BAUTZEN. K. Sachsen Amtshauptstadt.

Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd.1, Mitteldeutschland
Autor: Dehio, Georg (1850-1932), Erscheinungsjahr: 1914
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BAUTZEN. K. Sachsen Amtshauptstadt.

Dom S. Peter. Älteste Pfarr-K. der Stadt. Von den Bauten der Meißener Bischöfe Eiko (992-1015) und Benap (1066 bis 1106) hat sich nichts erhalten. Lebhafte Bautätigkeit 1293 bis 1303 und dann wieder in 2. H. 15. Jh.; Vollendung 1497. Erhebliche Ausbesserungen nach Bränden 1634 und 1813. Im 16. Jh. wurde die K. in der Weise geteilt, daß das Lhs. den Protestanten eingeräumt wurde, der Chor den Katholiken verblieb. — a) Westbau. Ältester Teil das vorspringende Mittelstück. Ein starker Einzelturm war beabsichtigt, wurde aber nur bis zum Zickzackfries des Erdgeschosses ausgeführt. Spitzbg. Portal mit schlichtem Wimperg, am Gewände je 1 Sl. zwischen gekehlten Profilen, E. 13. Jh. Bald darauf Übergang zu 2türmigem Projekt. Ausgeführt der STurm, nach Brand 1441 erneuert; Krönung mit 2 Achteckgeschossen; der Bar. Helm in vortrefflichem Umriß 1664 von Martin Pötzsch. Die Mitte und der rechte Flügel der Fassade blieb unvollendet, ein Giebel mit bar. Zierat schließt sie ab. b) Langhaus. 3sch. Hallenkirche von 8 Jochen, Schluß 3seitig mit 5seitigem Umgang. Zwischen dem 3. und 4. Joch starke Knickung der Fluchtlinie nach S. Formencharakter des 15. Jh., wenn auch Teile der NWand älter sind. Schlanke kämpferlose 8 Eck-Pfll., Netzgwb. 1456-63 wurde nach S ein viertes Schiff angefügt; es ist durch große 6teilige, besonders prächtige Fenster ausgezeichnet. Das kolossale Satteldach ist allen 4 Schiffen gemeinsam; seine Firsthöhe 39 m, während die Gwb.Scheitel nur 16m haben. Ganze innere L. 60 m. Material in den älteren wie in den jüngeren Teilen Granit. — Ausstattung des protestantischen Teils. Landständische Empore unter der Orgel, nach 1636. Fürstenloge 1673. Altar 1644, 2geschossig mit je einem großen Reliefbild. [pg 45] Kanzel 1817. Orgel 1642, wiederholt umgebaut. — Ausstattung des katholischen Teils. Vieles in neuerer Zeit beseitigt, z.T. im Domstift untergebracht. Hochaltar bar. Säulenbau aus Marmor 1722 von Fossati. [Die Statuen zweier Kirchenväter von Permoser, zu seinen besten Arbeiten gehörend, jetzt im Domstift. Ebenda Gemälde von Pellegrini.] Am neuen Altar der NSeite lebensgroßes Kruzifix von Permoser. Chorgestühl A. 18. Jh., reich geschnitzt, im Aufbau unbedeutend. Reizvoller Rok.-Altar in der Sakristei. — Domschatz. Tragaltäre 1398 und 1450. Prachtvolles Pazifikale um 1530. Reliquiarium um 1500. Eine Reihe sehr schöner spgot. Kelche. Silberne Statuetten des hl. Petrus und Bartolomäus, hervorragend. Bischofsstäbe. — Bildnisgrabsteine des 16. und 17. Jh. in großer Zahl. Hölzerne Wandepitaphe.

Liebfrauen-K. 1sch. Bau des 15. Jh., im 17. und 19. Jh. völlig umgestaltet.

Nikolai-K. Kleine symmetrisch 2sch. Hallenkirche des 15. Jh. Seit dem Stadtbrande 1634 Ruine. — Auf dem Kirchhof Denkmäler des 18. Jh.

Michaelis-K. Kleine 3sch. Hallenkirche um 1430.

Mönchs-K. (Franziskaner). Beg. um 1300 als Bruchsteinbau. Um 1400 in Backstein gegen O erweitert. Ruine.

Täufer-K. Ursp. vor der Stadt. Klein, unbedeutend, oft verändert. — Ausgedehnter Kirchhof mit sehr zahlreichen und z. T. aufwändigen Denkmälern des 17. und 18. Jh.

Ortenburg. Als Grenzburg angelegt um 1000. Von Grund aus neu gebaut 1483-86 im Auftrage des Königs Matthias von Ungarn. Im 30j. Kriege stark beschädigt, im 19. Jh. z.T. umgebaut. — Die aus mehreren Gebäuden bestehende Anlage folgt dem Umriß der Felsplatte. Der Hauptbau spgot. Durchgreifende Rest. 2. H. 17. Jh. durch Ezechiel Eckhardt. Mächtiges Dach mit 3 wohlgegliederten großen Zwerchhäusern. Audienzsaal mit ausgedehnter, sehr reicher Stuckdecke von 1662; das Figürliche überwiegt; 8 Felder mit Darstellungen aus der Fürstengeschichte von Böhmen, Österreich, Schlesien und Sachsen; im Rahmenwerk Putten und Karyatiden. — Der bedeutendste Baurest der got. Periode der Schloßturm; unten Torfahrt; darüber 3teilige Ädikula, bez. 1486, in der Mittelnische König Matthias Corvinus thronend, von Engeln gekrönt, als Fußschemel ein Löwe; die Wappen der Seitenfelder zerstört; im ersten Obergeschoß Wachtstube; im zweiten Kapelle mit zierlicher, sehr bmkw. Innenarchitektur.

Domstift. Neubau 1507, E. 17. Jh. fast ganz umgebaut, Hauptportal 1753.
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Rathaus wesentlich A. 18. Jh., aus dieser Zeit auch der durch feinbewegten Umriß ausgezeichnete Bar.Helm des im Mauerwerk spgot. 8 Eck-Turmes. Die Sandsteinstatue des sog. Ritters Deutschmann krönte ursp. einen Brunnen; 1576 von Chr. Wolter in Dresden. Treppenhaus der NSeite 1729. Prächtige Tür des Ratssaales 1664. Reihe von Bildnissen. [Der Ratsschatz jetzt im Museum.]

Gewandhaus. Unter den Neubauten von 1882 der spgot. Ratskeller; das Sterngwb. ruht auf einem einzigen granitenen Mittelpf.

Schießhaus. Oft umgebaut, zuletzt 1767. Bmkw. Schatz und Scheibenbilder. — Von der einst sehr starken Stadtbefestigung hat sich ein beträchtlicher Teil der inneren Türme erhalten. Ferner: der Lauenturm 1400, Laternenhelm 1732; der Reichenturm, schlanker spgot. Rundbau mit steinerner Bar.Krönung 1717; an der Mauer das Denkmal für Kaiser Rudolf II. von Martin Michael 1577, im 19. Jh. stark übergangen. Der Wendische Turm, gleichfalls rund, mit interessantem Helmstübchen. Der Schülerturm mit spgot. Kreuzigungsrelief. Die Gerberbastei, ein Rundturm mit 3,5 m starken Mauern, erb. 1503. Nikolaiturm 1521, mit Stadtwappen. Technisch interessant und von imponierender Silhouette die »alte Wasserkunst«, erb. nach 1558 von Wenzel Röhrscheidt. Die »neue Wasserkunst« 1600.

Wohnhäuser. Sie lassen Bautzen wesentlich als eine Stadt des Barockstils erscheinen. Die älteren Bauten sind durchweg so umgestaltet, daß sie sich nur aus wenigen Resten erkennen lassen, a) Zwischen 1634 (Stadtbrand) und 1709. Reichenstr. 12, an der Fassade über und zwischen den Fenstern Stuckdekoration in schweren Blumengehängen, um 1720 hinzugefügt. Burgplatz no 6 um 1680. Burglehn no 7 a. 1699. — b) Zwischen 1709 und 1720. Reichenstr. no 14, Innere Lauenstr. no 6, beide mit Fassadenschmuck in Stuck, Fleischmarkt no 8 Hof und Innenräume zu beachten. — c) Zwischen 1720 und 1740. Wendische Str. no 8, stattliche Pilasterfassade. Heringsgasse no 1, Eckhaus, im Innern Stuckdecken. Hauptmarkt no 8. Reichenstr. no 5. — d) Zwischen 1740 und 1780. Reichenstr. no 24, Töpferstr. 34.

Stadtmuseum am Kornmarkt.