Ihre Reize und Tugend. 1
Es sind die amerikanischen Frauen in den vereinigten Staaten im allgemeinen gleich ausgezeichnet durch Reize und Tugend, wie durch glückliche Lebensverhältnisse keinen Frauen anderer Nationen der Erde, namentlich im Genuß der Freiheit, vergleichbar. Sie sind der Gegenstand der Völker- und Menschenkunde, welcher bisher zwar gewürdiget, aber doch, namentlich in Deutschland, immer noch nicht so allgemein bekannt wurde, daß ein treues Bild davon, gezeichnet nach eigner Anschauung, überflüssig würde. Einige allgemeine Bemerkungen über das amerikanische Volk in den vereinigten Staaten mögen diesem Gegenstande als Einleitung dienen. – Dieses Volk ist aus so verschiedenartigen Elementen zusammengesetzt, daß es den Anschein gewinnt, als ob hier der Erdpunct sei, wo die ersten Versuche gemacht würden, die seit Jahrtausenden getrennte Menschennatur wieder zu vereinigen und zu verschmelzen. Bekanntlich waren die ersten europäischen Ansiedler daselbst Engländer, Schottländer und Irländer; zu diesen gesellten sich bald Deutsche, Holländer, Schweden, Dänen, Franzosen etc. Alle diese Völker verschmolzen sich, wenn auch nicht überall gleichmäßig, doch theilweise, in Sprache, Sitte und Gewohnheit, verbanden sich durch Ehen, und es formte sich eine, wenn auch noch nicht überall ganz gleichmäßig sich darstellende National-Physiognomie.
Diese Verschmelzung so verschiedener Nationen, die Beimischung von etwas indischem und Negerblut, die Einwirkung der feinern amerikanischen Luft haben jedoch auf die Körperformen nichts weniger als nachtheilig gewirkt, so daß die Bewohner der V.St. mit jedem andern Volke der Erde hinsichtlich der Schönheit wetteifern können.
Es gewährt Jedem, der Schönheitsgefühl besitzt, Freude, eine Anzahl Jünglinge im Bade zu erblicken. Eine glänzende, glatte, weiße Haut ist straff gespannt um schlanke, gerundete, schön geformte Glieder. Auf feinem Halse sitzt der ovale Kopf, aus dessen Lockenfülle brauner Haare ein ernstedles Gesicht, mit kleinem Munde, muntern blauen Augen, hohen Augenbraunen, und etwas bleichem Colorit hervorleuchtet. Ein Maler brauchte nicht lange zu suchen, um unter einer geringen Anzahl solcher Jünglinge herrliche Apollo-Modelle zu finden.
Niemand wird nun bezweifeln, daß das schöne Geschlecht auch hier seinen Ruhm behauptet, daß es an äußerer Schönheit dem männlichen wenigstens nicht nachstehe. Unter einer größern Zahl junger amerikanischer Frauen eine einzige häßliche herauszusuchen, dürfte in der That sehr schwer werden, keineswegs aber unter einer kleinen Anzahl mehrere Schönheiten zu finden. Sie können mit unsern schönen Sachsenfrauen, die mit Recht überall im Rufe vorzüglicher Schönheit stehen, immer wetteifern, denn ob sie diesen gleich in lieblicher Fülle und blühender Gesichtsfarbe nachstehen, so übertreffen sie dieselben doch an Gewandtheit, Feinheit und Zartheit. Sie sind leicht und flüchtig, ätherisch wie der Zephir. Blos am Klange des Fußtrittes will ich beide erkennen und die deutschen Frauen aus den amerikanischen, und diese aus jenen heraussuchen.
Kommt man unmittelbar aus Deutschland und besucht eine amerikanische Kirche, so wird man versucht zu glauben, daß die Versammlung darin blos aus höhern Ständen bestehe; und dieser Glaube wird auch dann nicht geschwächt, wenn man sie nach beendigtem Gottesdienste herauswallen sieht, ja die höchst zierliche Kleidung und der edle Anstand, fast aller, erhebt denselben eher zur Gewißheit. Dieß ist nun natürlich nicht der Fall, die Versammlung ist eben so gemischt wie anderswo; nur scheiden sich hier die Stände bei weitem nicht so schroff wie in Europa. Hier geht eine ältliche Dame, in schweren Seidenstoff gekleidet, inmitten zweier schönen, ebenfalls sehr fein gekleideten jungen Ladies, die allem Anschein nach ihre Töchter, oder doch nahe Verwandtinnen sind; denn sie saßen in der Kirche neben ihr, und jetzt auf dem Wege spricht sie mit ihnen sehr traulich und freundlich. Wer sind sie nun? Die ältere Dame ist die Gattin eines großen Kaufmanns, der mit allen Welttheilen handelt, und die jüngern Ladies? – sind ihre beiden weißen Dienstmädchen. Sie begleiteten sie in die Kirche und aus der Kirche, helfen ihr im Hause beim Auskleiden, und nehmen dann ihren Sitz neben ihr, dem Hausherrn und den etwaigen übrigen Gästen an der reichbesetzten Tafel, bis das schwarze Hausgesinde, das freilich solche Auszeichnung nicht genießt, bereits servirt hatte.
Amerika ist das Paradies der Frauen. Sie genießen dort einer Herrschaft, einer Auszeichnung und Behandlung wie sonst nirgends. Diese Vortheile verdanken sie den frühern Verhältnissen der Colonien, deren erste Gründer natürlich fast aus lauter Männern bestanden. Aber wie lange befinden sich Männer in solchen Verhältnissen wohl, wie lange können dieselben auch nur einigermaßen erträglich leben, ohne das schöne Geschlecht, ohne die treuen Gefährtinnen des Lebens! Es mußten große Opfer gebracht werden, um die ersten Einwanderungen junger Frauen zu vermitteln, und es gelang nicht jedem, eine für sich zu gewinnen; aber wem es gelang, der galt für hochbeglückt, ob er gleich hier die Gewalt, wie sie in andern Ländern geübt wird, nicht über seine Gattin bekam. Nicht nur waren seine Forderungen an sie in weit engere Schranken eingeschlossen, sondern der Gattin Rechte an ihn waren auch weit höher; und stets war die Obrigkeit bereit, ihr diese letztern zu erzwingen; denn man betrachtete das Weib als ein Wesen, das nicht ausschließlich dem Gatten, wohl aber als die hoffnungsvolle Mutter eines aufblühenden Geschlechts, der Colonie angehöre. Er mußte sie pflegen, schützen und hüten wie seinen Augapfel, er durfte ihr kein hartes Wort sagen, sie noch weit weniger mißhandeln, wenn er nicht die strengsten Strafen verwirken wollte. Ihr dagegen stand frei, welche Arbeiten sie aus Fleiß, Gewissenhaftigkeit oder zum Zeitvertreibe wählen wolle. Vor dem Richter mußte der Mann immer unterliegen, und der Gattin wurde stets mehr als selbst zwei oder drei männlichen Zeugen geglaubt. Für die Gattin lag nicht die geringste Strafe darauf, wenn es ihr einmal einfiel, ihren Eheherrn mit thätlicher Züchtigung zu belegen; wobei ihm selbst nicht einmal Nothwehr, höchstens Flucht erlaubt war. Ueberhaupt war jedes männliche Geschöpf in ihrem Hause ihr Sclav und Unterthan, den sie beliebig schlagen oder entfernen konnte.
Ob sich nun gleich in spätern Jahren das Zahlverhältniß der Frauen zu dem der Männer günstiger herstellte, so daß man jetzt im Durchschnitt daselbst 97 Frauen auf 100 Männer, in großen Städten sogar schon 109 Frauen auf 100 Männer zählt, so sind dennoch die schützenden Gesetze hinsichtlich ihrer durchaus nicht geändert worden. Doch zur Ehre der amerikanischen Frauen und ihres ganzen Geschlechts muß ich sagen, daß sie diese Gesetze nicht, oder nur höchst selten mißbrauchen. Der brave Mann kann fast überall darauf rechnen, von seiner Gattin mit Ehrfurcht, Liebe und Güte behandelt zu werden. Eine harte Arbeit übernimmt zwar die Gattin auch des armen Amerikaners selten oder nie; sie bekümmert sich sehr wenig um das Finanzwesen des Hauses, ja sie überläßt sogar dem Eheherrn die Einkäufe und das Herbeischaffen der Lebensmittel; aber dagegen sorgt sie mit Emsigkeit für die höchste Reinlichkeit in ihrem Hauswesen, ist die liebevollste Trösterin ihres Gatten bei Unglück, seine zärtlichste Pflegerin in Krankheiten, und die liebevollste Mutter ihrer Kinder. Untreue von Seiten des Weibes ist fast unerhört, unglückliche Ehen sind sehr seltene Ausnahmen. Und wenn auch die Gattin, die ihren Gatten unverdient unwürdig behandelt, dies an ihm und vor dem Richter ungeahndet thun darf; so findet sie doch die gerechte Strafe in der Geringschätzung und Verachtung ihres eignen Geschlechts. Beispiele von guten Frauen und von glücklichen Ehen wären zu Tausenden von dort aus aufzustellen; aber was läßt sich viel davon sagen. Eine gute glückselige Ehe fließt ja in heiterer Stille dahin, die Stimme des häuslichen Glücks ist viel zu leise, um in dem Geräusch der Außenwelt dem Haufen bemerkbar zu werden. Denn das stille Walten der edeln Hausfrau verbreitet nur Wohlseyn in ihrem häuslichen Kreise, reicht nur wenig über die Schwelle, wo ihr Sitz aufgeschlagen ist. Viel leichter lassen sich Beispiele vom Gegentheile aufstellen, und die hier folgenden sind Belege, was die amerikanischen Frauen thun dürfen, ja wozu sie berechtiget sind, obgleich die Besseren dieses Rechts freiwillig sich begeben.
Diese Verschmelzung so verschiedener Nationen, die Beimischung von etwas indischem und Negerblut, die Einwirkung der feinern amerikanischen Luft haben jedoch auf die Körperformen nichts weniger als nachtheilig gewirkt, so daß die Bewohner der V.St. mit jedem andern Volke der Erde hinsichtlich der Schönheit wetteifern können.
Es gewährt Jedem, der Schönheitsgefühl besitzt, Freude, eine Anzahl Jünglinge im Bade zu erblicken. Eine glänzende, glatte, weiße Haut ist straff gespannt um schlanke, gerundete, schön geformte Glieder. Auf feinem Halse sitzt der ovale Kopf, aus dessen Lockenfülle brauner Haare ein ernstedles Gesicht, mit kleinem Munde, muntern blauen Augen, hohen Augenbraunen, und etwas bleichem Colorit hervorleuchtet. Ein Maler brauchte nicht lange zu suchen, um unter einer geringen Anzahl solcher Jünglinge herrliche Apollo-Modelle zu finden.
Niemand wird nun bezweifeln, daß das schöne Geschlecht auch hier seinen Ruhm behauptet, daß es an äußerer Schönheit dem männlichen wenigstens nicht nachstehe. Unter einer größern Zahl junger amerikanischer Frauen eine einzige häßliche herauszusuchen, dürfte in der That sehr schwer werden, keineswegs aber unter einer kleinen Anzahl mehrere Schönheiten zu finden. Sie können mit unsern schönen Sachsenfrauen, die mit Recht überall im Rufe vorzüglicher Schönheit stehen, immer wetteifern, denn ob sie diesen gleich in lieblicher Fülle und blühender Gesichtsfarbe nachstehen, so übertreffen sie dieselben doch an Gewandtheit, Feinheit und Zartheit. Sie sind leicht und flüchtig, ätherisch wie der Zephir. Blos am Klange des Fußtrittes will ich beide erkennen und die deutschen Frauen aus den amerikanischen, und diese aus jenen heraussuchen.
Kommt man unmittelbar aus Deutschland und besucht eine amerikanische Kirche, so wird man versucht zu glauben, daß die Versammlung darin blos aus höhern Ständen bestehe; und dieser Glaube wird auch dann nicht geschwächt, wenn man sie nach beendigtem Gottesdienste herauswallen sieht, ja die höchst zierliche Kleidung und der edle Anstand, fast aller, erhebt denselben eher zur Gewißheit. Dieß ist nun natürlich nicht der Fall, die Versammlung ist eben so gemischt wie anderswo; nur scheiden sich hier die Stände bei weitem nicht so schroff wie in Europa. Hier geht eine ältliche Dame, in schweren Seidenstoff gekleidet, inmitten zweier schönen, ebenfalls sehr fein gekleideten jungen Ladies, die allem Anschein nach ihre Töchter, oder doch nahe Verwandtinnen sind; denn sie saßen in der Kirche neben ihr, und jetzt auf dem Wege spricht sie mit ihnen sehr traulich und freundlich. Wer sind sie nun? Die ältere Dame ist die Gattin eines großen Kaufmanns, der mit allen Welttheilen handelt, und die jüngern Ladies? – sind ihre beiden weißen Dienstmädchen. Sie begleiteten sie in die Kirche und aus der Kirche, helfen ihr im Hause beim Auskleiden, und nehmen dann ihren Sitz neben ihr, dem Hausherrn und den etwaigen übrigen Gästen an der reichbesetzten Tafel, bis das schwarze Hausgesinde, das freilich solche Auszeichnung nicht genießt, bereits servirt hatte.
Amerika ist das Paradies der Frauen. Sie genießen dort einer Herrschaft, einer Auszeichnung und Behandlung wie sonst nirgends. Diese Vortheile verdanken sie den frühern Verhältnissen der Colonien, deren erste Gründer natürlich fast aus lauter Männern bestanden. Aber wie lange befinden sich Männer in solchen Verhältnissen wohl, wie lange können dieselben auch nur einigermaßen erträglich leben, ohne das schöne Geschlecht, ohne die treuen Gefährtinnen des Lebens! Es mußten große Opfer gebracht werden, um die ersten Einwanderungen junger Frauen zu vermitteln, und es gelang nicht jedem, eine für sich zu gewinnen; aber wem es gelang, der galt für hochbeglückt, ob er gleich hier die Gewalt, wie sie in andern Ländern geübt wird, nicht über seine Gattin bekam. Nicht nur waren seine Forderungen an sie in weit engere Schranken eingeschlossen, sondern der Gattin Rechte an ihn waren auch weit höher; und stets war die Obrigkeit bereit, ihr diese letztern zu erzwingen; denn man betrachtete das Weib als ein Wesen, das nicht ausschließlich dem Gatten, wohl aber als die hoffnungsvolle Mutter eines aufblühenden Geschlechts, der Colonie angehöre. Er mußte sie pflegen, schützen und hüten wie seinen Augapfel, er durfte ihr kein hartes Wort sagen, sie noch weit weniger mißhandeln, wenn er nicht die strengsten Strafen verwirken wollte. Ihr dagegen stand frei, welche Arbeiten sie aus Fleiß, Gewissenhaftigkeit oder zum Zeitvertreibe wählen wolle. Vor dem Richter mußte der Mann immer unterliegen, und der Gattin wurde stets mehr als selbst zwei oder drei männlichen Zeugen geglaubt. Für die Gattin lag nicht die geringste Strafe darauf, wenn es ihr einmal einfiel, ihren Eheherrn mit thätlicher Züchtigung zu belegen; wobei ihm selbst nicht einmal Nothwehr, höchstens Flucht erlaubt war. Ueberhaupt war jedes männliche Geschöpf in ihrem Hause ihr Sclav und Unterthan, den sie beliebig schlagen oder entfernen konnte.
Ob sich nun gleich in spätern Jahren das Zahlverhältniß der Frauen zu dem der Männer günstiger herstellte, so daß man jetzt im Durchschnitt daselbst 97 Frauen auf 100 Männer, in großen Städten sogar schon 109 Frauen auf 100 Männer zählt, so sind dennoch die schützenden Gesetze hinsichtlich ihrer durchaus nicht geändert worden. Doch zur Ehre der amerikanischen Frauen und ihres ganzen Geschlechts muß ich sagen, daß sie diese Gesetze nicht, oder nur höchst selten mißbrauchen. Der brave Mann kann fast überall darauf rechnen, von seiner Gattin mit Ehrfurcht, Liebe und Güte behandelt zu werden. Eine harte Arbeit übernimmt zwar die Gattin auch des armen Amerikaners selten oder nie; sie bekümmert sich sehr wenig um das Finanzwesen des Hauses, ja sie überläßt sogar dem Eheherrn die Einkäufe und das Herbeischaffen der Lebensmittel; aber dagegen sorgt sie mit Emsigkeit für die höchste Reinlichkeit in ihrem Hauswesen, ist die liebevollste Trösterin ihres Gatten bei Unglück, seine zärtlichste Pflegerin in Krankheiten, und die liebevollste Mutter ihrer Kinder. Untreue von Seiten des Weibes ist fast unerhört, unglückliche Ehen sind sehr seltene Ausnahmen. Und wenn auch die Gattin, die ihren Gatten unverdient unwürdig behandelt, dies an ihm und vor dem Richter ungeahndet thun darf; so findet sie doch die gerechte Strafe in der Geringschätzung und Verachtung ihres eignen Geschlechts. Beispiele von guten Frauen und von glücklichen Ehen wären zu Tausenden von dort aus aufzustellen; aber was läßt sich viel davon sagen. Eine gute glückselige Ehe fließt ja in heiterer Stille dahin, die Stimme des häuslichen Glücks ist viel zu leise, um in dem Geräusch der Außenwelt dem Haufen bemerkbar zu werden. Denn das stille Walten der edeln Hausfrau verbreitet nur Wohlseyn in ihrem häuslichen Kreise, reicht nur wenig über die Schwelle, wo ihr Sitz aufgeschlagen ist. Viel leichter lassen sich Beispiele vom Gegentheile aufstellen, und die hier folgenden sind Belege, was die amerikanischen Frauen thun dürfen, ja wozu sie berechtiget sind, obgleich die Besseren dieses Rechts freiwillig sich begeben.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Auswanderer nach Amerika, Teil 2