Der Wald, von Matthison

        - me gelidum nemus
        Secernit populo.


        Hor.


Herrlich ist's im Grünen!
Mehr als Opernbühnen
Ist mir Abends unser Wald,
Wenn das Dorfgeläute
Dumpfig aus der Weite
Durch der Wipfel Dämmrung hallt.

Hoch aus mildem Glanze
Streut, im leichten Tanze,
Mir das Eichhorn Laub und Moos;
Fink und Amsel rauschen
Durch die Zweig' und lauschen
Rings im jungen Maigesproß.

In der Abendhelle
Funkelt die Libelle,
Sanft am Farrenkraut gewiegt;
Mückenschwärm' erheben
Sich aus Binsengräben,
Und der braune Schröter fliegt.

Iris und Ranunkel
Blüh'n im Weidendunkel,
Wo durch Tuff die Quelle schäumt,
Die mit Spiegelglätte
Dort im Rasenbette
Wies' und Birkental umsäumt.

Ob dem Felsenpfade
Schimmert die Kaskade,
Wie ein flatternd Silberband,
Hell durch Laubgewimmel
Blinkt der Frühlingshimmel,
Und der Berge Schneegewand.

Zauberisch erneuen
Sich die Phantaseien
Meiner Kindheit hier so licht!
Rosenfarbig schweben
Duftgebild' und weben
Ein elysisch Traumgesicht.

Matthison.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 2