Satirisch-didaktische Richtung
Die soziale Tendenz, wie wir sie in den Fastnachtspielen des 15. Jahrhunderts am schärfsten ausgeprägt sehen, beherrscht auch noch die Auffassung des 16. Jahrhunderts; der dort festgestellte Grundtypus des Bauern bleibt in der bürgerlichen Dichtung der landläufige und beliebteste. Aber nirgends mehr wird er so zum Ausdruck gehässiger Satire wie in jenen Spielen, gewöhnlich wird die satirische mit einer moralisch -didaktischen Tendenz *) verbunden; so in den beliebten Narrenrevueen, deren ältester und vorbildlicher, aber recht trockene Vertreter Sebastian Brant ist, und die wir u. a. bei Gengenbach, Murner und Hans Sachs wiederfinden. Im 82. Abschnitt des Narrenschiffes (1494): „Von purschem uffgang" heißt es:
Die buren eynfalt etwann woren
Nüwlich jnn kurtz vergangenen joren
Gerechtikeyt was by den buren
Do sie floch ufs den stett und muren
Woltt sie jnn ströwen hüttlin syn
Ee dann die buren driuncken wyn
Den sie auch jetz wol mögen tulden
Sie stecken sich in grose schulden . . .
— und nun verbreitet Brant sich über die Putzsucht, Verschwendung und Überhebung der Bauern mit der diesem langweiligen Moralphilister eigenen Übertreibung und Ungerechtigkeit.
*) auch Wittenweiler gibt einen lehrhaften Zweck vor.
Die buren eynfalt etwann woren
Nüwlich jnn kurtz vergangenen joren
Gerechtikeyt was by den buren
Do sie floch ufs den stett und muren
Woltt sie jnn ströwen hüttlin syn
Ee dann die buren driuncken wyn
Den sie auch jetz wol mögen tulden
Sie stecken sich in grose schulden . . .
— und nun verbreitet Brant sich über die Putzsucht, Verschwendung und Überhebung der Bauern mit der diesem langweiligen Moralphilister eigenen Übertreibung und Ungerechtigkeit.
*) auch Wittenweiler gibt einen lehrhaften Zweck vor.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Bauern in der deutschen Literatur des 16. Jahrhunderts