Beschäftigungen der Wenden
Aus: Beiträge zur Geschichte des alten, Wendischen Rostocks
Autor: Mahn, J. F. A. (?-?), Erscheinungsjahr: 1854
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg, Rostock, Stadtgeschichte, Wenden, Stadtgründung, Historische Quellen
Sobald die Wenden in den ruhigen Besitz der Gegenden an der Deutschen Ostsee gekommen waren, entwickelten sie eine außerordentliche Tätigkeit und Regsamkeit. Während die Slawen in ihren blutigen Ausrottungskriegen zuletzt teils ihren Untergang, teils ihre Knechtschaft herbeiführten, ließen die friedlichen, fleißigen Wenden sich den Anbau und die Urbarmachung der neu erworbenen Länder mit allem Eifer angelegen sein. Bei ihnen entstand sofort ein geselligeres Leben, als bei den alten Germanen; diese wohnten zerstreut in ihren Gauen, jene begannen sogleich überall Dörfer und Städte zu bauen.
************************************
************************************
Was der Germane nur trieb, um sein Leben zu fristen, Acker- und Obstbau, Viehzucht und Jagd, das nahm sich zur Lieblingsbeschäftigung der Wende. Die fruchtbaren Getreideländer an der Ostsee schufen sie schnell in zahlreich bevölkerte, blühende Staaten um; in kurzer Zeit waren Handelsverbindungen mit den Nordischen Völkern eröffnet. Darf man sich wundern, wenn Wohlstand und Reichtum die emsigen Hände belohnte? Ausgeführt wurden Getreide, Flachs und Obst, eingeführt Pelzwerk, das sie zu hohen Preisen auf den Märkten der großen Handelsstadt Bardewyk (zerstört 1189. von Heinrich d. Löwen) den Deutschen für Waffen und anderes Kriegsgerät verkauften. Mit solcher Betriebsamkeit ist es daher keine auffallende Erscheinung, dass der Wendische Kaufmann die Grenzen seines Handels immer mehr erweiterte; im 8ten Jahrhunderte durchreisen Wendische Kaufleute aus Mecklenburg und Pommern alle Teile Russlands bis ans schwarze Meer, und das mächtige Aufblühen ihres Handels beweist die zunehmende Reihe der reichen Handelsstädte längs den Gestaden des Warägischen Meeres, wie damals die Ostsee genannt wurde. Unter diesen Handelsstädten zeichneten sich vor allen Rerech oder Mikilinburg in Mecklenburg, Julin und Vineta in Pommern aus. Als jedoch i. J. 809. Mikilinburg durch die Dänen in Feuer aufloderte, sinkt der Seehandel der Mecklenburgischen Wenden gänzlich herab, für dessen Verlust sie fortan durch Seeräuberei gegen die Dänischen Inseln sich zu entschädigen suchten.
„Was sonst dieses Wendischen Volkes Sitten anlangt, so ist's ein raubisch Volk gewesen.“ Und pag. 165: „Das Rauben von den Dänen hat sich den Wenden so tief in die Natur gepflanzet, dass sie davon nicht ablassen konnten und wollten.“ — Eine solche Lebensart wirkte sehr nachteilig auf ihre Kultur ein und hatte große Verwilderung zur Folge. Sie offenbart sich vornehmlich in dem hartnäckigen Verschmähen des Christentums, sie in dem starren Festhalten an ihren rohen Religionsgebräuchen.
„Was sonst dieses Wendischen Volkes Sitten anlangt, so ist's ein raubisch Volk gewesen.“ Und pag. 165: „Das Rauben von den Dänen hat sich den Wenden so tief in die Natur gepflanzet, dass sie davon nicht ablassen konnten und wollten.“ — Eine solche Lebensart wirkte sehr nachteilig auf ihre Kultur ein und hatte große Verwilderung zur Folge. Sie offenbart sich vornehmlich in dem hartnäckigen Verschmähen des Christentums, sie in dem starren Festhalten an ihren rohen Religionsgebräuchen.