Das Pferd, von Brockes

Dieses scheint vor allen Tieren einen Vorzug fast zu haben,
Da es meist in allen Ständen, selber vom Monarchen an
Bis zum Bauren, dient und nützt und man seiner vielen Gaben
Nicht im Frieden, nicht im Kriege, nirgend fast entbehren kann.
Dieses Tier ist, uns zu helfen, Lasten für uns aufzuheben,
Zu der Handlung, zu den Reisen ist es brauchbar, und das Feld
Wird, zusammt der Jägerei, nur durch Pferde wohlbestellt;
Zur Parade, zu den Posten. Ja, wer wird die Dienste nennen,
Die wir, so zum Nutz als Schutz, durch dies Tier erhalten können?
Wenn man seinen Wuchs betrachtet, wenn man seinen Mut erwägt,
Scheint in adliger Gestalt auch ein Geist darin gelegt,
Der für Pracht und Ruhm empfindlich; welches an den andern Tieren,
Wenigstens in solchem Maße und so deutlich, nicht zu spüren.
Wenn wir nun sowohl von außen seinen Anstand, der so schön,
Als der Glieder Symmetrie, ernstlich und bedachtsam seh'n,
Wenn wir, dass sein frecher Geist doch sich zähmen lässt, betrachten,
Wenn wir auf den vielen Nutzen, den dies Tier uns bringet, achten,
Sollten wir denn nicht den Schöpfer zu bewundern Ursach' finden?
Sollten wir nicht auch bei Pferden denken, Lust und Dank verbinden?
Sollten wir darin nicht Weisheit, Macht und Liebesspuren seh'n
Und die Weisheit, Macht und Liebe durch Bewund'rung nicht erhöh'n?

Brockes.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 2