Lied eines Landmanns in der Fremde, von v. Salis

Traute Heimat meiner Lieben,
Sinn' ich still an dich zurück,
Wird mir wohl; und dennoch trüben
Sehnsuchtstränen meinen Blick.

Stiller Weiler, grün umfangen
Von beschirmendem Gesträuch,
Kleine Hütte, voll Verlangen
Denk' ich immer noch an euch!


An die Fenster, die mit Reben
Einst mein Vater selbst umzog;
An den Birnbaum, der daneben
Auf das niedre Dach sich bog;

An die Stunden, wo ich Meisen
Im Hollunderkasten fing;
An des stillen Weihers Schleußen,
Wo ich Sonntags fischen ging.

Was mich dort als Kind erfreute,
Kömmt mir wieder leibhaft vor;
Das bekannte Dorfgeläute
Wiederhallt in meinem Ohr.

Selbst des Nachts in meinen Träumen
Schiff' ich auf der Heimath See;
Schüttle Äpfel von den Bäumen,
Wäss're ihrer Wiesen Klee;

Lösch' aus ihres Brunnens Röhren
Meinen Durst am schwülen Tag,
Pflück' im Walde Heidelbeeren,
Wo ich einst im Schatten lag.

Wann erblick' ich selbst die Linde,
Auf den Kirchenplatz gepflanzt,
Wo gekühlt im Abendwinde
Unsre frohe Jugend tanzt?

Wann des Kirchturms Giebelspitze,
Halb im Obstbaumwald versteckt,
Wo der Storch auf hohem Sitze
Friedlich seine Jungen heckt?

Traute Heimat meiner Väter,
Wird bei deines Friedhofs Tür
Nur einst, früher oder später,
Auch ein Ruheplätzchen mir!

v. Salis.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 1