Winterlied, von Krummacher

Wie ruhest du so stille
In deiner weißen Hülle,
Du mütterliches Land!
Wo sind des Frühlings Lieder?
Des Sommers bunt Gesieder,
Und dein beblümtes Festgewand?

Du schlummerst nun entkleidet;
Kein Lamm, kein Schäflein weidet
Auf deinen Au'n und Höh'n.
Der Vöglein Lied verstummet,
Und keine Biene summet,
Doch bist du auch im Winter schön.


Die Zweig' und Ästlein schimmern,
Und tausend Lichter flimmern,
Wohin das Auge blickt.
Wer hat dein Bett bereitet,
Die Decke dir gespreitet,
Und dich so schön mit Reif geschmückt?

Der gute Vater droben
Hat dir dein Kleid gewoben,
Er schläft und schlummert nicht.
So schlummre denn in Frieden,
Der Vater weckt die Müden
Zu neuer Kraft, zu neuem Licht.

Bald in des Lenzes Weh'n
Wirst du verjüngt erstehen
Zum Leben wunderbar.
Sein Odem schwebt hernieder,
Dann, Erde, stehst du wieder
Mit einem Blumenkranz im Haar.

Krummacher.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 1