Das Landmädchen, von Robert Burns

Im Sommer, als das Heu gemäht,
Wenn weiß der Klee im Felde blüht,
Wenn grün das Korn im Acker weht
Und rings am Haus die Rose glüht,
Sagt Elsbeth in der Melkerei:
Komm', was da will, es wird gefreit!
Darauf ein runzlig Mütterlein:
„Ein guter Rat bringt nimmer Leid.
Sieh', du hast mehre Freiersleut'
Und bist noch, denk' ich, jung genug;
So wart' ein Weilchen, sorg', dass Küch'
Und Kammer voll und wähle klug:
Der John von Buskie-glen hat Stall
Und Scheuer voll auf seinem Gut,
Und, liebes Hühnchen, glaub' mir nur,
Dass Geld wohl schürt der Liebe Glut,“

Ei was, der John von Buskie-glen
Geht keinen Pfifferling mich an:
Er liebt so sehr sein Vieh und Korn,
Dass er mich nimmer lieben kann.
Doch Robins Auge blinkt so froh,
Und er, das weiß ich, ist mir hold;
Ein Blick von ihm — ich gäb' ihn nicht
Für Buskie-glen und all' sein Gold.


„O Dirn, das Leben ist ein Kampf,
Im besten Fall selbst ohne Rast;
Doch leichter ficht die volle Hand,
Und Hunger ist ein böser Gast;
Wenn Dieser spart, gibt Der gern aus
Und Eigensinn folgt eigner Lust;
Doch brau'st du, schönes Kind, bedenk,'
Dass du den Trank auch trinken musst.“

Ja, Geld erkauft mir Ackerland,
Und Geld erkauft mir Schaf' und Vieh;
Jedoch ein zärtlich Herz voll Lieb'
Erkauft mir Gold und Silber nie.
Robin und ich wir sind zwar arm,
Doch ist der Liebe Bürde leicht:
Zufriedne Lieb' bringt Fried' und Freud,' —
Und hat die Königin mehr vielleicht?

Robert Burns.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 2