Bienenlied, aus der Knaben Wunderhorn

(Fliegendes Blatt.)

        Ein Liedlein will ich singen
Von Honigvögelein,
Die hin und her sich schwingen,
Wo bunte Blumen sein.
Das Völklein in dem Grünen,
Es schmauset auf der Weid';
Ich singe von den Bienen
Auf dieser freien Haid'.


        Der Winter hält gefangen
Das zarte Jungfernvolk,
Bis dass der Schnee vergangen,
Frost, Schauer, Nebelwolk',
Und wenn die Weste stimmen
Nach linder Lenzen Art,
So machen sich die Immen
Auf ihre Blumenfahrt.

        Sie ziehen mit der Trummel,
Der Stachel weist das Schwert;
Ihr Brummel und Gehummel
Hat Niemand noch gefährd't.
Sie nehmen sonder Morden
Den zarten Blumenraub,
Und ihre Beut' ist worden
Der Baum und Blüthen Laub.

        Wie sie die Wachsburg bauen
Aus güld'nem Pergament,
Kann Niemand nicht beschauen;
Ja keines Künstlers Hand'
Hat man so sehr bewundert,
Die Zimmerchen so gleich,
Sechseckigt ist gesondert
Das Honigkönigreich.

        Man sieht sie friedlich leben
Ohn' Eigennutz und Streit,
In steter Mühe weben
Zu Lenz und Winterzeit;
Sie pflegen einzutragen
Der Blumen Saft und Tau,
Und führen mit Behagen
Gesammt den Zuckerbau.

Volkslied. (Aus des Knaben Wunderhorn.)


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 2