Weinlied, von Claudius

Sei hochgelobt, du Saft der Reben,
Sei hochgelobt, du Himmelskraft!
Du bist erfüllt mit Feuerleben,
Das Mut und Jugend in uns schafft.
Du scheuchst den Kummer, heilst die Kranken
Mit deiner reinen Lebensglut.
Sag' an, sag' an, die dürren Ranken,
Wie zeugen sie solch köstlich Gut?

Ein Wunder treibt aus dürrem Reise
Der jungen Blätter saftig Grün,
Ein Wunder lässt, versteckt und leise,
Das Knöspchen still bescheiden blüh'n.


Und aus der still bescheidnen Blüte
- Enthüllt sich, ist's ein Wunder nicht? —
Durch eines reichen Gebers Güte
Die Traube, die der Winzer bricht.

War' uns der Geber nicht gewogen,
Der auch die Traub' aus Nichts erschafft,
Er hätt' uns nicht die Reb' erzogen
Mit ihrer stillen Wunderkraft.

Nun sagt: wie soll man würdig danken
Für solch ein köstliches Geschenk?
Bleibt, Brüder, in den heil'gen Schranken,
Und seid des Gebers eingedenk!

Claudius.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 2
Reiner Wein ist Rosenwasser

Reiner Wein ist Rosenwasser

Lasst herum die Gläschen gehen

Lasst herum die Gläschen gehen

alle Kapitel sehen