Das Milchmädchen, von Voß

Mädchen nehmt die Eimer schnell,
Habt ihr ausgemolken;
Seht die Sterne blinken hell,
Und der Vollmond guckt so grell
Aus den krausen Wolken.

Lieg' und wiederkäu' in Ruh'
Dein gesundes Futter!
Alles, gute fromme Kuh,
Milch und Käse schenkest du,
Rahm und süße Butter.


Ruhig läuten durch das Feld
Dumpfe Rinderglocken;
Und der Hund im Dorfe bellt,
Und der Schlag der Wachtel gellt
Im betauten Roggen.

Mädchen singt mit frohem Schall;
Wer nicht singt, dem grauet.
Hort den schönen Wiederhall
Dort im Wald und Erlental,
Wo der Hase brauet.

Töchterlein, nimm dich in Acht,
Komm mir bald zu Hause!
Sagt die Mutter: in der Nacht
Schwärmt des Teufels wilde Jagd
Mit des Sturms Gesause!

Ein gehörnter schwarzer Mann
Kommt oft hulter pulter!
Guckt mit glüh'ndem Aug' dich an,
Kneipt dich mit der Krall', und dann
Hockt er auf die Schulter!

Mädchen wandelt früh und spät,
Trotz den klugen Müttern.
Wer auf guten Wegen geht
Und auf Kreuze sich versteht,
Darf vor Spuk nicht zittern.

Zwar mich fasst ein Bösewicht
Manchmal um den Nacken;
Aber rot ist sein Gesicht,
Und mit Krallen kneipt er nicht
Freundlich meine Backen.

Dieser heißt, das Ohr gespitzt!
Wilhelm und so ferner:
Zwar sein blaues Auge blitzt;
Aber wenigstens bis itzt
Trägt er keine Hörner.

Voß.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 2