Lob des Pferdes, vom Amrilkais durch Rückert

              (Der Jagdritt des Amrilkais.)

Früh ritt ich, als die Vögel noch in den Nestern lagen,
Auf einem Langgestreckten, der Flücht'ges kann erjagen,


Der vordringt und zurückspringt, anrennt und umrennt wieder,
Als wie ein Gießbach rollet vom Berg den Felsblock nieder;

Von dessen glattem Rücken die Satteldecke gleitet,
Wie von der Steinwand glitschet, wer an ihr niederschreitet;

Der schmächtig ist, doch brauset vor Wut, und also schnaubet,
Dass man des Kessels Brausen im Sud zu hören glaubet.

Er macht von seiner Kruppe den leichten Reiter fliegen,
Und dem das Kleid entfallen, der fester aufgestiegen.

Er wirbelt wie der Kreisel, gedreht von einem Knaben,
Dess beide Händ' ihm folgen, und an der Schnur ihn haben.

Er hat des Straußes Läufe und eines Hirsches Kroppe,
Ein alter Wolf im Strecklauf, ein Füchslein im Galoppe.

Vollschenklig; wenn von hinten du ihn betrachtest, leget
Grad in den Spalt ein Schweif sich, der nicht den Boden feget.

Auf seinem Buge scheinet zu liegen allenthalben
Der glatte Stein, auf welchem die Bräute reiben Salben.

Da stieß uns auf ein Rudel, als wären seine Geisen
Jungfrau'n, Betumgang haltend, im Schleppgewand, dem weißen;

Die da zurück sich schoben, wie eine Schnur Korallen
Am Hals des edlen Knaben, des ahnenreichen, wallen.

Er aber trug den Führern des Zug's mich zu, vorüber
Den hintersten der Heerde, die drunter ging und drüber;

Wo einen er der Böcke zugleich und eine Geis'
Zum Schusse bracht', und drüber vergoss kein Tröpfchen Schweiß.

Da rüsteten die Köche das Fleisch; das briet zum Teile
Auf glüh'ndem Stein, weil and'res im Topf sott in der Eile.

Da staunten alle Blicke, als Abends heim wir ritten,
Die meinen Hengst erklommen, und an ihm niederglitten.

Das Blut der Rudelführer an seinen Schläfen war
Zu seh'n wie Hennafärbung an eines Greisen Haar.

Er aber blieb die Nacht durch, mit Sattel und mit Zaum,
Vor meinen Augen stehend, nicht schweift' er um im Raum.

Amrilkais durch Rückert.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 2