Ländliche Freuden, von Gleim

O Freund, dem unter niederm Dach
Die sel'ge Zeit verfließt,
So wie der sanfte Silberbach
Sich durch die Au' ergießt!

Dein Schlaf fliegt mit der Dämmrung fort;
Du eilest, satt der Ruh,
In's Feld: Gesundheit strömt dir dort
Aus tausend Blumen zu.


Du siehst die Flur sich ihre Brust
Mit Perlen überziehn,
Du siehst von jugendlicher Lust
Des Himmels Wange glühn.

Der Vogel hüpft von Zweig auf Zweig,
Und jubeliert dir vor:
Dein frohes Loblied steigt zugleich
Mit seinem Lied' empor.

Du fühlst, wie Zephyrs linder Hauch
Den schwülen Mittag kühlt,
Indem er hier mit Baum und Strauch,
Und dort mit Ähren spielt.

Du trinkst den süßen Traubenmost,
Und schöpfest frischen Mut;
Dein Feldbau würzet dir die Kost,
Und schafft dir leichtes Blut.

Du schläfst, wo dir ein Platz gefällt,
Zufriednen Herzens ein.
Dein ist die ganze schöne Welt,
Der ganze Himmel dein.

Gleim.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 1