Der Apfelbaum, von Houwald

Herr Apfelbaum, ich lieb' dich recht!
Du bist ein alter treuer Knecht.
Zu dir komm' ich manch' Jahr schon her
Und sind' nie deine Taschen leer!
Drum sag' ich frei: Dich lieb' ich recht,
Du bist ein alter treuer Knecht!

Steh' ja hübsch grade, wird's auch schwer,
Und wanke nicht so hin und her!
Du wirst sonst wahrlich schief und schräg —
Wirf lieber von der Last was weg! —
Man lobt dich doch als einen Mann,
Der mehr als and're tragen kann.


Du schüttelst leise mit dem Kopf?
Du fürchtest deinen Herrn, du Tropf?
Dienst du ihm nicht so lange schon,
Und nimmst nicht einen Dreier Lohn?
Er schilt dich nicht, wenn von der Last
Du auch was abgeworfen hast. —

Jetzt kommt dein Herr; von Ast zu Ast
Nimmt er dir ab die schwere Last.
Er trägt sie heim nach Fach und Schrank
Und sagt dir nicht ein Wörtchen Dank.
Du aber meinst: Wer nützt und nährt,
Nicht erst in Worten Dank begehrt.

E. v. Houwald.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 2