Briefe aus Mecklenburg (Mitte September 1875) 3. Doberan

Aus: Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Bally Brandenburg, Band 16
Autor: redigiert von C. Herrlich in Berlin, Erscheinungsjahr: 1875
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Doberan, Ostseebad, Heiligendamm, Kurbad, erstes deutsches Ostseebad, Badearzt Prof. Dr. Vogel
Unmittelbar am Strande, keine 50 Schritt von dem Fenster entfernt, an dem ich schreibe, erhebt sich ein Granitblock, der in Goldbuchstaben dem Besucher erzählt, dass 1793 Großherzog Friedrich Franz das erste deutsche Seebad an dieser Stelle errichtet habe.

Dieser Ruhm soll unbestritten bleiben, aber in allem Übrigen hat mir nicht leicht eine als Sehenswürdigkeit geltende Lokalität eine so arge Enttäuschung bereitet, wie dieses Seebad Doberan. Und zu diesem Ausspruche fühle ich mich gedrungen, nachdem Warnemünde hinter mir liegt. Das „Spill“ dieses letztgenannten Ortes zählt doch am Ende auch nicht zu den Örtlichkeiten, die einen verwöhnen können.

Seebad Doberan, im Gegensatz zu der eine halbe Meile landeinwärts gelegenen Stadt Doberan, liegt hart am Meer, am sogenannten „Heiligen Damm“. Mit dieser seltsamen Bildung der Natur, der, wie es scheint, von einem Spötter ihr hochtönender Name beigelegt wurde, lassen Sie mich beginnen. Bis zu meinem Eintreffen hier knüpfte ich daran die Vorstellung von etwas Großem, poetisch Gewaltigem, oder doch wenigstens von etwas auf den ersten Blick Sichtbarem. Es ist aber weder das eine noch das andere. Ich war schon ein halbes Dutzend Mal auf diesem vielgenannten Grund und Boden spazieren gegangen, als ich endlich auf meine Frage: „wo ist denn nun aber Ihr berühmter „Heiliger Damm“? die Antwort erhielt: „Dies ist er, Sie stehen auf demselben.“ Es ist ein Buchenbestandener Uferrand, zu dessen Füßen viele Kieselsteine liegen; eine andere Erklärung vermag ich auch heute noch nicht vom heiligen Damm zu geben. Ich hatte an Stubbenkammer, Steffe oder den Giants Causeway in Irland gedacht und nun dies! Möglich, ja wahrscheinlich, dass es vor 70 Jahren, die der Gründung des Bades, hier schöner war. Uralte Buchen standen auf Meilen hin und der Abhang selbst (von dem es heißt, es wäre seitdem viel fortgespült worden) präsentierte sich noch in charaktervoller Gestalt. Nur so vermögen wir uns den Ruhm dieser Stelle zu erklären. Was jetzt da ist, ist ein Nichts. Die alten mächtigen Buchen sind hin, ein Jungholz, wie man es überall sieht, ist an ihre Stelle getreten; unbedeutende, ziemlich dicht stehende Stämme; das Ganze von einem Grabenwasser durchlaufen, das eine Atmosphäre erzeugt, nicht viel besser als die von Moritzhof.

So viel über die Natur. Nun über das Bad selbst, „Bad“ im weitesten Sinne genommen. Auch in Bezug hierauf lässt sich sagen. Es war besser. In dem ersten Drittel diese Jahrhunderts herrschte hier ein Badeleben, von dem jetzt kaum noch Spuren vorhanden sind. Doberan war Reunion des Mecklenburgischen Adels, eine Art Tafelrunde, wo sich die Ritter des Landes um ihren König Arthur sammelten. Die König Arthur hieß Großherzog Friedrich Franz.

Der Kamp mit dem Herzoglichen Palais.

Der Kamp mit dem Herzoglichen Palais.

Das Stahlbad zu Doberan.

Das Stahlbad zu Doberan.

Die Kapelle in Althof.

Die Kapelle in Althof.

Der Heilige Damm und die Ostsee.

Der Heilige Damm und die Ostsee.

Das Salon- und das Badehaus in Heiligendamm.

Das Salon- und das Badehaus in Heiligendamm.

Der Neue Markt in Doberan.

Der Neue Markt in Doberan.

Die Großherzoglichen Logierhäuser in Heiligendamm.

Die Großherzoglichen Logierhäuser in Heiligendamm.

Das Sommerhaus der Alexandriene.

Das Sommerhaus der Alexandriene.

Die Kirche - Das Doberaner Münster.

Die Kirche - Das Doberaner Münster.

Das Großherzogliche Palais in Doberan.

Das Großherzogliche Palais in Doberan.

Der Kamp nach Osten.

Der Kamp nach Osten.

Das Innere der Kirche zu Doberan.

Das Innere der Kirche zu Doberan.

Blick auf den Buchenberg zu Doberan.

Blick auf den Buchenberg zu Doberan.