Sommerbilder, von Hebel

        Blaue Berge!
Von den Bergen strömt das Leben.
Reine Luft für Mensch und Vieh,
Wasserbrünnlein spät und früh
Müssen uns die Berge geben.

        Frische Matten!
Grüner Klee und Dolden schießen;
An der Schmehle schlank und fein
Glänzt der Thau wie Edelstein,
Und die klaren Bächlein fließen.


        Schlanke Bäume!
Muntrer Vögel Melodeien
Tönen im belaubten Reiß,
Singen laut des Schöpfers Preis.
Kirsche, Birn' und Pflaum' gedeihen.

        Grüne Saaten!
Aus dem zarten Blatt enthüllt sich
Halm und Ähre, schwankt schön,
Wenn die milden Lüste weh'n,
Und das Körnlein wächst und füllt sich.

        An dem Himmel
Strahlt die Sonn' im Brautgeschmeide,
Weiße Wölklein steigen auf,
Zieh'n dahin im stillen Lauf;
Gottes Schäflein geh'n zur Weide.

        Herzensfrieden,
Woll' ihn Gott uns allen geben!
O dann ist die Erde schön.
In den Gründen, auf den Höh'n
Wacht und singt ein frohes Leben.

        Schwarze Wetter
Überzieh'n den Himmelsbogen,
Und der Vogel singt nicht mehr.
Winde brausen hin und her,
Und die wilden Wasser wogen.

        Rote Blitze
Zucken hin und zucken wieder,
Leuchten über Wald und Flur.
Bange harrt die Kreatur,
Donnerschläge stürzen nieder.

        Gut Gewissen,
Wer es hat, und wer's bewachet,
In dm Blitz vom Weltgericht
Schaut er, und erbebet nicht,
Wenn der Grund der Erde krachet.

Hebel.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 1