Die Haustiere, von R. Z. Becker

Als Adam nach dem Sündenfall
        Sein Schicksal überdachte,
Wohin Verführung, Lüsternheit,
        Misstrauen und Unfolgsamkeit
Durch eig'ne Schuld ihn brachte;

Ging er, gebeugt, mit trübem Sinn,
        Umher im weiten Felde;
Da wuchs kein Korn, kein Hälmchen stand,
        Nur Dorn und Disteln trug das Land,
Und Hederich und Melde.


„Wer zieht mir nun den schweren Pflug?
        Wer eggt den Acker eben?
Wer bringt die Steine wohl heraus?
        Und haben wir auch Brod im Haus,
Wer wird uns Zukost geben?“

Da wieherte das Pferd ihm zu:
        Was quält er sich mit Sorgen?
Herr Adam, ich steh' ja bereit,
        Zum Reiten, Fahren, weit und breit,
Will seinem Wink gehorchen.

Der Ochse brüllt: Gott grüß' ihn schön,
        Herr Adam, keine Grillen!
Mit harter Stirn' zieh' ich den Pflug,
        Bald gibt der Acker Brods genug,
Den Hunger ihm zu stillen.

Und ich, brummt auch die Kuh darein,
        Ich will mit Milch ihn laben;
Und hält er seine Frau hübsch an,
        Die Käs' und Butter machen kann,
So wird er vollauf haben.

Der Esel kam dazu und schrie:
        Hat er noch keinen Wagen,
Herr Adam, steh' ich zu Befehl
        Und will ich gern sein Korn und Mehl
Auf meinem Rücken tragen.

Das Schaf blökt': Ist es ihm zu kalt,
        Lass er die Frau sich rühren,
Aus meiner Wolle Fäden dreh'n
        Und ihm ein Wams zusammen näh'n,
Da wird er nicht erfrieren.

Drauf grunzte auch das fette Schwein:
        Will er des Sonntags Braten,
So schlacht' er mich nur immerhin;
        Das Leben ist mir kein Gewinn
Aus Mangel guter Taten.

Sollt' er vielleicht auch ein Gelüst
        Nach Eierkuchen haben,
Herr Adam? gackerte das Huhn,
        Und legt' ihm, ungebeten, nun
Ein Ei zu diesen Gaben.

Der Hund umschwänzelt ihn und bellt:
        Dass er des Nachts im Bette
Samt seiner Frau sanft ruhe aus,
        Bewach' ich treulich Hof und Haus,
Verbitte nur die Kette.

Miau, maut auch die Katze noch;
        Die vielen schönen Sachen,
Herr Adam, will ich mir zum Spaß
        Vor Ratten- und vor Mäusefraß
Bei Tag und Nacht bewachen.

In Gnaden und mit schönem Dank
        Nahm Adam das Versprechen
Der Tiere ihm zu dienen an,
        Und er verhieß als Ehrenmann
Dem lieben Vieh dagegen:

Dass er es, als ein guter Herr,
        Auch wohl versorgen wolle;
Dass jedes kriege, was ihm recht,
        Und weder Kind, noch Magd, noch Knecht
Sein Hausvieh quälen solle.

R. Z. Becker.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 2