Der Börsen- und Gründungsschwindel in Berlin. 12. „Dividendenbier“. (Schluss.)

Die Brauer erwiesen sich als die Klügsten, denn sie gaben nach.
Autor: Glagau, Otto (1834-1892) war ein deutscher Journalist und Schriftsteller., Erscheinungsjahr: 1875
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Privatbrauereien, verschwänderische Wirtschaft, Dividendenjauche, Unbequemlichkeiten, Unpässlichkeiten, Mantrank es nur mit Unbehagen und Widerstreben, Weißbierbrauer, kühle Blonde
Die Gründer beschränkten sich darauf, Privatbrauereien in Aktiengesellschaften umzuwandeln. Was aber von manchen Brauereien fabriziert, an vielen Orten verschänkt wurde, war fast ungenießbar, war oft geradezu Gift. Um die Bieraktien unterzubringen, warf man hohe Dividenden aus, und um bei der ungeheuren Belastung und der kostspieligen, verschwenderischen Wirtschaft überhaupt Dividenden erzielen zu können, produzierte man ein Getränk, dem das Volk mit vollem Rechte und höchst treffend den Namen „Dividendenjauche“ beilegte.

Unter diesem widerlichen Getränk, das den Durst nicht stillte und doch auch wieder nicht reizte, das mancherlei Unbequemlichkeiten und sogar Unpässlichkeiten erzeugte, litten Publikum und Gastwirte gleichmäßig. Man trank es nur mit Unbehagen und Widerstreben.

Alle Biere, auch die, welche die noch übrig gebliebenen Privatbrauereien herstellten, wurden schlechter. Das früher so beliebte „Aktienbier“ von Tivoli verlor schnell seinen Ruf, und das Wort „Aktienbier“ wurde nur noch im verächtlichen Sinne gebraucht, wo man nicht „Dividendenjauche“ sagen wollte. Alle Aktienbrauereien liefern ein miserables Getränk, das miserabelste aber diejenigen Gesellschaften, welche sich später als faule und oberfaule Gründungen erwiesen, wie Schlossbrauerei Schöneberg, Adler, Sozietäts-Brauerei und Hasenhaide. Im besten Falle wurde ein Gebräu fabriziert, das früher als „Bier zweiter Classe“ galt und das, die Tonne einen oder zwei Taler billiger, in gewissen Tanzlokalen und Vergnügungs-Etablissements verschänkt worden war.

Nur Eine Ausnahme ist zu vermerken. Der alte brave Patzenhofer ließ sich zu dem Schwindel der „Dividendenjauche“ nicht herab. Auch in der Gründerperiode behauptete „Patzenhofer“, wiewohl jetzt ebenfalls „Aktienbier“, seinen alten Geschmack und Gehalt. Selbstverständlich war es sehr begehrt und konnte der Nachfrage nicht genügen. – Übrigens ist auch dieses Bier in der allerletzten Zeit schlechter geworden. Aber nicht genug an der Dividendenjauche – die edeln Fabrikanten beschlossen auch den Preis für dieses köstliche Nass noch zu erhöhen. Ihnen vorauf gingen freilich die Weißbierbrauer. In Berlin wird noch immer viel Weißbier getrunken; auch bei der jüngeren Generation hat das „Bairisch“ die „kühle Blonde“ nicht verdrängen können. Weißbier ist ein moussierendes, in heißen Sommertagen ganz probates, nur in Cholerazeiten etwas gefährliches Getränk. Um es überhaupt trinken zu können, muss man mindestens zehn Jahre in Berlin gelebt haben. Um es mit Geschmack zu trinken, muss man in Berlin geboren sein. Dem Fremden, dem Anfänger erscheint es wie Lehmwasser, und es schmeckt ihm auch nicht besser. Dem geborenen Berliner dagegen dünkt es Champagner; als gewitzter und vorsichtiger Mann vergisst er aber doch nicht, auf die „kühle Blonde“ stets eine „Strippe“, das ist den landesüblichen Gilka oder Kümmel, zu setzen.

Oktober 1871 traten die Weißbierbrauer zusammen und erklärten, die übliche „Rabatt-Tonne“ nicht mehr gewähren zu wollen. Alsbald versammelten sich im großen Saale des Handwerkervereins die Weißbier-Schänker und Weißbier-Verleger*), sprachen ihre moralische Entrüstung aus und verpflichteten sich auf Ehrenwort zu einem gemeinsamen Strike. Nach einigen schwachen Versuchen mußten die Brauer sich wieder zu der hergebrachter „Rabatt-Tonne“ verstehen.

Durch diesen Ausgang nicht belehrt, verbündeten sich jetzt die Aktienbrauereien und verlangten für die Tonne „Bairisch“, statt 7 Taler, von Neujahr ab 7½ Taler. Auch hier gaben den Anstoß die fragwürdigsten Gründungen, wie Moabit, Schöneberg, Adler, und bald schlossen sich ihnen die anderen Gesellschaften an. Alle verschworen sich, nicht billiger zu liefern, und erließen an die Schankwirte einen drohenden Ukas. Aber diese handelten ebenso geschlossen und noch energischer. Sie wiesen das „menschenentwürdigende“ Zirkular, wie sie den Ukas nannten, weit von sich, verpflichteten sich zu Konventionalstrafen, gründeten eine Strike-Kasse und bezogen ihr Bier aus Privatbrauereien oder von auswärts. Beide Teile legten den Casus dem Publikum vor; denn beide Teile versicherten, nur die Interessen des Publikums zu vertreten, dem die Brauer nur vorzügliches Bier liefern, das die Wirte vor Überteuerung schützen wollten. Die Brauer behaupteten, daß die Wirte an jeder Tonne 100 Prozent profitieren – was die Wirte sonder Zögern zugaben. Dagegen erklärten diese, daß die Brauer ihrerseits an jeder Tonne gleichfalls 100 Prozent verdienen – was die Brauer nicht leugnen konnten. Das Publikum schien von beiden „Enthüllungen“ nicht überrascht zu sein und sah dem Kampfe gleichmütig zu. Die Brauer waren die Klügsten, denn sie gaben nach. Einer nach dem andern vergaß seinen Schwur und lieferte zum alten Preise, während sie sich gegenseitig des Wortbruchs und des Meineids anklagten.

Die Wirte hatten gewonnen, aber nun gingen sie gegen das Publikum vor. Dank unseren Manchesterleuten und der alleinseligmachenden Manchester-Doktrin von der „freien Konkurrenz“, existieren in den Restaurationen keine geaichten Gläser und Flaschen, kümmert sich um Quantität und Qualität der verschänkten Getränke kein Gesetz, keine Aufsichtsbehörde Ursprünglich hatten die sogenannten Bierseidel den Inhalt eines halben Quarts und wurden bis zum Rande ohne Spritzschaum gefüllt. Allmählich verkleinerten sich die Gläser; die Fabriken legten sich förmlich darauf, Vexirseidel zu machen, mit zolldickem Boden, fingerdicken Wänden und nach oben spitz zulaufend. Das war schon vor der Gründerzeit, aber nun wurde es noch weit ärger. Die Wirte ließen die Gläser immer winziger werden, bis sie in vielen Lokalen zu einem halben Seidel zusammenschrumpften, das man dem Gaste präsentiert, zu zwei Dritteln Bier und zu einem Drittel Spritzschaum.

Die Tonne Bier kostet dem Wirte 7 Taler und bringt ihm, in ordentlichen Seideln verschänkt, 14 bis 16 Taler. Bei solchen Miniaturgläsern aber schlägt er 18 bis 20 Taler heraus. Und auch damit begnügten sich die Herren noch nicht, viele von ihnen erhöhten die Preise jetzt um 33 bis 66 Prozent. Während man früher für ein normales Seidel guten Bieres 1½ Groschen zahlte, mußte man jetzt für ein Zwergseidelchen „Dividendenjauche“, das der Brauerei höchstens 3 Pfennige, dem Wirth vielleicht 6 Pfennige kostete – 2 und auch 2½ Silbergroschen zahlen.

Dazu kommt noch das Trinkgeld an den Kellner. Die Kellner erhalten vom Wirte gar keinen oder doch einen erbärmlichen Lohn und sind daher auf den Wohltätigkeitssinn der Gäste angewiesen. Vor dem Schwindel waren die Trinkgelder fakultativ, wie die allgemeine Wehrpflicht; jetzt wurden sie obligatorisch, wie die Zivilehe. Ehemals dankten die Kellner schon für einen halben Silbergroschen; nun taten sie es auch für einen ganzen noch nicht. – Nebenbei bemerkt, übernahmen von den Kellnern die Gründer und Gründergehilfen die Lehre von den Trinkgeldern und bildeten sie zu einem System aus, das statt der Groschen Tausende und Hunderttausende von Gulden und Talern einbringt.

Um neuen Ausschreitungen der Aktienbrauereien vorzubeugen, um dem Publikum etwas Besseres zu bieten, als die ekle „Dividendenjauche“, trat eine Anzahl von Restaurateuren zusammen, lauter politisch und oratorisch ausgebildete Männer, die sich offenbar zu etwas Höherem berufen fühlten, und gründeten unter Führung des Bankhauses Bercht u. Swoboda eine eigene Brauerei, die „Vereinsbrauerei Berliner Gastwirte“. Das war auf diesem Gebiete die einzige wirkliche Neuschöpfung der Gründer, aber dafür ist sie auch darnach.

Am 15. April 1872 legte man den Grundstein der „Vereinsbrauerei“, und Abends gab’s einen großen Ball, wo gemütlich mit einander Gründer und Aktionäre tanzten. So verlustiert sich die Katze mit den Mäusen, eh’ sie dieselben frisst; so spielen mit einander Wölfe und Lämmer. Hätten die Aktionäre ahnen können, was ihnen bevorstand – das Tanzen und Jubilieren würde ihnen vergangen sein.

„Der rühmlichst bekannte Ingenieur Herr Nehrlich, Chef des großen Ingenieurbüros von Nehrlich und Ellissen in Frankfurt am Main“, wurde „für das Unternehmen gewonnen“, und derselbe Herr Nehrlich fungierte auch zeitweise als „Vorsitzender des Aufsichtsrats“. Herr Hugo Nehrlich baute „mustergültig“, aber überraschend teuer und reichte auch noch hinterher eine „Nachrechnung“ über „Extralieferungen“ ein, die den Actionären fast Tränen erpreßte. Die „Vereinsbrauerei“ ist mit 1¾ Millionen Taler belastet; daraus erklärt sich der Cours der Aktien mit circa 10. Die „Vereinsbrauerei“ produzierte noch dünneres und schwächeres Bier als ihre Kolleginnen, und sie ist in jeder Hinsicht ein würdiges Seitenstück zu der „Sozietätsbrauerei“ des Herrn Heinrich Reh. Die Geschichte dieser beiden Gründungen studiert jetzt der Staatsanwalt; aber wir fürchten, es wird dabei wieder nichts herauskommen.

Die 14 Bairisch-Bierbrauereien auf Aktien tragen einschließlich der Hypotheken eine Kapitalslast von 17 Millionen Taler – gewiss eine gefährliche Überbürdung. Die Gesamtproduktion betrug 1874 circa 800,000 Tonnen, welche Leistung gegenüber jener Summe nur mäßig genannt werden kann. Die Durchschnittsrente war in demselben Jahre nur 4½ Prozent; 6 Brauereien zahlten über 5 Prozent, 8 unter 5 Prozent Dividende, Hasenhaide, Sozietäts- und Vereinsbrauerei – 0. Wenn Friedrichshain 9, Schultheiß 10 und Böhmisches Brauhaus gleichfalls 10 Procent Dividende gaben trotz der großen Belastung und trotz der kostspieligen Wirtschaft, so sieht man, wie hocheinträglich das Braugeschäft ist.

Neben „Bairisch“ machten die Gründer auch in der „kühlen Blonden“. Sie „gründeten“ die drei Weißbierbrauereien von Karl Landré, Emil Gericke und W. A. Bolle. – Landré ist noch verzeihlich, aber bösartig sind wieder Gericke und Bolle, denn sie entstanden beide unter den Händen des Herrn – Jean Fränkel.

Nachdem die Gründer von Bairisch- und Weißbierbrauereien „gegründet“ hatten, was sich irgend gründen ließ, schauten sie scharf aus und entdeckten in einer abgelegenen Straße eine Wittwe Fischer, die in stiller Zurückgezogenheit von der Welt und unbekümmert um die Fortschritte der Kultur in patriarchalischer Weise ein patriarchalisches Getränk braute – das heute nur noch in unterirdischen Gemächern kredenzte und nur noch von Kindern und alten Weibern begehrte „Braun- und Bitterbier“. Über diese unschuldige Wittwe stürzten her: Benno Beer, Hermann Leubuscher, Max Gerschel, Gustav Loth, Julius Pickardt und Hofrath Moritz Alberts und nötigten sie, sich flugs in eine Aktiengesellschaft verwandeln zu lassen, die sie mit dem pompösen Namen „Berliner Brauhaus“ belegten. Die Bitterbierbrauerei wurde den Actionären mit 390,000 Talern berechnet und war wirklich eine bittere Gründung. Inzwischen hat man liquidiert, und die Liquidation ergab nicht weniger denn – 2½ Prozent.

Selbstverständlich beschränkten sich die Berliner Gründer nicht auf Berlin; sie suchten auch die Provinzen, das ganze große deutsche Vaterland sorgfältig ab.

Jean Fränkel „gründete“ mit Louis Bamberger, Assessor a. D. Plewe und Anderen die Potsdamer Brauerei, vormals W. Hoene: – Kurs circa 15. Julius Pickardt „gründete“ mit Leopold Krautheim, Fritz Ramme etc. die von Siegfried Geber und Joseph Julius Seelig vorgekaufte Brauerei Werder bei Potsdam, vormals F. W. Hoffmann. – Kurs circa 5. Louis Gratweil verfasste mit Heinrich Wisotzki, Bernhard Bonwitt, Julius Joseph, Louis Blumenthal, Alfred Glasenfeld, Emil Treitel, Moritz Treitel die von Julius Pickhardt vorgekaufte Oranienburger Schloßbrauerei (Cours?) und mit Kaufmann und Gustav Bendix die bei der Geburt verunglückte Grätzer Aktienbrauerei im Posen’schen. Hermann Gratweil „gründete“ in Verbindung mit Samelson und Sackur, David Liepmann in Berlin, Gebrüder Alexander, Ludwig Heyne, Oppenheim und Schweitzer in Breslau die dortige Brauerei Wiesner und in Verbindung mit Seelig und Ferdinand Strahl (Zentralbank für Genossenschaften) die Brauerei von Herberz und Compagnie in Dortmund, die beide den Actionären viel Schmerzen gemacht haben. Die Kieler Aktienbrauerei, vormals Konsul C. Scheibel, ward von dem Konsortium Geber-Stahlschmidt „gegründet“ etc.

Wie man sieht, kehren dieselben Personen häufig wieder, treten dieselben Leute bei den verschiedensten Gründungen auf. In sehr intimen Beziehungen stehen zu einander und „gründeten“ oft Hand in Hand: Hermann Geber (gewissermaßen der Häuptling, der aber gern hinter den Kulissen bleibt), Siegfried Geber, Reinhold Alexander Seelig, Joseph Julius Seelig, Eduard Stahlschmidt, Hermann Leubuscher, Hermann Gratweil, Louis Gratweil, Julius Pickardt, Moritz Bonwitt, Bernhard Bonwitt, Bernhard Maywald, Julius Müller, „Generaldirektor“ der Wöhlert’schen Maschinenfabrik, Justizrat Hinschius (kürzlich zum Geheimrat ernannt), Julius Schweitzer etc. etc.

Was auswärts nicht Berliner Gründer taten, taten Gründer in der Provinz. In jeder Stadt, in jedem Städtchen entstanden „Aktienbrauereien“; aller Orten klagte und schalt man über „Dividendenjauche“.

Merkwürdiger Weise fanden diese lauten Klagen in der Presse nicht den geringsten Wiederhall. Die Presse, die sich als Organ der öffentlichen Meinung, als Vertreterin der allgemeinen Interessen geberdet, blieb stumm. Sie hatte auch kein Wort für das Treiben der Bäcker, welche die Backwaren bis zur mikroskopischen Grenze klein werden ließen und den Preis des kleinsten Gebäcks rasch auf das Doppelte und Dreifache erhöhten. Sie sah es ruhig mit an, wie die Fleischer und Höker, Gewürzer und Händler aller Art die neue Maß- und Gewichtsordnung benutzten, um namentlich die kleinen Leute in der unverantwortlichsten Art zu kürzen und zu betrügen.

Erst neuerdings, wo das Übel schon nicht mehr so krass auftritt, las man in einigen Zeitschriften Aufsätze über Verschlechterung und Verfälschung des Biers, und auch im Reichstage kam die Sache zur Sprache. Da gerieten die Brauer in Harnisch, wiesen die Beschuldigung mit Entrüstung zurück und drohten mit gerichtlichen Strafanträgen. Herr Richard Rösicke, der „gegründete“ Mitvorbesitzer und jetzige Direktor der Schultheiß’schen Brauerei, erließ als Inserat eine lange Abhandlung, worin er nachzuweisen sucht, daß die Brauer nur wenig Malzsurrogate und gar keine Hopfensurrogate verwenden. Indess muss er doch zugeben: „daß die Biere nicht mehr so stark gebraut und nicht mehr so lange gelagert werden, wie früher“. Das aber sind, wie Jedermann begreifen kann, zwei wesentliche Mängel, die allein schon die Verschlechterung des Biers erklären. Herr Rösicke rühmt zwar: die Fortschritte in der Brauereikunst, die Verwertung des Dampfes, die Vervollkommnung der Maschinen etc. Doch das ist eitel Dunst! Unsere Zunge lehrt uns, trotz Herrn Rösicke, daß die Biere entschieden an Gehalt und Geschmack verloren haben, daß sie lange nicht mehr das sind, was sie vor dem Gründungsschwindel waren.

Und die Regierung tut ein Übriges. Anstatt die Brauart und den Ausschank des Bieres unter Controle zu stellen, bereitet sie ein Gesetz vor: die Erhöhung der Braumalzsteuer – wahrscheinlich, um die Börsensteuer annehmbarer zu machen, welche sie seit Jahren plant, aber bisher nicht einzubringen wagte, soll das Bier nun doppelt besteuert werden. Nach Aufhebung der Schlacht- und Mahlsteuer, nachdem die Wissenschaft langst die Besteuerung der eigentlichen Lebensbedürfnisse für verwerflich erklärt hat – gewiss ein wunderbares Projekt, das da zeugt von dem ratlosen Hin- und Herschwanken, von dem verzweifelten Experimentieren unserer manchesterlichen Steuerpolitiker. Die Brauer protestieren gegen die Erhöhung der Braumalzsteuer. Sie erblicken darin eine „neue Schädigung“ des Brauereigewerbes, das „ohnehin durch die hohen Preise der Rohmaterialien, sowie durch die in der Gründungsperiode entstandene große Konkurrenz mit einem sehr geringen Nutzen zu arbeiten genöthigt ist“. –

Nun, die Herren Brauer werden sich schon zu helfen wissen. Entweder sie erhöhen die Preise oder sie fabrizieren „Steuerjauche“. Vielleicht thun sie auch Beides. Das Publikum allein würde den Schaden spüren, die Steuer zahlen müssen, und zwar nicht einfach, sondern doppelt und dreifach. Darum, so hoffen wir, wird der Reichstag ein Einsehen haben und die Erhöhung der Brausteuer verwerfen, wie er einst die Petroleumsteuer verwarf.




*) Wer in Berlin mit Bier in Flaschen oder Kruken handelt, heißt „Bier-Verleger“; es gibt hier auch „Milch- und Sahne-Verleger“ oder „Milch- und Sahne-Bureaux“.