Hirtenlied, Volkslied

Ach, wie so sanft ruh' ich hie
Bei meinem Vieh!
Da schlaf ich süß im Moos,
Dem Glücke in dem Schoos,
Ganz sorgenlos.
Wenn ich die prächtigen Schlösser beschau',
Sind sie gegen mir,
So zu sagen, schier
Ein kühler Tau.

Kommt dann das Morgenrot,
So lob' ich Gott;
Dann mit der Feldschalmei
Ruf' ich das Lämmergeschrei
Ganz nahe herbei:
Da ist kein Seufzer, kein trauriger Ton;
Denn die Morgenstund
Führet Gold im Mund,
Baut mir einen Thron.


Kommt dann die Mittagszeit,
Bin ich voller Freud'.
Da grast das liebe Vieh,
Geis, Lämmer, Schaf' und Küh',
Auf grüner Haid.
Setz mich in Schatten hin, esse mein Brod;
Bei meinem Hirtenstab,
Schwör' ich, dass ich hab'
Niemals eine Not.

Endlich seh' ich von fern
Den Abendstern;
Dort drauß' am Wasserfall
Schlaget die Nachtigall,
Gibt Widerhall,
Freiheit in Armut gibt Reichtum und Sieg;
Allem Pomp und Pracht
Sag' ich gute Nacht,
Und bleib ein Hirt.

Volkslied.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 2