Herbstlied, von Voss

Wohl ist der Herbst ein Ehrenmann;
Er bringt uns Schnabelweide!
Auch Nas' und Auge lockt er an,
Und überspinnt talab, bergan
Das Feld mit bunter Seide!

Schon lange lüstert uns der Gaum,
Aus seinem Korb zu naschen!
Wann reift doch Apfel, Pfirsch' und Pflaum'?
Oft seh'n und hören wir im Traum,
Wie's niederrauscht, und haschen.


Schaut auf, und jubelt hoch im Tanz,
Wie sich die Bäume färben!
Gelb, rot und blau im bunten Glanz!
Er kommt, er kommt im Asterkranz,
Der Herbst mit vollen Körben!

Von Früchten regnet's rund herum,
Und was nur geh'n kann, sammelt:
Der Eine läuft den Andern um,
Der schreit und macht den Rücken krumm:
Und alles schmaust und dammelt.

Was blinkt von jener Mauer her
So gelb und schwarz im Laube?
Die Leiter an! Wie voll und schwer!
Den Trauben drängt sich Beer' an Beer',
Den Ranken Traub' an Traube!

Was rauscht und klappert dort und kracht?
Da hagelt's welsche Nüsse!
Frisch, abgehülst und ausgemacht!
Wie euch der Kern entgegen lacht,
Milchweiß und mandelsüße!

Der Baum dort mit gestütztem Ast
Will auch so geme geben!
Den Apfelbrecher her in Hast,
Und nehmt behend ihm seine Last,
Im Winter was zu leben!

Am Abend prang', o Herbst, zur Schau
Dein Opfer auf dem Tische.
Ein hoher Pyramidenbau
Von edler Frucht, gelb, rot und blau,
In lachendem Gemische!

Komm, Boreas, und stürme du
Das Laub den Bäumen nieder!
Wir machen dir das Pförtchen zu
Und naschen Nuss und Obst in Ruh,
Und trinken klaren Cider!

Voß.





Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 2