Das Schwein, von Brockes

Nun wird auch zu gleicher Absicht das so zahm' als wilde Schwein,
Ein dem Menschen nützlich's Tier, billig zu betrachten sein.
Es hat eine spitze Schnauze, kurzen Hals, gespalt'ne Klauen,
Einen Rüssel, nied're Beine, starke Borsten, dicke Haut,
Waffen, womit oft die wilden sonderlich gewaltig hauen.
Es ist leicht zu unterhalten. Alles frisst es, Früchte, Kraut,
Eicheln, Büchen, Spülicht, Bohnen, Wurzeln, Treber, ja was man
In der Wirtschaft von dem Abfall sonst fast gar nicht brauchen kann.
Es ist dieses Tier so fruchtbar, dass es oft in einem Jahr
Zweimal ferkelt, und zur Zeit wohl auf achtzehn Junge bringet,
Wodurch denn in unsrer Wirtschaft mannigfacher Nutz entspringet.
Speck und Fleisch, der Kopf, die Ohren, Würste, Schinken, roh und gar,
Auch der Rüssel, Zungen, Füße liefern uns manch' schön Gericht;
Und es fehlt in Arzeneien auch an manchem Nutzen nicht.
Haut und Borsten dienen uns, ja was geben uns im Jagen
Auch die wilden Schweine nicht für Ergötzen und Behagen!
So gestehe dann ein jeder, voll Erkenntlichkeit, mit mir,
So von wild als zahmen Schweinen, es sei ein sehr nutzbar Tier,
Und erheb' und ehr und preise den, der sie uns schenkt, dafür!

Brockes.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 2