Die Herde im Walde, von v. Gaudy

Wo hundertjähr'ge Eichen
Verschränken Ast mit Ast.
Und sich die Zweige reichen
Zum grünen Waldpalast;
Dort, wo aus üpp'gen Wiesen
Die Eichel keimend dringt,
Und an dem Fuß des Riesen
Der Sproß hervor sich ringt —

Dort ruht im schwarzen Bette
Ein stiller klarer Teich,
Auf dessen Spiegelglätte
Sich wiegt ein Nebel weich.
Die wilden Enten schwingen
Laut schreiend sich empor,
Die schnarr'nden Dommeln singen
Nur heimlich noch im Rohr.


Und durch die Eichenstämme
Zieht eine Heerd' einher,
Sie lenket nach der Schwemme
Die Tritte träg und schwer,
Des Stieres Knie umspülen
Die Wellen klar und rein;
Er schlürft die schattenkühlen
In langen Zügen ein.

Die schönen wähl'gen Tiere,
Wie weiden sie allein?
Nicht ferne pflegt vom Stiere
Der Hirte sonst zu sein.
Bald ist es Zeit zu kehren,
Es dunkelt schon gemach:
Die Hirtin läuft nach Beeren,
Der Hirt der Hirtin nach.

v. Gaudy.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 2