Azakia

,,Edel, wie Quabi, treu, wie Azakia, liebend, wie Cölario.“
Autor: Morgenblatt für gebildete Stände, Erscheinungsjahr: 1808
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Kanada, Kanadier, Kanadierinnen, Indianer, Huronen, Irokesen
Aus: Morgenblatt für gebildete Stände. Zweiter Jahrgang. Juli 1808. Im Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung in Tübingen.
Die alten Bewohner von Kanada waren das, was man gewöhnlich Wilde nennt. Die ersten Franzosen, welche dieselben zivilisieren wollten, wurden niedergemetzelt. Nur durch den Kunstgriff, dass man ihnen neue Bedürfnisse schuf, gelang es, ihnen das Joch der Zivilisation erträglich zu machen. Branntwein und Tabak taten in dieser Hinsicht mehr, als die Waffen und die Missionare je bewirkt hatten. Die Kanadier, durch diese Scheinwohltaten besiegt, verloren bald ihre natürliche Wildheit, und die Europäer konnten jetzt mir Sicherheit ihre Wälder besuchen.

Die Kanadierinnen sind reizend, und ihre Schönheit verdankt der Kunst nichts; ihr Charakter ist sanft, ihre Laune heiter, ihr Betragen anziehend, und besonders ihr Hang zur Liebe mächtig. Die Sitte dieses Landes erlaubt den jungen Mädchen, sich dieser Leidenschaft ohne Bedenken und ohne Scheu zu überlassen; nicht so den Ehefrauen, welche ganz und einzig ihren Männern angehören, und, was sehr bemerkenswert ist, niemals diese heilige Pflicht verletzen.

Eine jener Heldinnen, unter den Huronen geboren, lustwandelte eines Tages im benachbarten Walde und wurde von einem französischen Soldaten überrascht, der, ohne sich darum zu kümmern, ob sie Mädchen oder Frau sei, nicht sehr aufgelegt schien, die ehelichen Rechte eines Wilden in Ehren zu halten. Auf das Geschrei der jungen sich verteidigenden Frau eilte der Baron von Castainville herbei, ein Offizier der Truppen auf Kanada. Es gelang ihm mit leichter Mühe, den Soldaten zu entfernen. Die junge Wilde, die ihm Hilfe in der Not verdankte, war mit unwiderstehlichen Reizen begabt. Er entschuldigte bald jenes Vergehen in seinem Herzen, und geriet schon in Versuchung, den Lohn des ihr geleisteten Dienstes zu ernten. Er betrug sich feiner und höflicher, als sein Gemeiner, konnte jedoch seinen Zweck eben so wenig erreichen. „Mein Geliebter steht allezeit vor meinen Augen und verdunkelt dich,“ sagte die Frau des Huronen. Dieser huronische und keinesweges Unbildung verratende Spruch hält die kanadischen Eheweiber in den Schranken der Pflicht. Es war kein eitles Wortgepränge, sondern entscheidendes Abweisen. Castainville kannte die Sprache und Sitten der Huronen zu gut, als dass er länger Hoffnung geschöpft hätte, und kam allmählich zu der Großmut zurück, die ihn zuvor angespornt hatte. Er geleitete die schöne Wilde bis in ihre Wohnung, und erhielt alle Beweise von Dankbarkeit, nur diejenigen nicht, nach welchen er sich am meisten sehnte.

Einige Zeit nachher musste sich Castainville schlagen, und tötete seinen Gegner, einen Enkel des Gouverneurs der Kolonie. Dem armen Castainville blieb nur die Flucht übrig, um der Gewalt dieses rachsüchtigen und unversöhnlichen Mannes zu entrinnen. Allgemein wurde vermutet, er sei zu den Engländern in New-York geflohen; allein er hatte, bei der vollen Überzeugung, in seinem Missgeschicke ein weit sichereres Asyl bei den Huronen zu finden, diese vorgezogen. Das Verlangen, die schöne Azakia (so hieß die Wilde, deren Schild und Hort er war) endlich wiederzusehen, lenkte seinen Schritt. Azakia erkannte sogleich ihren Befreier. Nichts glich ihrem Entzügen. Quabi, ihr Garte, welchem sie ihr Abenteuer offenherzig erzählte, ohne zu verschweigen, wie männlich sie den Anmutungen Castainvilles widerstehen musste, empfing ihn wohlwollend, ließ über die Triebfeder seiner Flucht sich Auskunft geben, und rief: „Gelobt sei der große Geist, der dich in meine Wohnung führte! Gib keiner Sorge Raum! Dieser Leib (er legte seine Hand auf seine Brust) soll dir zum Schilde dienen, und diese Streitaxt deinen Feind, wer er auch sei, in die Flucht schlagen oder töten. Meine Hütte ist zugleich die deine. Hier wirst du von jenem leuchtenden Taggestirne diese dunkeln Wälder erhellt und verlassen sehn, ohne ein Bedürfnis zu vermissen, oder irgend ein Übel zu fürchten.“

Castainville bezeugte ihm sein Verlangen, gänzlich zu leben wie sie, ihre Arbeiten und Kriegsgefahren zu teilen, sich in ihre Sitten und Gebrauche zu fügen, mit einem Worte, ein Hurone zu werden. Sein Vorsatz entzückte Quabi. Er war das Oberhaupt dieses Volkes; eine Würde, die er durch seinen Mut und seine Verdienste sich errungen halte. Er bot Castainville eine der Unterfeldherrnstellen an; dieser wollte aber nur den Titel und Rang eines Mitstreiters annehmen.

Die Huronen lebten damals im Kriege mit den Irokesen. Castainville machte den Feldzug mit, kämpfte als ein wahrer Hurone, und wurde gefährlich verwundet. Man trug ihn auf einer Art von Sänfte in Quabis Wohnung. Bei seinem Anblicke schien Azakia vom Schmerz überwältigt; doch, ohne sich in fruchtlose Klagen zu ergießen, verschwendete sie alle Sorgfalt, deren ein zartempfindendes Herz fähig ist, bei dem Kranken. Viele Sklaven standen ihr zu Gebot, aber sie vertraute nur sich, um alles zu bereiten, was ihrem Befreier Linderung schaffen konnte. Ihre Tätigkeit kam ihrer Besorgnis gleich.

Diese Aufmerksamkeiten belebten Castainvilles Hoffnungen wieder, und seine Liebe wuchs mit seinen Kräften; dennoch hielten ihn Quabis freundschaftliche Hilfeleistungen immer zurück. Konnte er solcher Großmut mir solchem Undanke lohnen? Der gute Quabi ist ein Wilder, sagte er sich zuweilen; vielleicht weniger empfindlich, als die Männer in Europa. Dieser falsche Vorwand machte ihn verwegen. Neue Angriffe, neues standhaftes Weigern... „Halt ein, Cólario! (dies war sein neuer huronischer Name) halt ein! Die Kornähre, die ich mit Quabi teilte, ist noch nicht in Asche verwandelt. Er besitzt die eine Hälfte, ich die andre. So lange sie besteht, bin ich sein, und kann dir nicht angehören.“ Diese mit feierlichem Ernste gesprochenen Worte bestürzten Castainville. Er verstummte, blickte den Abgott seiner Seele wehmütig an, und eilte der Einsamkeit des Waldes zu. Spät, schweigend, düster kam er zurück.

Er wagte es nicht mehr, seine Liebe vorblicken zu lassen, und sank in fürchterliche Melancholie. Azakia fühlte sein Leiden rief. „Was kann ich zu deinem Besten tun?“ sagte sie. Um deine Gefährtin zu werden, müsst' ich ja aufhören, Quabis Weib zu sein und Quabi zu verlassen ist mir unmöglich. Ihn ergriffe dann eine tödliche Schwermut, gleich der deinen. Antworte mir, hätte er das verdient?“ — Nein, o nein! rief Cölario. Quabi verdient mir vorgezogen zu werden; aber ich, ich muss diesem Aufenthalt entsagen. Nur wenn ich dein Antlitz nicht mehr sehe, Azakia, du Liebliche, nur dann kann ich aufhören, undankbar gegen Quabi zu sein.

Bei diesen Worten erstarrte Azakia vor Schrecken. Ein Tränenstrom, den sie weder bergen konnte noch wollte, rann die erbleichten Wangen hinab. „Undankbarer Cölario!“ rief sie zitternd, schluchzend, und drückte seine Hände in den ihrigen. „Ja, undankbar! Du willst die verlassen, welchen du lieber bist, als jenes leuchtende Taggestirn? Was taten wir unserm Cölario zu Leide, dass er uns so betrüben will? Was mangelt dir noch, das in unsrer Macht stände dir zu geben? Siehst du mich nicht immer an deiner Seite, wie eine Sklavin, die auf den Augenwink ihres Gebieters harrt? Willst du Böser, dass Azakia vor Schmerz sterben soll? Du kannst sie nicht verlassen, ohne ihre Seele mitzunehmen. Ihre Seele gehört Dir, wie ihr Leib dem Quabi. Castainville stand im Begriffe zu reden, als Quadis plötzliche Wiederkehr ihm Schweigen auferlegte. Doch Azakia weinte fort, der Anblick ihres Gatten bestürzte sie nicht. „Mein Freund!“ sagte sie zu ihm, „du siehst Cölario, du kannst mit ihm reden, ihn hören; aber bald ist er uns entflohen, um andre Freunde zu suchen!“ — „Andre Freunde?“ rief Quabi, beinahe eben so betroffen, als Azakia. „Nun? Wer entreißt dich denn unsern Armen, lieber Cölario? Liegt dir irgend ein Verlust am Herzen? Bist du vielleicht beleidigt worden? Ha, von wem? Du kennst meine Macht; ich schwöre dir Rache, beim großen Geiste! blutige Rache.“ — Diese Fragen erhöhten nur Castainvilles Verlegenheit; er hatte nicht Ursache zu klagen, Quabi durfte den wahren Beweggrund seines Leidens niemals erfahren. Er schützte mancherlei vor, das bestritten wurde, musste sein Unrecht eingestehen, und — blieb.

„Lass uns ein anderes Gespräch beginnen,“ sagte Quabi. „Heute geb' ich meinen Kriegern das gewöhnliche Fest, und morgen führ' ich sie gegen die Irokesen an. Nimm Teil an unsern Vergnügungen, mein bester Cölario!“ — „Auch an euren Gefahren will ich Teil nehmen, erwiderte Castainville mit Lebhaftigkeit, ich will euer Kriegsgenosse bei diesem Zuge sein“. — „Ach nein, deine Kräfte würden dich täuschen“, antwortete das Oberhaupt der Huronen. „Wir kennen deinen Heldenmut. Genese vorerst ganz! Sei für meine Wohnung besorgt, ich vertraue sie deiner Obhut. — Castainville konnte nicht zur Widerrede kommen. Schon nahten sich die Unterfeldherrn, das Fest nahm seinen Anfang, und des andern Tages um die frühste Morgendämmerung zogen die Scharen fort. Nur Cölario blieb zurück, Azakias Liebreizen gegenüber, mehr als jemals von süßen Gefahren bedroht.

Der schönen Wilden war ihr Befreier so wert, so lieb! Sie dachte und vollbrachte einen seltenen Entschluss. Sie wollte Castainville mit dem, was sie ihm versagte, anderwärts beglücken. Sie führte ihm selbst eine Nebenbuhlerin von achtzehn Jahren zu, schön und verständig wie sie. Zizena, so hieß die junge Wilde, durfte, nach der angeführten Gewohnheit der Wilden im nördlichen Amerika, sich zwanglos den Freuden der Liebe weih'n. Castainville, durch Azakias Zuspruch aufgemuntert, spann ein Gespräch mit dem holden Mädchen an, wurde bald traulicher, kühner, und überzeugte sich in wenigen Tagen, dass sie nicht so grausam sein würde, als seine Freundin. Nichts aber konnte seine Zärtlichkeit für Azakia mindern. Ein Ereignis, welches ihre Vereinigung zu begünstigen schien, hätte sie beinahe getrennt auf immer.

Das Huronenheer wurde geschlagen, und Quabi fiel in die Hände der Irokesen. Diese Botschaft erfüllte Castainville mit Trauer und Schmerz. Er vergaß seiner Leidenschaft. Nur der Verlust seines großmütigen Freundes, nur Azakias Kummer beschäftigten seinen Geist.

Ein abergläubischer, seit undenkbaren Zeiten von diesen Völkern heilig beobachteter Gebrauch will, dass, wenn eine Witwe ihren Gatten vierzig Tage nach seinem Tode in zwei Träumen sieht und spricht, dies einen Ruf des Abgeschiedenen andeute, ihm nachzufolgen in die Wohnungen der Seelen, und dass keine Macht der Erde sie dann von dieser Wiedervereinigung lossprechen könne. Azakia war fest entschlossen, ihr Leben aufzuopfern, wenn in zwei Träumen der wiederholte Ruf an sie erginge. Sie weinte von Herzen um Quabi, und zog die Ehre, sich der altherkömmlichen Sitte der Huronen zu fügen, ihrer Anhänglichkeit an Castainville vor. Des Stilleliebenden, Stillehoffenden Unruhe lässt sich unmöglich beschreiben. Jede Nacht glaubt' er sie verloren, eine Beute jener unseligen Traumgesichte; er nahte jeden Morgen ihr zitternd. Endlich überraschte er Azakia über der Zubereitung eines tödlichen Trankes. „Du siehst, mein lieber Cölario,“ sagte sie freundlich, „du siehst, daß ich zur langen Reise mich anschicke, welche mir Quadi gebeut.“ — „O Himmel!“ lief Castainville, „wie? lügnerischen Traumen kannst du Glauben beimessen?“ — „Nicht weiter, Cölario! Du irrst. Quabi erschien mir in der letzten Nacht, ergriff meine Rechte, und gebot mir ihm zu folgen. Nur das Gewicht meines Leibes hinderte mich; es ist Zeit ihn abzuschütteln. Quadi schwebte traurig von dannen, ich rief ihn zurück; statt aller Antwort streckte er sehnsüchtig seine Arme mir entgegen, und verschwand. Ich muss ihm gehorchen, ich beklage dein Schicksal, mein lieber Cölario, aber ich muss Folge leisten der Stimme meines Quabi, die mich hinaufruft in die Wohnungen der Seelen. ...

Diese Rede war ein Donnerschlag für Castainville. Umsonst beeiferte sich der Beklomm'ne, sie durch die stärksten überredendsten Gründe von ihrem Vorhaben abwendig zu machen. Sie weinte mit ihm, bestand aber hartnäckig darauf, zu sterben. Das Einzige, was er noch durch dringendes Bitten zu erhalten vermochte, war, dass sie wenigstens die Gewissheit vom Tode ihres Quabi erst abwarten wollte. Castainville beschloss, so bald als möglich hierüber die bestimmteste Kundschaft einzuziehen.

Die Irokesen töten gewöhnlich ihre Kriegsgefangener, sogleich, oder gebrauchen sie zu den schwersten uns niedrigsten Sklavendiensten. Azakia wusste, dass Quabi den Scheiterhaufen der Knechtschaft vorgezogen haben werde.

Castainville entflammte den Mut der Huronen aufs neue, schlug ihnen einen zweiten Angriff vor, und wurde zu ihrem Feldherrn auserkohren. Alle kannten und ehrten des angesiedelten Fremdlings hohen Geist und wunderbaren Heroismus. Er zog mit seinen Waffenbrüdern aus, aber nicht ohne zuvor von Azakia die heilige Zusicherung empfangen zuhaben, dass, wie todweissagend und auffordernd auch ihre Träume sein möchten, sie Castainvilles Zurückkunft geduldig erharren wolle. Seinen listigen Angriffs-Plan krönte der glänzendste Erfolg. Die Irokesen, welche nach der Niederlage der Huronen einen so frühen und mächtigen Überfall für ganz unmöglich hielten, wurden geschlagen, zur Flucht genötigt, und bis in ihre Hauptumschanzung verfolgt. Nun brach die wilde Unbändigkeit und blutdürstige Raserei fürchterlich los. Castainville vermochte dem Blutvergießen kaum Einhalt zu tun. Er fürchtete, dass Quabi, wenn er anders noch lebe, selbst ein Opfer der wütenden Sieger werden könnte, die keines Sklaven, ja selbst der Weiber und Kinder nicht schonten. Von dieser Besorgnis umhergetrieben, widersetzte er sich überall ihren Grausamkeiten. Bald erblickte er auf einem Hügel einen Gefangenen an einen Pfahl gebunden, und brennbare Stoffe rings um ihn künstlich aufgeschichtet, um ihn den langsammarternden Flammentod sterben zu lassen. Castainville erkannte mit Schmerz und Wonne in diesem bereiteten Schlachtopfer seinen Freund, zerriss seine Bande, umschlang ihn mit Bruderherzlichkeit, und brachte ihn frohlockend zum Heere.

Quabi hatte den Verlust seines Lebens dem Verluste der Freiheit vorgezogen. Als er von seinen Wunden kaum genesen war, sicherte der Irokenfürst ihm unter der Bedingung stäter Sklaverei das Leben zu. „Ich will sterben,“ antwortete Quabi. Schon erwarteten die Fackelträger den Wink, anzuzünden; da erscholl Kriegsgeschrei. Nur einen Augenblick später, und Castainville konnte seinen großmütigen Freund nicht mehr retten.

Nachdem ein Teil der Irokesen zerstreut, und ein größerer gefangen war, zogen die Huronen in ihre Heimat. Castainville bat vergebens, Quabi möchte die Oberbefehlshaberstelle wieder bekleiden. Unterweges erzählte ihm Cölario von Azakias Entschließung, und von seiner ängstlichen Mühe, sie nur zu bewegen, dass sie ihren freiwilligen Tod so lange noch verschöbe, bis er zurückkäme. Die Lebendigkeit, das Zarte und Glühende in seiner Erzählung erinnerten Quabi an die früheren Szenen zwischen Azakia und dem teuren Jüngling. Sein Plan war entworfen, aber er ließ Cölario nichts ahnen.

Azakia, durch einen zweiten Traum in ihrem Wahne bestärkt, sah Cölarios Wiederkehr für das Signal ihres Todes an; doch ihre Grabgedanken wandelten sich in namenlose Freude, als ihr Quabi, dem sie nacheilen wollte in die Wohnungen der Seelen, nun lebend in ihre Arme flog. Regungslos, entgeistert stand sie im ersten Augenblicke da. Nicht lange, so gewann sie ihr Bewusstsein wieder, und Ihre Liebkosungen, ihre Tränen, ihr Dank zurufen an den großen Geist bürgten für ihr Entzücken. Selbst Cölario konnte seine Rührung über die treue Anhänglichkeit des holden Wesens nicht verbergen. Endlich trat eine ruhige Stimmung ein, und jetzt sprach Quabi: „Cölario, du hast mir das Leben gerettet; zweimal hast du meine liebe Azakia mir erhalten. Sie gehört in Wahrheit mehr dir an, als mir; ich selbst gehöre dir an. Wenn Azakia unsre gemeinschaftliche Schuld dir abzutragen vermag, so nimm sie hin! Aus Dankbarkeit geb' ich dir meinen Liebling, welchen ich sogar für die Rettung aus den Flammen, die mich bei den Irokesen verzehren sollten, nicht abgetreten hätte.“ — Es ist unmöglich, Castainvilles Empfindungen bei dieser Anrede auszudrücken; nicht, als wäre die Schenkung ihm befremdend gewesen, denn er wusste wohl, dass Ehescheidungen unter den Wilden kein seltenes Ereignis sind, jedoch in der Überzeugung, Azakia werde nicht in diesen Vorschlag willigen, hielt er's für Verpflichtung, eine gleiche Großmut an den Tag zu legen. Er schlug feierlich aus, wonach er sich am glühendsten sehnte. Indessen — Quabi tat kund, er beharre vollkommen auf seinem Entschlusse. Azakia, die aus Pflichtgefühle dem liebenswerten Castainville immer widerstanden, und erst vor Kurzem standhaft erklärt hatte, ihren Gatten nicht überleben zu wollen, glaubte jetzt ihre Neigung frei walten lassen zu dürfen, weil Quabis Wort und Blick es ihr geboren. Sie verbrannte in einem Feuer die zwei Teile der Kornähre, welche ein Symbol ihres Bundes war. Quabi und Azakia umarmten sich zum letzten male; von diesem Augenblicke trat die schöne Wilde in alle Rechte eines freien Weibes zurück. Cölarios Seligkeit war überschwänglich. Quabi teilte eine neue Kornähre mit der jungen Zizena, und diese beiden Paare genossen fortan alle Segen der Liebe und der stillen Häuslichkeit. Keinem der Gatten durfte vor Nebenbuhlerschaft bangen. Sie vergaßen bald, wer ihnen im Besitze ihrer Lebensgefährtin vorausgegangen war, und noch gegenwärtig ist es unter den Huronen der größte Lobspruch: ,,Edel, wie Quabi, treu, wie Azakia, liebend, wie Cölario.“

Bison oder Büffel engl. Buffalo, heißt eine in Nordamerika einheimische, Art wilder Ochsen, welche sich durch eine bedeutende Erhöhung zwischen den Schultern und eine löwenartige Mähne von wolligem Haar auszeichnet, das an dem untern Theile von Hals und Kopf einen langen Bart bildet. Brockh. 1837

Bison oder Büffel engl. Buffalo, heißt eine in Nordamerika einheimische, Art wilder Ochsen, welche sich durch eine bedeutende Erhöhung zwischen den Schultern und eine löwenartige Mähne von wolligem Haar auszeichnet, das an dem untern Theile von Hals und Kopf einen langen Bart bildet. Brockh. 1837