Der Bauer im Winter, von Schubart

Ich leb' das ganze Jahr vergnügt,
Im Frühling wird das Feld gepflügt
Da hängt die Lerche über mir
Und singt ihr krauses Lied mir für.

Und kommt die liebe Sommerszeit,
Wie hoch wird da mein Herz erfreut.
Wenn ich vor meinem Acker steh',
Und so viel tausend Ähren seh'.


Alsbald die Eicheln dengle ich,
Der Grille Lied ergötzet mich;
Dann fahr' ich in das Feld hinaus,
Schneid' meine Frucht und führ's nach Haus.

Im Herbst seh' ich die Bäume an,
Schau Äpfel, Birn' und Zwetschen d'ran;
Und sind sie reif, so schüttl' ich sie,
So lohnet Gott des Bauern Müh. '

Jetzt ist die kalte Winterszeit,
Mein Schindeldach ist überschneit,
Das ganze Feld ist kreideweiß;
Mein Weiher ist bedeckt mit Eis.

Ich aber bleib' bei hellem Mut,
Mein Pfeifle Tabak schmeckt mir gut.
Von mir wird mancher Span geschnitzt,
Wenn's Weible bei der Kunkel sitzt.

Die Kinder hüpfen um mich 'rum,
Und singen heisa dudeldum!
Mein' Urschel und mein kleiner Hans,
Die drehen sich im Schleifertanz.

Und kommt der liebe Sonntag 'ran,
Zieh' ich mein Scharlachwammes an;
Geh' in die Kirch in guter Ruh,
Und hör' des Pfarrers Predigt zu.

Und komm' ich heim, so wird verzehrt,
Was mir der liebe Gott beschert;
Und nach dem Essen les' ich dann
Im Krankentrost und Habermann.

Und bricht die Abendzeit herein,
So trink ich halt mein Schopple Wein;
Da liest der Herr Schulmeister mir
Was Neues aus der Zeitung für.

Dann geh' ich heim, im Köpfle warm,
Und nehm' mein liebes Weib in Arm;
Leg' mich in's Bett und schlaf froh ein —
Kann wohl ein Mensch vergnügter sein?

Fr. Dan. Schubart.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 1