Ein Lied vom Reisen, von Claudius
Seht meine lieben Bäume an,
Wie sie so herrlich steh'n,
Auf allen Zweigen angetan
Mit Reisen wunderschön!
Von unten an bis oben 'naus
Auf allen Zweigelein
Hängt's weiß und zierlich, zart und kraus,
Und kann nicht schöner sein;
Und alle Bäume rund umher
All' alle weit und breit
Steh'n dageschmückt mit gleicher Ehr,
In gleicher Herrlichkeit.
Und sie beäugeln und beseh'n
Kann jeder Bauersmann,
Kann hin und her darunter geh'n
Und freuen sich daran.
Auch holt er Weib und Kinderlein
Vom kleinen Feuerherd,
Und marsch mit in den Wald hinein:
Und das ist wohl was wert.
Einfältiger Natur - Genuss,
Ohn' Alfanz d'rum und d'ran,
Ist lieblich, wie ein Liebeskuss
Von einem frommen Mann.
Ihr Städter habt viel schönes Ding,
Viel Schönes überall,
Kredit und Geld und goldne Ring,
Und Bank und Börsensaal!
Doch Erle, Eiche, Weid' und Ficht'
Im Reisen nah' und fern —
So gut wird's Euch nun einmal nicht
Ihr lieben reichen Herr'n!
Das hat Natur, nach ihrer Art
Gar eignen Gang zu geh'n,
Uns Bauersleuten aufgespart,
Die anders nichts versteh'n.
Viel schön, viel schön ist unser Wald!
Dort Nebel überall,
Hier eine weiße Baumgestalt
Im vollen Sonnenstrahl.
Lichthell, still, edel, rein und frei,
Und über alles sein! —
O aller Menschen Seele sei
So lichthell und so rein!
Wir seh'n das an, und denken noch
Einfältiglich dabei:
Woher der Reif, und wie er doch
Zu Stande kommen sei?
Denn gestern Abend Zweiglein rein,
Kein Reisen in der Tat! —
Muss einer doch gewesen sein,
Der ihn gestreuet hat.
Ein Engel Gottes geht bei Nacht,
Streut heimlich hier und dort.
Und wenn der Bauersmann erwacht,
Ist er schon wieder fort.
Du Engel, der so gütig ist,
Wir sagen Dank und Preis.
O mach' uns doch zum heil'gen Christ
Die Bäume wieder weiß!
Claudius.
Wie sie so herrlich steh'n,
Auf allen Zweigen angetan
Mit Reisen wunderschön!
Von unten an bis oben 'naus
Auf allen Zweigelein
Hängt's weiß und zierlich, zart und kraus,
Und kann nicht schöner sein;
Und alle Bäume rund umher
All' alle weit und breit
Steh'n dageschmückt mit gleicher Ehr,
In gleicher Herrlichkeit.
Und sie beäugeln und beseh'n
Kann jeder Bauersmann,
Kann hin und her darunter geh'n
Und freuen sich daran.
Auch holt er Weib und Kinderlein
Vom kleinen Feuerherd,
Und marsch mit in den Wald hinein:
Und das ist wohl was wert.
Einfältiger Natur - Genuss,
Ohn' Alfanz d'rum und d'ran,
Ist lieblich, wie ein Liebeskuss
Von einem frommen Mann.
Ihr Städter habt viel schönes Ding,
Viel Schönes überall,
Kredit und Geld und goldne Ring,
Und Bank und Börsensaal!
Doch Erle, Eiche, Weid' und Ficht'
Im Reisen nah' und fern —
So gut wird's Euch nun einmal nicht
Ihr lieben reichen Herr'n!
Das hat Natur, nach ihrer Art
Gar eignen Gang zu geh'n,
Uns Bauersleuten aufgespart,
Die anders nichts versteh'n.
Viel schön, viel schön ist unser Wald!
Dort Nebel überall,
Hier eine weiße Baumgestalt
Im vollen Sonnenstrahl.
Lichthell, still, edel, rein und frei,
Und über alles sein! —
O aller Menschen Seele sei
So lichthell und so rein!
Wir seh'n das an, und denken noch
Einfältiglich dabei:
Woher der Reif, und wie er doch
Zu Stande kommen sei?
Denn gestern Abend Zweiglein rein,
Kein Reisen in der Tat! —
Muss einer doch gewesen sein,
Der ihn gestreuet hat.
Ein Engel Gottes geht bei Nacht,
Streut heimlich hier und dort.
Und wenn der Bauersmann erwacht,
Ist er schon wieder fort.
Du Engel, der so gütig ist,
Wir sagen Dank und Preis.
O mach' uns doch zum heil'gen Christ
Die Bäume wieder weiß!
Claudius.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 1