Landlied für Mädchen, von Salis

Seht, Gespielen, seht, die Flur
Blühet nur,
Um der Unschuld zu gefallen.
Lasst uns froh am Blumenrain
Und im Hain
Unter jungen Schatten wallen.

Durch der Wiese zartes Grün
Ringsum blüh'n
Tausend Blumenkelch' und Dolden,
Hell von Sonnenschein und Tau,
Himmelblau,
Rot und violett und golden.


Wählt die Düftevollen aus
Euch zum Strauß,
Dass er prang' am weichen Mieder.
Strebt der Busen aus dem Flor
Halb hervor,
Wall' er bergend auf ihn nieder.

Ohn' ein starres Staatsgewand
Eilt auf's Land,
Ohne Perlen und Geschmeide;
Freier hebt, voll Frühlingslust,
Sich die Brust
Unter leichtem Schäferkleide.

Unentstellt von Ziererei,
Los und frei
Lasst die langen Flechten hangen;
Und zerstreuter Locken Spiel
Säus'le kühl
Um die warmen Rosenwangen.

Schürzt euch leicht zum Reihentanz;
Biegt zum Kranz
Rosmarin voll blauer Blüte;
Und ein weit umschlungnes Band
Flieg' am Rand
Eurer gelben Halmenhüte.

Auf des Waldes Farrenkraut
Setzt vertraut
Euch zusammen, kos't und singet,
Bis des Abends falber Schein
In den Hain
Durch die Espenwipfel dringet.

v. Salis.




Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 2