Der Lenz, von A. Grün

Da kommt der Lenz, der schöne Junge,
Den Alles lieben muss,
Herein mit einem Freudensprunge
Und lächelt seinen Gruß.

Und schickt sich gleich mit frohem Necken
Zu all' den Streichen an,
Die er auch sonst dem alten Recken,
Dem Winter, angetan.


Er gibt sie frei, die Bächlein alle,
Wie auch der Alte schilt,
Die der in seiner Eisesfalle
So streng gefangen hielt.

Schon zieh'n die Wellen flink von dannen
Mit Tänzen und Geschwätz,
Und spötteln über des Tyrannen
Zeronnenes Gesetz.

Den Jüngling freut es, wie die raschen
Hinlärmen durch's Gefild,
Und wie sie scherzend sich erhaschen
Sein aufgeblühtes Bild.

Froh lächelt seine Mutter Erde
Nach ihrem langen Harm;
Sie schlingt mit jubelnder Geberde
Das Söhnlein in den Arm.

In ihren Busen greift der Lose
Und zieht ihr schmeichelnd keck
Das sanfte Veilchen und die Rose
Hervor aus dem Versteck.

Und sein geschmeidiges Gesinde
Schickt er zu Berg und Tal:
„Sagt, dass ich da bin, meine Winde,
Den Freunden allzumall“

Er zieht das Herz an Liebesketten
Rasch über manche Kluft,
Und schleudert seine Singraketen,
Die Lerchen in die Luft,

A. Grün, Graf von Auersperg.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 1