Chronik der Stadt Barth - 02. Einwanderung der Deutschen
Geschichte und Geschichten der Stadt Barth
Autor: Oom, Friedrich (1793-1849) deutscher Jurist, Bürgermeister und Lokalhistoriker der Stadt Barth in Vorpommern., Erscheinungsjahr: 1851
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Barth, Chronik, Historie, Schweden, Dänemark, Mittelalter, Heinrich der Löwe
Obgleich die Wenden hier ihre eignen, eingeborenen Fürsten hatten, so sahen die benachbarten Deutschen, ehe sie die Wenden einmal völlig unterjocht hatten, Pommern und Rügen doch als einen Teil des deutschen Reiches an, und bekriegten die Eingebornen teils um das deutsche Recht wider sie geltend zu machen und sie tatsächlich dem Reiche einzuverleiben, teils auch, getrieben von der Geistlichkeit, sie zum Christentum völlig zu bekehren. Die einheimischen Fürsten, da sie unter sich uneinig und schwach waren, konnten wenig Widerstand leisten, sahen auch, dass die Deutschen den Wenden sehr an Bildung überlegen waren, und nahmen teils gezwungen, teils auch aus Klugheit die deutsche Oberherrschaft an, wobei ihre wendischen Untertanen beinahe rechtlos und als Leibeigene behandelt, die Einwanderungen deutscher Ansiedler aber begünstigt wurden.
Heinrich der Löwe, ein Beherrscher der Sachsen, machte sein vermeintliches Anrecht auf Barth mit Waffengewalt geltend, und er war es, der 1170 die Burg Barth mit ihren Ländereien, die Tribedne hießen, und das Land Pütte — terra pitina — dem Sprengel des schwerinischen Bischofes beilegte. Diese Dotation bestätigte Pabst Alexander 1177. Nun hatten also die Deutschen einen Vorwand, sich hier anzusiedeln, zum Nachteil der Wenden. Auch aus unfern Stadturkunden ersieht man Bedrückungen der Wenden. Es war verboten, mehrere Wenden, als bereits vorhanden waren, sesshaft zu machen. Die Wenden durften keinen Ackerbau, sondern nur Viehzucht treiben. Bei Anlegung der Stadt Damgarten scheinen die dort wohnenden Wenden geradezu vertrieben zu sein. So erklärt sich, dass sich die unterdrückte wendische Bevölkerung minderte und allmählich ganz verlor.
Unsere deutschen Vorfahren siedelten sich aber als freie Leute in den hiesigen wendischen, aber zum deutschen Reiche gerechneten Gegenden, nach deutschem Rechte, teils mit, teils wider den Willen der schwachen wendischen Landesfürsten an, wurden dadurch die Begründer der Städte und belebten den Handel und die Gewerbe nach alter deutscher Weise, so auch den Ackerbau. Dass sie nicht bloß in die Städte zogen, oder allenthalben, wo sie sesshaft wurden, nicht Städte gründeten, lässt sich annehmen. In dem wendischen Dorfe Zarnkewitz finden wir schon in sehr früher Zeit Bewohner mit deutschen Namen: sie hießen: Ludolph, Boydeke, Diedrich der kleine, Friedrich Steding und Willen. Die Begründer der Stadt Barth aber bauten sich neben dem wendischen Dorfe Wyck an; also ganz nahe an der fürstlichen Burg, und daher wohl nur mit Bewilligung des Fürsten. Die Einwanderungen hierher scheinen aus der Gegend von Braunschweig und Lüneburg, wo die Stadt Bardewyck von Heinrich dem Löwen zerstört war, gekommen zu sein.
Wann die ersten Einwanderer hierher gekommen, lässt sich nicht angeben. Es scheint aber, dass der Fürst sich mit den hart an seiner Burg und neben seinen wendischen Leibeigenen angesiedelten freien Deutschen nicht recht lange gut vertragen habe, dass es zum Streit gekommen, und dass sogar der Fürst den Kürzeren gezogen habe, und dass dieser Streit die erste Veranlassung zur Anerkennung der städtischen Gerechtsame der Deutschen abseiten des Fürsten gewesen ist.
Heinrich der Löwe, ein Beherrscher der Sachsen, machte sein vermeintliches Anrecht auf Barth mit Waffengewalt geltend, und er war es, der 1170 die Burg Barth mit ihren Ländereien, die Tribedne hießen, und das Land Pütte — terra pitina — dem Sprengel des schwerinischen Bischofes beilegte. Diese Dotation bestätigte Pabst Alexander 1177. Nun hatten also die Deutschen einen Vorwand, sich hier anzusiedeln, zum Nachteil der Wenden. Auch aus unfern Stadturkunden ersieht man Bedrückungen der Wenden. Es war verboten, mehrere Wenden, als bereits vorhanden waren, sesshaft zu machen. Die Wenden durften keinen Ackerbau, sondern nur Viehzucht treiben. Bei Anlegung der Stadt Damgarten scheinen die dort wohnenden Wenden geradezu vertrieben zu sein. So erklärt sich, dass sich die unterdrückte wendische Bevölkerung minderte und allmählich ganz verlor.
Unsere deutschen Vorfahren siedelten sich aber als freie Leute in den hiesigen wendischen, aber zum deutschen Reiche gerechneten Gegenden, nach deutschem Rechte, teils mit, teils wider den Willen der schwachen wendischen Landesfürsten an, wurden dadurch die Begründer der Städte und belebten den Handel und die Gewerbe nach alter deutscher Weise, so auch den Ackerbau. Dass sie nicht bloß in die Städte zogen, oder allenthalben, wo sie sesshaft wurden, nicht Städte gründeten, lässt sich annehmen. In dem wendischen Dorfe Zarnkewitz finden wir schon in sehr früher Zeit Bewohner mit deutschen Namen: sie hießen: Ludolph, Boydeke, Diedrich der kleine, Friedrich Steding und Willen. Die Begründer der Stadt Barth aber bauten sich neben dem wendischen Dorfe Wyck an; also ganz nahe an der fürstlichen Burg, und daher wohl nur mit Bewilligung des Fürsten. Die Einwanderungen hierher scheinen aus der Gegend von Braunschweig und Lüneburg, wo die Stadt Bardewyck von Heinrich dem Löwen zerstört war, gekommen zu sein.
Wann die ersten Einwanderer hierher gekommen, lässt sich nicht angeben. Es scheint aber, dass der Fürst sich mit den hart an seiner Burg und neben seinen wendischen Leibeigenen angesiedelten freien Deutschen nicht recht lange gut vertragen habe, dass es zum Streit gekommen, und dass sogar der Fürst den Kürzeren gezogen habe, und dass dieser Streit die erste Veranlassung zur Anerkennung der städtischen Gerechtsame der Deutschen abseiten des Fürsten gewesen ist.