Die Früchte und die Traube, von Rückert


Wie vielfarbiges Edelgestein
Auf smaragdener Schale
Unter'm Deckel von Saphirschein,
Glänzen die Früchte im Thale.

Sie alle sind Halbedelgestein,
Trüb', undurchsichtig im Grunde;
Ganz klar im Aug' ist die Traub' allein,
Und zerschmelzend im Munde.


Alle sind, wie der Granatenkern
Proserpina's, erdteilhaftig,
Und dem olympischen Tische fern,
Nur die Traub' ist nektarsaftig.

Jede andre Erdenkost
Dämpft Geistes Himmelsfunken;
Nur die Traub' ist gegess'ner Most,
Noch eh' sie als Most wird getrunken.

Da das Trinken viel edler ist,
Und Essen im Wert muss sinken:
O wüchsen mir Trauben zu jeder Frist,
Um auch mein Essen zu trinken.

Rückert.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 2