Der Ursprung der Stadt Rostock
Aus: Beiträge zur Geschichte des alten, Wendischen Rostocks
Autor: Mahn, J. F. A. (?-?), Erscheinungsjahr: 1854
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg, Rostock, Stadtgeschichte, Wenden, Stadtgründung, Historische Quellen
Seit mehreren Jahren habe ich mich, so weit mein Amt mir die Zeit dazu gestattete, mit Erforschung einer pragmatischen Geschichte der Stadt Rostock beschäftigt. Meinen Mitbürgern übergebe ich jetzt den ersten Teil dieser Forschungen, und sollte derselbe eine nicht zu ungünstige Aufnahme finden, so bin ich gern bereit, bei der nächsten Gelegenheit den zweiten, welcher eine spezielle Entwicklung der Gründung der neuen Stadt und deren Begebenheiten in den ersten Jahrhunderten umfasst, nachfolgen zu lassen.
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Der Ursprung der Stadt Rostock ist in ein tiefes Dunkel gehüllt; nicht eine einzige sichere Urkunde enthält ihre Entstehung, und was neuere Geschichtsschreiber über dieselbe mitteilen, beruht ganz allein auf Sagen oder Vermutungen. Nicht selten ging man von der Lieblingsidee aus, einer später berühmt gewordenen Stadt ein hohes Altertum beizulegen, weil man dadurch ihrer Wichtigkeit einen höheren Glanz zu verschaffen glaubte, und suchte deshalb jede wenn auch noch so unsichere Nachricht hervor, welche dieser Lieblingsidee einigen Vorschub leisten konnte. Für eine solche darf und kann ich daher auch nur die halten, die Lindenberg († 1596) Chron. Rostoch. lib. I. c. 6. pag. 25. ed. 1596. angibt, indem er die Erbauung der Stadt in das Jahr 329. nach Chr. setzt, ohne auch nur das geringfügigste zuverlässige Dokument für seine Angabe vorzubringen. Lindberg folgte oder vielmehr schrieb nach Sebastian Bacmeister.
So bestimmt nun auch beide den Ursprung Rostocks ins Jahr 329. nach Chr. feststellen, so geziemte es zugleich einem Historiker, genau die Quelle zu zeigen, aus welcher sie ihre Behauptung schöpften, zumal sie nicht eine Geschichte Mecklenburgs, sondern eine Geschichte Rostocks schreiben wollten. Wäre überhaupt ihre Nachricht über die Entstehung der Stadt in einer sichern schriftlichen Urkunde aufgezeichnet, so würde diese schwerlich eine so wichtige Tatsache kurzweg enthalten, im Gegenteil die nähere Veranlassung der Gründung, sowie die Beschaffenheit des Fischerdörfchens und was außerdem Beachtenswertes dabei vorgefallen, weitläufiger beschrieben haben. Allein hiernach sucht man bei in- und ausländischen Schriftstellern vergebens. Helmold († nach 1170), der älteste sichere Autor, der über Mecklenburgs Geschichte und Zustände geschrieben, erwähnt ein früheres Rostock gar nicht und gibt laut Chronic. Slavorum lib. II. c. 14 (Lubecae 1659. Ed. Bangert.) als Erbauer der jetzigen Stadt Pribislaw an.
Der andere Historiker, der über den Anfang unserer Stadt berichtet, Krantz († nach 1500), kennt zwar ein früheres Rostock, sagt jedoch nur: Unter Pribislaw ... wiederholt er die obigen Worte Helmolds; Marescalcus Thurius († 1525) dagegen berührt weder in seinen Werken das frühere Rostock mit einer Silbe. Die Vandalen Bangerts und Krantzs sind aber kein anderes Volk, als die Slawen oder Wenden, wie sie Helmold ausdrücklich nennt, und diese haben die ersten zusammenhängenden Wohnungen, mögen sie nun vici oder arces genannt werden, in unserem Lande erbaut.
Woher hat nun Lindenberg und nach ihm Sebast. Bacmeister die obige, so bestimmt ausgesprochene Mitteilung empfangen? Etwa aus Sagen? oder aus einem alten Germanischen Liede? Eine sichere, zuverlässige Quelle kann aber nur ein Schriftsteller sein, der entweder zu derselben Zeit, oder bald nachher, wann sich eine Begebenheit zugetragen hat, lebte, oder auch ein in Stein oder Erz eingegrabenes unverfälschtes Denkmal. Jedoch solche Quellen sind über die obige Behauptung Lindenbergs und Bacmeisters meines Wissens nicht vorhanden, können auch nicht vorhanden sein. Gesetzt aber auch, sie hätten ihre Nachricht aus einem alten Schriftsteller genommen, sind wir verpflichtet, diesem Glaubwürdigkeit zu schenken, wenn er für seine Angabe nicht wieder eine zuverlässige Quelle anzuführen vermag? Ist es doch gewiss, dass weder die Germanischen Stämme, so lange sie dem Christentume fern blieben, also auch die, welche die ersten bekannten Bewohner Mecklenburgs gewesen sind, noch die Wenden, die vom 6ten bis 12ten Jahrhundert das schöne Land bewohnten, schriftliche Denkmäler über ihre Begebenheiten hinterlassen haben, wiewohl die Wenden nicht als eine durchaus rohe und gänzlich ungebildete Nation erscheinen, sondern dass wir die frühere Geschichte beider nur aus Schriftstellern derjenigen Völker kennen, mit denen sie in Berührung und Verbindung gekommen waren. Deshalb beklagt sich schon Krantz in der Vorrede zu seinem Werk.
Auf historische Wahrheit und folglich auf Glaubwürdigkeit darf daher Lindenbergs und Bacmeisters Mitteilung keine Ansprüche machen; als historische Stadt tritt Rostock erst im Jahre 1161 auf.
So bestimmt nun auch beide den Ursprung Rostocks ins Jahr 329. nach Chr. feststellen, so geziemte es zugleich einem Historiker, genau die Quelle zu zeigen, aus welcher sie ihre Behauptung schöpften, zumal sie nicht eine Geschichte Mecklenburgs, sondern eine Geschichte Rostocks schreiben wollten. Wäre überhaupt ihre Nachricht über die Entstehung der Stadt in einer sichern schriftlichen Urkunde aufgezeichnet, so würde diese schwerlich eine so wichtige Tatsache kurzweg enthalten, im Gegenteil die nähere Veranlassung der Gründung, sowie die Beschaffenheit des Fischerdörfchens und was außerdem Beachtenswertes dabei vorgefallen, weitläufiger beschrieben haben. Allein hiernach sucht man bei in- und ausländischen Schriftstellern vergebens. Helmold († nach 1170), der älteste sichere Autor, der über Mecklenburgs Geschichte und Zustände geschrieben, erwähnt ein früheres Rostock gar nicht und gibt laut Chronic. Slavorum lib. II. c. 14 (Lubecae 1659. Ed. Bangert.) als Erbauer der jetzigen Stadt Pribislaw an.
Der andere Historiker, der über den Anfang unserer Stadt berichtet, Krantz († nach 1500), kennt zwar ein früheres Rostock, sagt jedoch nur: Unter Pribislaw ... wiederholt er die obigen Worte Helmolds; Marescalcus Thurius († 1525) dagegen berührt weder in seinen Werken das frühere Rostock mit einer Silbe. Die Vandalen Bangerts und Krantzs sind aber kein anderes Volk, als die Slawen oder Wenden, wie sie Helmold ausdrücklich nennt, und diese haben die ersten zusammenhängenden Wohnungen, mögen sie nun vici oder arces genannt werden, in unserem Lande erbaut.
Woher hat nun Lindenberg und nach ihm Sebast. Bacmeister die obige, so bestimmt ausgesprochene Mitteilung empfangen? Etwa aus Sagen? oder aus einem alten Germanischen Liede? Eine sichere, zuverlässige Quelle kann aber nur ein Schriftsteller sein, der entweder zu derselben Zeit, oder bald nachher, wann sich eine Begebenheit zugetragen hat, lebte, oder auch ein in Stein oder Erz eingegrabenes unverfälschtes Denkmal. Jedoch solche Quellen sind über die obige Behauptung Lindenbergs und Bacmeisters meines Wissens nicht vorhanden, können auch nicht vorhanden sein. Gesetzt aber auch, sie hätten ihre Nachricht aus einem alten Schriftsteller genommen, sind wir verpflichtet, diesem Glaubwürdigkeit zu schenken, wenn er für seine Angabe nicht wieder eine zuverlässige Quelle anzuführen vermag? Ist es doch gewiss, dass weder die Germanischen Stämme, so lange sie dem Christentume fern blieben, also auch die, welche die ersten bekannten Bewohner Mecklenburgs gewesen sind, noch die Wenden, die vom 6ten bis 12ten Jahrhundert das schöne Land bewohnten, schriftliche Denkmäler über ihre Begebenheiten hinterlassen haben, wiewohl die Wenden nicht als eine durchaus rohe und gänzlich ungebildete Nation erscheinen, sondern dass wir die frühere Geschichte beider nur aus Schriftstellern derjenigen Völker kennen, mit denen sie in Berührung und Verbindung gekommen waren. Deshalb beklagt sich schon Krantz in der Vorrede zu seinem Werk.
Auf historische Wahrheit und folglich auf Glaubwürdigkeit darf daher Lindenbergs und Bacmeisters Mitteilung keine Ansprüche machen; als historische Stadt tritt Rostock erst im Jahre 1161 auf.