären, damit man zuletzt sehen könne, ob diese oder jene Zusammenkommende Ursachen diese oder jene Witterung zuwege brächten. Eine solche Bemühung haben in Sonderheit in diesem Jahrhundert die berühmtesten Naturforscher fast in allen Ländern unternommen, und die Wetterbeobachtungen sind seit einiger Zeit so vervielfältig worden, dass jetzt wenig große Orte und wenig gelehrte Gesellschaften sein werden, die die Naturwissenschaft zu ihrer Absicht haben, wo dergleichen nicht angestellt würden. Da man die Veränderungen in der Schwere, Wärme, Dichtigkeit und Feuchtigkeit der Luft durch das Barometer erkennt, so sind insonderheit die beiden ersten Instrumente fast bei allen dergleichen Beobachtungen genutzt worden, ja etliche von ihnen enthalten nichts weiter, als die täglichen Veränderungen derselbigen, andere haben auch bis Menge des herabfallenden Regens und Schnees gemessen, und monatlich oder jährlich zusammengezählt, noch andere haben zugleich die verschiedenen Winde bemerkt, wie sie sich täglich verhalten, aufgezeichnet. Die Bemerkungen mit dem Barometer und die Vergleichungen derselben an verschiedenen Orten sind von großem Nutzen gewesen, und haben vieles in der Witterungswissenschaft aufgeklärt. Jetzt scheint es zwar nicht, dass man mehr dadurch entdecken werde; sondern dass es nur zur Bestätigung des bereits erkannten dienen könne, wenn man die Beobachtungen damit länger vorsetzen würde; jedoch lernte man auch durch Vergleich derselben die mittlere Höhe des Barometers an jedem Ort erkennen. Da indessen der Gebrauch dieses Instruments fast allgemein geworden, und es aus den Händen der Gelehrten auch in die Zimmer vieler Liebhaber gekommen, seitdem man es als ein Werkzeug angesehen, wodurch man das bevorstehende Wetter vorherwissen könne; so will ich von den Veränderungen desselbigen, und wie weit man sich darauf in Ansehung der Veränderungen der Witterungen verlassen kann, zuvor etwas beibringen, ehe ich meine Beobachtungen des Wetters und die daraus gezogenen Anmerkungen anführe.