BANZ. OFranken BA Staffelstein.

Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd.1, Mitteldeutschland
Autor: Dehio, Georg (1850-1932), Erscheinungsjahr: 1914
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BANZ. OFranken BA Staffelstein.

Benediktiner-Klst. (jetzt Schloß). Die Kirche 1710-18 wahrscheinlich von Joh. Dientzenhofer. — Das typische Schema der Barockkirche — Langschiff mit Seitenkapellen und Emporen und eingezogenem Chor — ist nur im allgemeinsten beibehalten, in der Einzelausbildung unterliegt sie einer Umbildung, die an die extremsten italienischen Barockmeister, wie Borromini und Guarini, sie überbietend, erinnert. Die gerade Linie ist im Grundriß völlig aufgegeben, die Pilaster stehen deshalb schräg und die Gewölbegurten folgen ihrer Richtung. Die große Pfeilermasse, die das Sch. in zwei Querräume zerlegt, setzt sich aus den Segmenten größerer und kleinerer Ellipsen, die im Grundriß der Gewölbegurten wieder aufgenommen werden, zusammen. Wieder andere Ellipsen bestimmen den Gr. der je 2 Seitenkapp. und der über diesen angelegten Emporen. Für das Auge unmittelbar faßbar ist der geometrische Einteilungsgrund nicht und soll es auch nicht sein. Nur um Einheit im malerischen Sinne handelt es sich, und auch nur für einen einzigen Standpunkt, beim Eintritt in die Kirche, ordnen sich die Linien vollkommen zu dem erstrebten Bilde; hier aber ist es in hohem Grade harmonisch und großartig, in der Wirkung noch erhöht durch die raffinierte Kunst der Lichtführung. Es bleiben nämlich dem Beschauer die Fensteröffnungen, immer den genannten maßgebenden Standpunkt vorausgesetzt, unsichtbar, vergleichbar den Lampen einer Theaterdekoration, an die man überhaupt durch die ganze Anlage erinnert wird. Zum Schluß trennt eine durchsichtige Säulenstellung den Altarraum von dem dahinterliegenden langgestreckten Mönchschor; der geheimnisvolle Durchblick ist wieder ein ganz malerischer und als solcher vorzüglich durchgeführter Gedanke. Alles eigentliche Detail ist aber gleichgültig, ja roh behandelt und kommt auch neben den starken Effekten der ganz in Gold gesetzten Altäre und farbenkräftigen Deckenfresken kaum in Betracht. — Die Außenarchitektur kann an den, zum Glück wenig sichtbaren, Langseiten nur abstoßend heißen; sie hat die Kosten der oben gerühmten Innenbeleuchtung zu zahlen; recht tüchtig dagegen die zweitürmige Fassade, zumal in der Fernwirkung.

Klostergebäude. Zum Teil älter als die K., zum Teil jünger. Der kolossale, 27 Achsen in der Front und mehrere Lichthöfe umfassende Hauptbau, 1698-1704 von Joh. Dientzenhofers älterem Bruder Leonhard. Der Mittelbau der Fassade jünger. Die Verwaltungs- und Wirtschaftsräume, auf einer tieferen Stufe des stark abfallenden Geländes, 1752 ff. nach Angaben von Balth. Neumann. Die Kunstformen durchweg einfach; [pg 43] das gediegene Quadermaterial und die glückliche Ausnutzung der Terrainbewegung wirken doch zu einem bedeutenden Gesamteindruck zusammen.