Die Bäume, von W. Müller

Grüne Bäume, kühle Schatten,
In den Wäldern, auf den Matten,
Seid dem Wandrer immer hold!
Wollt an seine Straß' euch stellen,
Flüsternd euch ihm zugesellen
In des Mittags schwüler Glut!

Hat das Stadttor mich empfangen,
Such' ich wieder mit Verlangen
Nach dem ersten grünen Baum,
Der mit seinen frischen Zweigen
Mir den rechten Weg will zeigen
Zu dem kühlen Labewein.


Euch begrüß' ich auch, ihr Linden,
Mag euch gern auf Märkten finden
Dicht und kugelrund belaubt.
In des Abends Feierstunde
Führt mich die gewohnte Runde
Immer zu den Bäumen hin.

Vöglein in den Wipfeln singen,
Und die Funkenwürmchen schwingen
Ihre Lichter in dem Grün;
Unten wollen sich ergehen
Die im Dunkel sich verstehen
Besser als im Sonnenschein.

Heim in meines Mädchens Garten
Grünen Bäume vieler Arten,
Doch vor allem preiß' ich dich,
Baum, in dessen glatten Rinden
Unsre Namen sind zu finden
Und ein flammend Herz darum.

Haben oft dabei gesessen
Und des Scheidens gar vergessen,
Meinend, dass wir wären eins,
Wenn wir so in eins verschlungen,
So von einem Brand durchdrungen
Unsre beiden Namen sah'n.

Wilhelm Müller.





Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 2